Fed-Chefin deutet Zinsanhebung an – Dax springt kurz über 10.600 Punkte

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Eine Anhebung der US-Leitzinsen noch in diesem Jahr wird wahrscheinlicher. Das zumindest lassen Äußerungen der US-Notenbankchefin vermuten.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) scheint auf ihre zweite Zinsanhebung nach der Finanzkrise zuzusteuern. Darauf deuten Äußerungen der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen vom Freitag hin. Die Argumente für eine Zinsanhebung seien in den vergangenen Monaten stärker geworden, sagte Yellen auf der renommierten Notenbankkonferenz im amerikanischen Jackson Hole. Einen konkreten Termin für eine mögliche Straffung nannte sie jedoch nicht.

Yellen begründete ihre Einschätzung absehbar steigender Zinsen mit der soliden Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sowie der voraussichtlichen Entwicklung von Wachstum und Inflation. Die Fed rechne für die kommenden Jahre mit einem anhaltend moderaten Wachstum, zusätzlichen Verbesserungen am Arbeitsmarkt und einem Anstieg der Inflation über das Fed-Ziel von zwei Prozent hinaus.

Mit einem scharfen Straffungskurs der Fed dürfte jedoch nach wie vor nicht zu rechnen sein. So bekräftigte Yellen, dass der Leitzins im Laufe der Zeit nur "graduell" ansteigen werde. Zudem wies sie abermals darauf hin, dass die Zinsentscheidungen der Notenbank von der konjunkturellen Entwicklung abhingen und keinem vorab festgelegten Kurs folgten. Mit diesen Formulierungen will sich die Fed geldpolitischen Spielraum erhalten.

Die Rede der Fed-Chefin war an den Finanzmärkten mit Spannung erwartet worden. Seit Monaten bereits klopfen Börsianer alle Äußerungen von US-Währungshüter auf Hinweise auf eine mögliche Leitzinsanhebung ab. Das internationale Notenbanker-Treffen in Jackson Hole diente der Fed-Führungsspitze häufig als Forum, um den Märkten Signale über den geldpolitischen Kurs zu geben.

An den Finanzmärkten führten Yellens Äußerungen zu unmittelbaren Reaktionen. Der Dax, der den Tag über weitgehend unbewegt notiert hatte, schoss am Nachmittag in die Höhe und übersprang zwischenzeitlich die Marke von 10.600 Punkten konnte seine Gewinne aber nicht ganz halten. Auch der EuroStoxx 50 hat positiv auf die mit Spannung erwartete Rede der US-Notenbank-Vorsitzenden reagiert. Nach einem trägen Verlauf zog der Leitindex der Eurozone merklich an und erreichte bei 3012 Punkten den höchsten Stand des Tages.

"Es gab keine bösen Überraschungen", begründete Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner die Gewinne. Im Endeffekt habe sich an der Ausgangslage nicht viel geändert. Der US-Dollar profitiere leicht und gebe so dem Dax Hinzufügen positive Impulse. Yellen hatte während der Notenbankkonferenz in Jackson Hole zwar gesagt, dass die Argumente für eine Zinsanhebung in den vergangenen Monaten stichhaltiger geworden seien, aber weiterhin keinen konkreten Termin genannt. "Die Schrittgeschwindigkeit zukünftiger Zinserhöhung bleibt gleich, und damit können die Marktteilnehmer leben", resümierte Lipkow.

OnVista/dpa-AFX/Reuters Foto: Deutsche Börse

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