Furcht vor US-Handelspolitik trübt Stimmung der Dax-Anleger

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Unsicherheit bestimmt das Börsengeschehen. Wohin steuern die USA und Präsident Trump? Die Frage ist offen, und so pendelt der Dax weiter um die 11.600 Punkte.

In der ersten Handelswoche nach dem Amtsantritt von Donald Trump als 45. US-Präsident haben die Anleger eine Fülle an Unternehmenszahlen und Konjunkturdaten zu verarbeiten. Experten sind überwiegend optimistisch gestimmt. Laut Robert Greil, dem Chefstrategen von Merck Finck Privatbankiers, könnten die Daten zusammen mit den Unternehmensausblicken dem Dax Rückenwind verleihen.

Zum Wochenstart überwiegt am deutschen Aktienmarkt jedoch zunächst die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik der USA unter dem neuen Präsidenten Trump. Der Dax startete mit einem Abschlag von fast einem Prozent in den Handel und fiel in Richtung der 11.500 Punkte. Damit setzt sich seine nun schon mehrwöchige Pendelbewegung um die 11.600 Zähler fort.

Schrumpft der Welthandel?

Die Ungewissheit in puncto der wirtschaftlichen Ausrichtung der USA inklusive der Furcht vor neuen Handelsschranken hinterließ auch am Devisenmarkt Spuren: Der US-Dollar geriet unter Druck. Im Gegenzug legte der Kurs des Euro weiter zu. Am Morgen erreichte die Gemeinschaftswährung bei 1,0755 US-Dollar den höchsten Stand seit 8. Dezember.

“Der Markt wird nervös, weil er befürchtet, dass der Welthandel schrumpfen wird”, sagte Experte Koichi Yoshikawa von der Großbank Standard Chartered. Dies dämpfte den Optimismus der vergangenen Wochen, dass Trump über Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben das Wachstum der US-Wirtschaft anschieben wird.

Die Dollarschwäche belastete auch Exportwerte in Japan. An der Tokioter Börse schloss der Leitindex Nikkei 1,3 Prozent im Minus bei 18.891 Punkten. Die meisten anderen Börsen in Fernost bewegten sich kaum. Der MSCI-Index für Aktien der Region Asien-Pazifik ohne Japan tendierte 0,3 Prozent höher. Die chinesische Börse in Shanghai lag leicht im Plus.

Hohe Erwartungen an Trump

Anleger achten derzeit besonders auf mögliche wirtschaftspolitische Aussagen und Weichenstellungen Trump. Der Republikaner hatte zuletzt Details zu seiner künftigen Wirtschaftspolitik vermissen lassen und deshalb an den Märkten für zunehmende Unsicherheit gesorgt. Trump habe sehr hohe Erwartungen hinsichtlich Steuersenkungen und Investitionen in die Infrastruktur geschürt, kommentierte Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK. Jetzt sei die Frage, ob er diese erfüllen könne.

Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research dämmte diese Hoffnung gleich ein wenig ein: “Trump kann gar nicht alles erfüllen, was die Märkte sich wünschen. Infrastrukturmaßnahmen brauchen Zeit, Deregulierung braucht Zeit und neue Jobs sind mehr als fraglich in einer Wirtschaft, die sich eher am Ende eines langen Aufwärtszyklus befindet”, so seine Einschätzung.

Potenzial für Kursgewinne

Mittel- und langfristig dürfte der Aktienaufschwung jedoch weitergehen, auch wenn nach der beeindruckenden Trump-Rally der Schwung an den Börsen etwas nachgelassen habe und die dynamischen Zuwächse wohl der Vergangenheit angehörten, glauben die Fachleute der DZ Bank. Sie verweisen auf das weiterhin günstige monetäre Umfeld und die global insgesamt stabilen Wirtschaftsaussichten. Zusätzlich zeichneten sich stärkere fiskalpolitische Anreize ab, und die niedrigen Zinsen böten Unternehmen wie Staaten ein attraktives Finanzierungsumfeld.

Während der Dax von seinem 2015 erreichten Rekordhoch bei knapp 12.400 Zählern aktuell noch mehrere hundert Punkte entfernt ist, hat der MDax bereits wieder Oberwasser, wie die jüngsten Rekorde deutlich über 22.600 Punkte belegen. Die Saisonalität spreche derzeit mehr für den Index der mittelgroßen Werte als für den deutschen Leitindex, analysierten die Experten der LBBW. Untersuchungen zeigten, dass MDax-Titel gegenüber Dax-Werten in den ersten neun Monaten des Jahres relative Stärke aufwiesen.

Berichtssaison kommt ins Rollen

Unternehmenszahlen rücken in der neuen Woche mit der nun auch in Deutschland beginnenden Berichtssaison stärker in den Fokus. Am Dienstag legt der Softwarekonzern SAP seine Jahreszahlen vor. In Erwartung guter Kennziffern hatten die Analysten von Goldman Sachs kürzlich ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für 2016 angehoben und die Aktie auf ihre Empfehlungsliste aufgenommen. SAP dürfte mit seiner Datenbanktechnik S4 Hana in diesem Jahr durchstarten und die SAP-Papiere überdurchschnittlich zulegen, so die US-Investmentbank.

Mit der Software AG folgt am Donnerstag ein weiterer Konzern aus der Softwarebranche mit Geschäftszahlen. Die Analysten von Oddo Seydler gehen davon aus, dass die Darmstädter ihre Jahresziele erreicht haben. Ebenfalls am Donnerstag kommen Umsatzzahlen von dem auf Tierbedarf spezialisierten Online-Händler Zooplus .

Noch mehr Quartalsberichte kommen aus den USA, wo die Bilanzsaison bereits auf vollen Touren läuft. Aus dem Leitindex Dow Jones Industrial berichtet am Montag die Fastfood-Kette McDonald’s. Am Dienstag sind der Chemiekonzern Dupont, der Pharma- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson, der Telekomkonzern Verizon sowie der Mischkonzern 3M an der Reihe.

Zur Wochenmitte verarbeiten die Investoren die Bilanzen des Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble sowie des Flugzeugbauers Boeing. Es folgen am Donnerstag der Baumaschinen-Produzent Caterpillar, der Chiphersteller Intel und der Softwarekonzern Microsoft. Aus dem Ölsektor interessieren am Freitag die jüngsten Zahlen von Chevron .

Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung

Bei den Konjunkturdaten steht gleich zu Wochenbeginn das Verbrauchervertrauen der Eurozone im Fokus, bevor die Anleger am Dienstag und Donnerstag die Einkaufsmanagerdaten aus der Eurozone und den USA verarbeiten. “Die zahlreichen Einkaufsmanagerumfragen sollten im Januar den zuletzt sehr guten Stimmungstrend weitgehend bestätigen”, meint Robert Greil von Merck Finck.

Für Deutschland werden ferner am Mittwoch der ifo-Geschäftsklimaindex und am Donnerstag der Konsumklimaindikator der Marktforschungsgesellschaft GfK erwartet. Der Ifo-Index sollte nach Einschätzung der Postbank per saldo im Januar um 0,2 auf 111,2 Punkte zulegen und damit für einen dynamischen Auftakt der deutschen Wirtschaft ins Jahr 2017 sprechen.

Wichtig am Freitag ist die erste Veröffentlichung zum US-Wirtschaftswachstum (BIP) im Schlussquartal 2016. Auf der Agenda zum Wochenausklang stehen zudem die US-Auftragseingänge. Laut der Commerzbank sollten die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten erneut ein solides, wenn auch unspektakuläres Wachstum von etwa zwei Prozent zeigen.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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