Augen zu und durch!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Seid Ihr noch dabei? Ich hoffe doch! Was wollt Ihr sonst auch mit der Kohle machen? Mein Appell zum Monatswechsel: Gewöhnt Euch endlich an diese bekloppten Tagesbörsen und nehmt selbst die ganz ungewöhnlichen, teils fast unglaublichen Entwicklungen in ihrem Umfeld mit unerschütterlicher Gelassenheit! Denn anders ist die Nachrichtenflut kaum noch zu ertragen: Putin irritiert Europa (außer Merkel) mit Flugmanövern, während sein Rubel voll abstürzt, Menschen verachtender Krieg im Nahen Osten, unfassbares Flüchtlingselend, neue Formen des Terrorismus auch bei uns, Ausbreitung von Ebola, Aufatmen nach Banken-Stresstest, aber Deutsche Bank (immerhin unser größtes Geldhaus) in den Miesen + Prozesse ohne Ende + Vorstand wird umgebaut, derweil besetzt die Weltmacht Goldman, Sachs weitere Führungsposten, unsere Konjunktur mutmaßlich (= neues Modewort der Medien) im Eimer, eine erste kleine Bank verlangt von Privatkunden Strafzinsen für Einlagen, das Traumschiff „Deutschland“ läuft auf Grund, usw., usw. Und dann, wie ätzend, jeden Tag das Gelabere der Börsenberichterstatter über Bangen und Hoffen, über endlose Notenbankspekulationen und die aktuellen Unternehmensberichte. Nee, ich hab mir inzwischen ein dickes Fell zugelegt.

Sehen wir’s mal positiv, wie die ehrenwerten Fidelitys in einer Handelsblatt-Anzeige: „Wir (groß und fett geschrieben) sind Weltmeister im Fußball und der Herzen, Häuslebauer und Weltentdecker, stolz auf Dichter und Denker und verkraften selbst Supertalente. Und wir Deutschen haben mit 5,2 Billionen Euro so viel Geldvermögen wie nie. Nur eins bereitet uns Kopfzerbrechen: die anhaltend niedrigen Zinsen. Dabei gibt es Lösungen, bei denen sich Sicherheit und solide Erträge nicht ausschließen.“ Dann folgt ein nettes Beispiel - ich hätte ein anderes genommen, etwa einen langfristigen Aktiensparplan, einen internationalen Dividendenrendite-Fonds, oder so was. Denn: Gestern war ja wieder der gute, alte „Weltspartag“. Der heißt so, weil uns an diesem Tag die ganze Welt zuguckt, wie wir sparen - völlig falsch sparen. Auf dem Sparbuch. Man kann’s nicht oft genug beklagen.

Wir bleiben natürlich bei der Aktie, meine Freunde! Ganz cool. Selbst die Inflationspropheten und Deflationsangsthasen schmeißen ihre Warnungen mittlerweile in die Tonne und empfehlen Aktienkäufe. Das stört mich ein bisschen, weil auf einmal alle auf der gleichen Seite stehen, besser: zu stehen scheinen. Wir haben ja noch die Algorithmen und Rein-Raus-Trader. Wenn Ihr Käufer seid, vergesst die Wall Street nicht! Denn die Amis und ihr Dollar werden wieder zur Welt-Lokomotive.

Es kann noch passieren, was will - ein Kursabsturz ist nicht in Sicht. Und richtig schwache Tage (z.B. Dax tief unter 9.000) sind für mich Kauftage. Ein glatter Kauf ist auch ein soeben erschienenes, ungewöhnliches Börsenbuch: „Das Börsenbuch“, von Thomas Müller und Alexander Coels, im Börsenverlag. Ein Buch für Aktienfreaks und solche, die es werden wollen. Wenn Ihr die knapp 500 übersichtlichen Seiten (viele Charts) hinter Euch habt, wisst Ihr auch, warum der Dax im Jahr 2019 (also schon ziemlich bald) die Marke von 20.000 und voraussichtlich 2039 erstmals 100.000 Punkte erreichen kann.

boersenfuchs@onvista.de

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