Nix Genaues weiß man nicht …

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Gestern ein total überraschender Satz von mehr als 2 Prozent über die 10.000er Marke, nachbörslich sogar über 10.100 - nee, das hatte keiner auf dem Zettel. Als wär’s die leichteste Übung für unseren Dax. Fragt mich jetzt nicht nach dem Grund. Vieles lässt sich nicht gleich oder gar nicht erklären, auch wenn’s die Börsenbeobachter mit Unterstützung der Experten und „Experten“ täglich tun (Ich erinnere an an meine kritische Haltung gegenüber den wackligen Aussagen der Profis und dem Gelaber in den Medien).

Passend dazu gebe ich Euch als Beispiel heute die Zusammenfassung der wöchentlichen Marktbetrachtung eines hochrangigen Investmentstrategen weiter. Bitte genau durchlesen! Und dann fragt Euch selbst mal, was Ihr gelesen und als nützlich empfunden habt. Namen nenne ich nicht. Thema sind die mögliche nächsten Zinserhöhung der Fed in Ami-Land und die Aussichten für riskante Anlagen:

Eine einfache Investmentregel besagt: Wenn die Wirtschaft expandiert, laufen riskante Anlagen gut, bei wirtschaftlichen Abschwüngen sollten Investoren jedoch lieber auf sichere Investments setzen. Was macht also die gegenwärtige Situation so kompliziert? Es ist die vorherrschende Unsicherheit: Niemand weiß, wie es weitergeht. Indikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaft weiter bescheiden expandieren oder in den kommenden Jahren schrumpfen werde. Zur gleichen Zeit seien die Bewertungen nicht besonders attraktiv, heißt es weiter, und wieder werde über eine US-Zinserhöhung diskutiert. Investoren sollten sich daher dringend fragen, was mit riskanten Anlagen geschieht, wenn die Zinsen wieder steigen. Doch wäre die Welt überhaupt bereit für höhere Zinsen? Wahrscheinlich nein, so der Experte. Dennoch müsse die Fed die Zinsen erhöhen, sodass sie einen gewissen Spielraum gewinne, den Leitzins wieder zu senken, wenn das Wirtschaftswachstum wirklich abtauche. Wann und wie schnell die Zinsen angehoben werden, sei abhängig von Wachstum und Inflation. Beobachten Sie wie immer die Wirtschaftsdaten, empfiehlt der Stratege.

Die monatlich erscheinende Auswertung des US-Instituts für Supply Management (ISM) sei nach wie vor einer der besten Gradmesser für den Zustand des produzierenden Gewerbes in den USA. Der sogenannte ISM-Einkaufsmanagerindex erfasst die Anzahl neuer Aufträge ebenso wie Daten über Produktion, Beschäftigung und Preise. Anhand der Ergebnisse könne man abschätzen, wo die US-Wirtschaft derzeit im Konjunkturzyklus stehe und welche Stimmung an den Finanzmärkten herrsche. Der Index lag im April bei 50,8 - ein Niveau, das nahelege, dass die US-Industrie stillsteht. „Für die Märkte scheint dies eine Metapher für die gesamte US-Wirtschaft zu sein. Das Wachstum stagniert, Unternehmensgewinne fallen gering aus, und riskante Anlagen können nicht performen“, erklärt der Fachmann. Zur gleichen Zeit deute sich aber an, dass die Fed die Zinsen erhöhen werde. Wenn die Fed zuversichtlich ist, dass sich die Wirtschaft ab jetzt erholt, sollte sich das auch in den kommenden ISM-Indizes wiederspiegeln. Dies wiederum könne das Vertrauen in die Wirtschaft stärken und dazu führen, dass sich riskante Anlagen auch bei steigenden Zinsen gut entwickeln. Ob das Vertrauen gerechtfertigt ist, werden die Daten noch zeigen.

Naaa??? Also ich hab’s mindestens drei Mal durchgelesen. Auch danach kann ich nicht erkennen, was der Anleger damit anfangen soll. Der Stratege ist sicher nicht doof. Aber solche „Analysen“ belegen meine These von der aktuellen Orientierungslosigkeit der Marktteilnehmer. Selbst hochkarätige Profis blicken nicht mehr durch - nix Genaues weiß man nicht.

Unter „riskante Anlagen“ versteht man bekanntlich Aktien. Ich teile die moderne, provozierend klingende Empfehlung: Riskant ist es, keine Aktien zu haben! Sicherheit gibt es ja nirgendwo mehr. Auf den Punkt brachte es jetzt ein erfolgreicher deutschen Fondsmanager in einem Magazininterview zum Thema Bundesanleihen (deren Verkauf er empfiehlt): „Früher hatten wir einen risikolosen Zins, heute haben wir ein zinsloses Risiko.“ Cool.

Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

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