Griechenlands Nein zieht Dax nach unten

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem Griechenland-Referendum herrscht an den Märkten Nervosität. Der Dax gerät unter Druck. Händler warten nun auf die Reaktion von EU und EZB.

Das klare “Nein” der Griechen zu den Sparvorgaben der Gläubiger rüttelt die Märkte durch. An den europäischen Aktienmärkten dürfte es nach unten gehen. So deuten erste Indikationen beim Dax auf ein Minus von rund 2 bis 3 Prozent hin. Auch der Kurs des Euro gab nach, die Abschläge hielten sich dabei aber in Grenzen.

Analyst Andreas Paciorek vom Wertpapierhändler CMC Markets geht davon aus, dass der Dax nach dem negativen Votum bis auf 10.600 Zähler zurückfallen könnte. Das wäre das Niveau vom Januar und Februar, bevor der deutsche Leitindex zu einem steilen Aufwärtstrend bis auf knapp 12.400 Punkte ansetzte. Die eskalierende Griechenland-Krise setzte dem Höhenflug jedoch ein jähes Ende.

Sehnsucht nach dem Grexit

Börsianer blicken nun auf die Reaktion der Gläubiger. Viele Marktteilnehmer erwarten ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone – dem sogenannten Grexit. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario ist nach Einschätzung vieler Experten nach der klaren Abstimmung der griechischen Bevölkerung gestiegen.

“Die Börsianer rund um den Globus wünschen sich zur Zeit nichts sehnlicheres, als dass dieses Drama in seinen letzten Akt geht und der Vorhang fällt”, sagte Paciorek. Danach könnten sich die Finanzmärkte “zur Abwechslung wieder einmal auf fundamentalere Faktoren konzentrieren”. Sollte es soweit sein, könnte der Dax auch die Rally vom Jahresanfang wieder aufnehmen. Andere Analysten hingegen warnen vor den unkalkulierbaren Folgen eines Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone und fürchten eine Kettenreaktion mit fatalen Auswirkungen auf die Finanzmärkte.

Euro-Diplomatie unter Hochdruck – Varoufakis tritt zurück

Vorerst jedoch dürften Anleger und Analysten in den Bann der nun erneut einsetzenden Krisendiplomatie gezogen werden. EU-Ratspräsident Donald Tusk hat für diesen Dienstag einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder einberufen. Zur Vorbereitung soll es am selben Tag ein Treffen der Euro-Finanzminister geben. Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande wollen bereits am Montag über die Konsequenzen aus dem Referendum beraten.

Für einen Paukenschlag am Montagmorgen sorgte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis. Er kündigte in einem Blogbeitrag für heute seinen Rücktritt an. Seine Entscheidung begründete er damit, dass einzelne Mitglieder der Eurogruppe und „andere Partner“ seinen Abschied wünschten. Nach Einschätzung von Regierungschef Tsipras könne sein Rücktritt dabei helfen, mit den Kreditgebern eine Einigung zu erzielen.

EZB hält griechische Banken am Leben

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird indes nach Informationen von Insidern voraussichtlich die Nothilfen an griechische Banken auch nach dem “Nein” beim Referendum nicht stoppen.

Obgleich die Entscheidung noch ausstehe, würden die Währungshüter wahrscheinlich die so genannten ELA-Hilfen auf dem aktuellen Niveau belassen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Sonntag. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat am Montag auf einer Telefonkonferenz erneut über die Notkredite berät.

Hektische Kursschwankungen möglich

Was auch immer die kommenden Tagen bringen: Die Nervosität an den Märkten wird hoch bleiben. Jede Äußerungen über den künftigen Kurs in der Griechenland-Frage dürfte aufgesaugt werden und könnten für Bewegung sorgen. An den Märkten in Asien sorgte die Unsicherheit zuletzt für deutliche Abschläge. Der Nikkei-225-Index in Tokio verlor 2,3 Prozent. Der Hang-Seng-Index in Hongkong fiel um gut 3 Prozent.

Auch in Australien und Indien ging es abwärts. Dagegen stieg der weitgehend abgeschottete Aktienmarkt in Festland-China zunächst deutlich, nachdem die Regierung ein Bündel an Maßnahmen verkündet hatte, um die seit Wochen andauernde massive Talfahrt zu stoppen. Zuletzt büßte die Börse in Shanghai aber fast ihre gesamten Gewinne wieder ein.

OnVista/dpa-AFX
Foto: beerkoff/shutterstock.com

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