Heidelbergcement für Übernahmepläne abgestraft

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Baustoffkonzern Heidelbergcement ist am Mittwoch der große Verlierer im Dax. Die Pläne für den Kauf von Italcementi sorgen für einen Kursrutsch.

An der Börse kommen die jüngsten Übernahmepläne von Heidelbergcement nicht gut an. Die Aktien des Baustoffkonzerns notierten am Mittwochvormittag mit einem Minus von über 5 Prozent am Ende des deutschen Leitindex. Anleger reagierten damit skeptisch auf die Pläne des Dax-Konzerns, den italienischen Branchenkollegen Italcementi kaufen zu wollen.

Wie beide Unternehmen gestern mitteilten, hat Heidelbergcement mit der Finanzholding Italmobiliare die Übernnahme von deren 45-Prozent-Paket vereinbart. Der Preis liegt bei insgesamt 1,67 Milliarden Euro. Der Anteilserwerb soll 2016 abgeschlossen sein. Anschließend wird Heidelbergcement den verbliebenen Aktionären ein Pflichtangebot über voraussichtlich ebenfalls 10,60 Euro je Aktie machen. Bei diesem Angebotspreis würde Italcementi insgesamt mit 3,7 Milliarden Euro bewertet.

“Kein anderes Unternehmen der Branche ergänzt unser operatives Geschäft so gut wie Italcementi”, sagte Heidelbergcement-Vorstandschef Bernd Scheifele. “Das ist der richtige Deal zur richtigen Zeit.” Aktionäre teilten die Zuversicht aber offensichtlich nicht. Mit rund 67 Euro fielen die Papiere des Baustoffkonzerns auf den tiefsten Stand seit Februar.

Abkehr vom Sparkurs

Einschließlich Schulden müsste der Heidelberger Konzern 6,7 Milliarden Euro für Italcementi in die Hand nehmen. Das wäre die mit Abstand größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen in diesem Jahr stemmt - und für Heidelbergcement wäre es ein Kurswechsel.

In den sieben Jahren zuvor hatte beim Dax-Konzern der Verkauf von Firmenteilen im Vordergrund gestanden, um den Schuldenberg zu reduzieren. Der war mit der Übernahme der britischen Hanson auf 14 Milliarden Euro gewachsen war und hatte Heidelbergcement an seine finanziellen Grenzen gebracht. Inzwischen sieht Scheifele aber wieder Spielraum: Sparen habe nicht mehr oberste Priorität, hatte er kürzlich deutlich gemacht.

Anleger zeigten von dem neuen Kurs jedoch nicht überzeigt. Von April bis Juni hat Heidelbergcement Gewinn und Umsatz kräftig gesteigert, ist operativ aber hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. “Wir hatten ein sehr gutes Quartal”, sagte Scheifele. Der Umsatz legte den bereits am Dienstagabend vorgelegten Zahlen um gut ein Zehntel auf 3,6 Milliarden Euro zu, das operative Ergebnis vor Abschreibungen um 15 Prozent auf 752 Millionen. Der Nettogewinn kletterte um elf Prozent auf 322 Millionen Euro.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: HeidelbergCement

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