Dax hat Griechen-Votum überwunden

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Kein Beben, kein Kursrutsch, keine Hektik. Am deutschen Aktienmarkt reagieren die Anleger gelassen auf das griechische Referendum. In den Dienstag startete der Dax sogar mit Gewinnen.

Das überraschend deutliche “Nein” der griechischen Bevölkerung zu den Kürzungs- und Reformvorschlägen der Kreditgeber hat die internationalen Finanzmärkte kaum beeindruckt. Der Dax startete am Montag zwar mit einem Verlust von 2,5 Prozent, zum Handelsschluss betrug das Minus aber nur noch 1,5 Prozent bei 10.890 Punkten. Der EuroStoxx 50 verlor mit 2,2 Prozent auf 3365 Punkte etwas kräftiger. Von einem Kursrutsch oder gar Panik war jedoch nichts zu sehen.

Am Dienstag präsentierte sich der deutsche Aktienmarkt zur Eröffnung sogar wieder in Kauflaune. Der Dax begann den Handelstag mit moderaten Gewinnen und legte rund 0,4 Prozent auf gut 10.930 Punkte zu.

Euro-Gipfeltreffen zur Griechenland-Kirse

Das alles entscheidende Thema bleibt aber weiter der Schuldenstreit Griechenlands mit seinen Kreditgebern. Zwei Tage nach dem Referendum in Griechenland treffen sich heute Abend Spitzenpolitiker der 19 Eurostaaten, um Auswege aus der zugespitzten Schuldenkrise zu finden.

Zunächst beraten in Brüssel die Euro-Finanzminister, ob mit Athen über ein neues Hilfsprogramm verhandelt werden kann. Anschließend treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten. Auch Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, werden teilnehmen.

Athens Regierung hat sich unterdessen mit den griechischen Oppositionsparteien auf eine gemeinsame Linie für die anstehenden Gespräche mit den internationalen Geldgebern verständigt. Danach wird die “Aufnahme substanzieller Gespräche” über eine Umstrukturierung der griechischen Staatsschulden eines der Ziele Athens sein. Das dürfte aber in der Eurogruppe auf Widerstand stoßen.

Griechenlands Banken bleiben geschlossen

Die griechischen Banken bleiben angesichts der schweren Finanzkrise zwei weitere Tage geschlossen. Wie die Präsidentin des Bankenverbandes, Louka Katseli, am Montag mitteilte, wurde die seit gut einer Woche geltende Regelung bis Mittwochabend verlängert. Danach dürfen die Griechen weiterhin maximal 60 Euro am Tag an den Geldautomaten von ihren Konten abheben.

Die EZB hält indes die Notfall-Hilfen an Hellas-Geldhäuser aufrecht. Der EZB-Rat beließ allerdings die Obergrenze für die sogenannten ELA-Notkredite auf dem Niveau vom 26. Juni. Nach Informationen der Tageszeitung “Welt” hatte die griechische Notenbank eine Erhöhung um rund sechs Milliarden Euro beantragt. Ohne Erhöhung könnte den griechischen Banken Ende der Woche das Geld ausgehen.

Eurokurs stabil - Rendite von Staatsanleihen steigt

Nahezu unbelastet vom griechischen Referendum und dem drohende Austritt des Landes aus der Währungsunion zeigte sich der Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert auch am Dienstag weiter über 1,10 US-Dollar und damit nur unwesentlich schwächer als am vergangenen Freitag, als der Eurokurs bei 1,11 Dollar lag.

Heftige Reaktionen gab es am Montag allerdings bei griechischen Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Papiere schoss von 14,85 Prozent auf über 18 Prozent hoch. Anleger verkauften auch Anleihen Italiens, Spaniens und Portugals und trieben damit die Renditen der zehnjährigen Titel dieser Länder in die Höhe. Mit 2,41 bis 3,21 Prozent lagen die Zinsen, die die Länder Investoren bezahlen müssen, aber nur etwa halb so hoch wie zum Höhepunkt der europäischen Schuldenkrise 2012 und weit unterhalb eines Niveaus, das von Volkswirten als kritisch gesehen wird.

Großfusion auf dem deutschen Medienmarkt?

Abseits der Griechenland-Thematik dürften heute Spekulationen über eine Großfusion im deutschen Mediengewerbe die Anleger beschäftigen. Kreisen zufolge prüfen ProSiebenSat.1 und Axel Springer einen Zusammenschluss. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Sprecher beider Unternehmen hätten einen Kommentar abgelehnt.

Ein Händler zeigte sich am Morgen skeptisch über einen Erfolg der in Aussicht gestellten Transaktion: Der Verlagskonzern Springer habe bereits vor zehn Jahren versucht, das TV-Unternehmen ProSieben zu schlucken und sei damals von den Kartellbehörden abgewiesen worden. Ein solches Unterfangen dürfte heute nicht viel leichter werden, glaubt er. Dennoch: Allein die Spekulationen über eine Fusion dürften den Aktien beider Medienhäuser am Dienstag deutliche Kursgewinne bescheren

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