Intervention an China-Börsen droht zu verpuffen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Eingriff der chinesischen Regierung konnte die Börsen des Landes nicht nachhaltig stützen. Nach einer Achterbahnfahrt schlossen die wichtigsten Indizes uneinheitlich.

Die chinesische Regierung hat mit ihrer energischen Intervention den Kurssturz an den Börsen offenbar nur kurz aufgehalten. Der staatliche Eingriff führte am Montag zu einer Achterbahnfahrt an den Aktienmärkten. Die wichtigsten Indizes sprangen zum Handelsstart um mehr als 7 Prozent hoch, konnten sich auf diesem Niveau aber nicht lange halten und rutschten teilweise sogar ins Minus.

Nach dem erneuten Einbruch vom vergangenen Freitag hatte die Regierung am Wochenende eine massive Intervention am Aktienmarkt beschlossen. Neue Börsengänge wurden vorerst ausgesetzt und die Liquidität stark ausgeweitet. Die großen Wertpapierhäuser versprachen, mindestens 120 Milliarden Yuan, umgerechnet 17,5 Milliarden Euro, für langfristige Aktienkäufe auszugeben, um den Markt zu stabilisieren. Doch mehr als ein Strohfeuer scheint der Eingriff nicht entfacht zu haben.

Turbulenzen an den Börsen

Der Shanghai Composite reagierte zunächst mit einem Kursfeuerwerk auf die Maßnahmen. Seine deutlichen Gewinne konnte der Shanghaier Leitindex jedoch nicht lange behaupten. Zwischenzeitlich rutschte er wieder in die Negativzone, um schließlich mit 2,4 Prozent über dem Freitagsniveau zu schließen.

Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland schloss 2,90 Prozent höher bei 3999 Punkten, wogegen der Shenzhen-Component-Index, an dem viele Technologiefirmen gehandelt werden, wieder deutlich in die Verlustzone rutschte. In Chinas Sonderverwaltungszone Hongkong ging es mit den Aktienkursen ebenfalls bergab: Der Hang-Seng-Index verlor 3,18 Prozent auf 25.236 Punkte.

Massiver Kursverlust in nur drei Wochen

Die Eingriffe der chinesischen Regierung sind der vorläufige Höhepunkt in einer ganzen Reihe von Versuchen der Regierung, den Kursrutsch an den Börsen in den Griff zu bekommen. Niedrigere Zinsen und eine Gebührenkürzung konnten den Abwärtstrend jedoch nicht durchbrechen. Angesichts der massenhaften Panikverkäufe von vorwiegend unerfahrenen Erstanlegern waren die Gegenmaßnahmen nahezu wirkungslos.

In den vergangenen drei Wochen sind die Aktien rund 30 Prozent in den Keller gesackt. Umgerechnet 350 bis 400 Milliarden Euro an Wert gingen dadurch verloren. Erst am 12. Juni hatte der Shanghai Composite Index mit 5410 Punkten ein Siebenjahreshoch erreicht. Seitdem hat er fast 1500 Zähler verloren.

Anleger bleiben nervös

„Wir müssen sehen, ob die Intervention die Zahlen stabil halten, das Vertrauen in den Markt wahren und einen Börsenkrach verhindern kann“, sagte die unabhängige Wirtschaftskommentatorin Ye Tan. „Wir wissen es noch nicht, auch weil einige der Maßnahmen noch nicht bekanntgemacht wurden.“

Hintergrund des Kursrutsches ist der spekulative Boom an den chinesischen Börsen, der auch durch sogenanntes Margin-Trading – auf Kredit finanzierte Aktienkäufe – angeheizt wurden. Da sich gleichzeitig das Wirtschaftswachstum verlangsamt, hatten Experten schon lange vor dem Platzen der Blase gewarnt.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: gui jun peng/shutterstock.com

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