Euro-Raum: Steigende Deflationsangst und sinkende Arbeitslosigkeit

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In der Euro-Zone wächst die Deflationsangst. Die Teuerungsrate fällt auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Gute Nachrichten gibt es indes vom europäischen Arbeitsmarkt, auch wenn das Bild zwiespältig bleibt

Die Inflationsrate in der Euro-Zone sinkt immer weiter. Im Juli verzeichnete das europäische Statistikamt Eurostat nur noch einen Preisauftrieb von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2009. Die Inflation liegt damit weit unter dem von der EZB angestrebten Zielwert von zwei Prozent.

Experten zeigten sich von der niedrigen Teuerungsrate überrascht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten für Juli mit einer gegenüber Juni unveränderten Inflationsrate von 0,5 Prozent gerechnet. Der Preisauftrieb wurde insbesondere durch fallende Energiekosten gedämpft: Sie gaben um ein Prozent nach. Die Preise für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak sanken um 0,3 Prozent.

In Deutschland war die Inflation mit 0,8 Prozent zuletzt so niedrig wie seit Anfang 2010 nicht mehr. Die Gefahr einer heraufziehenden Deflation dürfte die Debatte über höhere Löhne in Deutschland erneut anfachen. Bundesbank und EZB hatten sich jüngst für kräftigere Lohnanhebungen in Deutschland ausgesprochen. Damit sollen Deflationsgefahren im Keim erstickt werden. Eine deflationäre Spirale aus fallenden Preisen und sinkenden Löhnen gilt als Gefahr für das Wirtschaftswachstum, da sie Konsum und Investitionen auf Dauer hemmt.

Arbeitslosigkeit auf ZWei-Jahrs-Tief

Ein konjunktureller Lichtblick kommt unterdessen vom Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit in den 18 Staaten der Euro-Zone ist auf den niedrigsten Wert seit fast zwei Jahren gefallen, bleibt allerdings auf hohem Niveau. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote sei im Juni auf 11,5 Prozent zurückgegangen, teilte Eurostat am Donnerstag in Brüssel mit. Dies sei die geringste Arbeitslosenquote seit September 2012.

In der Euro-Zone gab es nach Schätzungen von Eurostat im Juni 18,412 Millionen Erwerbslose und damit 783.000 weniger als ein Jahr zuvor. Schlusslichter sind Griechenland und Spanien mit Arbeitslosenquoten von deutlich über 20 Prozent. Spanien vermeldete in der vergangenen Woche allerdings einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosenzahl. Im zweiten Quartal dieses Jahres waren 310.000 weniger Menschen arbeitslos als im Vorquartal. Insgesamt hatten nach offiziellen Angaben aber weiter 5,6 Millionen Menschen keine Arbeitsstelle.

Leichter Anstieg in Deutschland

In Deutschland ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Juli um 39.000 auf 2,871 Millionen gestiegen. Die Zunahme gehe allein auf die Sommerpause zurück, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag weiter mit. Der Anstieg sei schwächer ausgefallen als für den Juli üblich. Die Arbeitslosenquote legte im Monatsvergleich um 0,1 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent zu. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Behörde im Juli 43.000 Arbeitslose weniger.

Trotz des leichten Anstieges der Arbeitslosigkeit bewertet Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) die Entwicklung positiv. Der Arbeitsmarkt sei auch Ende Juli “stabil und gut in Form”, so Nahles und betonte, dass die Zahl der offenen Stellen im Juli zugelegt habe.

Eine gegensätzliche Position vertritt hingegen der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Der Arbeitsmarkt sei “nicht so stabil, wie die aktuellen Arbeitslosenzahlen vermuten lassen”. In mehreren industriellen Sektoren werde inzwischen über Entlassungen verhandelt, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach am Donnerstag in Berlin.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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