Portugiesische Großbank BES kommt nicht zur Ruhe

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Die portugiesische Banker-Dynastie Espirito Santo gerät immer tiefer in den Strudel ihrer Finanzprobleme. Eine weitere ihrer Holding-Gesellschaften musste am Dienstagabend Insolvenz anmelden. Betroffen davon ist auch das krisengeschüttelte portugiesische Geldinstitut Banco Espirito Santo.

Die Holding-Gesellschaft Rioforte Investments stellte am Dienstagabend einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Luxemburger Recht. Das Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern ist der größte private Grundbesitzer in Portugal. Zudem ist Rioforte mit 49,3 Prozent an der Finanzholding ESFG beteiligt, der wiederum 20 Prozent an der börsennotierten Banco Espirito Santo (BES) gehören.

Rioforte gab als Grund für den Insolvenz-Antrag an, dass sie finanziellen Verpflichtungen nicht habe nachkommen können, die am 9. Juli fällig waren. Das Unternehmen war Portugal Telecom in der vergangenen Woche 897 Millionen Euro schuldig geblieben. Von der Rioforte-Pleite ist indirekt auch die BES betroffen. Die Holding schuldet ihr 220 Millionen Euro.

BES selbst steht seit Wochen massiv unter Druck. Im vergangenen Monat haben die Aktien der Bank 60 Prozent ihrs Wertes verloren. Anlegern fürchten, dass das Institut von den Geldschwierigkeiten der Gründerfamilie erfasst wird. Eine der Familiengesellschaften, die Esprito Santo International, beantragte am vergangenen Freitag vor einem luxemburgischen Gericht Gläubigerschutz.

Trotz der Turbulenzen konnte die portugiesische Großbank neue Investoren gewinnen. Goldman Sachs kaufte im Juni 2,27 Prozent der Aktien, wie BES am Dienstagabend mitteilte. Zudem stieg auch der amerikanische Hedgefonds D.E. Shaw ein und kaufte 2,7 Prozent der Anteile. Einen Tag zuvor, am 14. Juni, hatte sich die Gründerfamilie von knapp 5 Prozent der Aktien getrennt. Ob Goldman und Shaw ihre Papiere von der Familie übernahmen, ist noch unklar.

Deutsche Bank berät BES

Auch die Deutsche Bank engagiert sich bei BES. Der deutsche Bankenprimus wurde als Berater engagiert und soll helfen, die Bilanz zu verbessern. Die Vorstellung der Halbjahresergebnisse wurde auf Mittwoch kommender Woche verschoben. Sie war eigentlich für diesen Freitag vorgesehen. Dabei dürfte es auch um die Frage gehen, wie sehr das Geldinstitut von den Turbulenzen der Gründerfamilie betroffen ist.

Am Montag hatte Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva bereits versucht das Vertrauen in die Großbank BES zu stärken. “Das Geldhaus hat mehr als genügend Kapitalreserven, um selbst in der ungünstigsten Lage mögliche Einbußen aufzufangen”, sagte der Staatschef. Portugals Zentralbank habe erfolgreich dafür gesorgt, das Geldinstitut von den Problemen in der Unternehmensgruppe abzuschirmen, betonte Cavaco Silva.

onvista/dpa/reuters

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