Preise ziehen an – Ökonomen sehen Folge von Mindestlohn

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen nach dem Rückgang zu Jahresbeginn überraschend wieder. Ökonomen führen den Preisanstieg auch auf die Einführung des Mindestlohns zurück.

WIESBADEN (dpa-AFX) - In Deutschland sind die Verbraucherpreise im Februar wegen höherer Energiepreise und der Einführung des Mindestlohns im Jahresvergleich gestiegen. Es ist der erste Anstieg seit über einem halben Jahr, nachdem in den vergangenen Monaten die Jahresrate der Inflation wegen des starken Ölpreisverfalls immer weiter bis in den negativen Bereich gesunken war. Die Jahresteuerungsrate habe im Februar bei 0,1 Prozent gelegen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden nach einer ersten Schätzung mit.

Volkswirte hatten hingegen einen Rückgang der Preise von 0,3 Prozent erwartet. Im Februar waren sie noch um 0,4 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat gefallen. Dies war damals der erste Rückgang des Preisniveaus seit September 2009.

PREISE FÜR DIENSTLEISTUNGEN STEIGEN

Volkswirt Marco Wagner von der Commerzbank verwies auf den Anstieg der Energiepreise im Februar. Nach einer monatelangen Talfahrt sind die Ölpreise zuletzt wieder gestiegen. Doch auch der zu Jahresbeginn eingeführte Mindestlohn habe zu der Trendwende bei der Teuerung beigetragen. "So sind die Preise für bestimmte Dienstleistungen wie Taxifahrten und Restaurantbesuche merklich gestiegen," kommentierte Wagner. Beobachter gehen auch davon aus, dass zuletzt hohe Lohnabschlüsse in Deutschland die Inflationsrate in den kommenden Monaten stützen werden.

Experte Carsten Brzeski von der Bank Ing-Diba schätzt, dass die niedrigen Energiepreise die Inflationsrate noch für ein oder zwei Monate bei nahe Null halten. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Rate dann über die Marke von 1 Prozent steigen.

TRENDWENDE AUCH IN EUROZONE?

Besonders deutlich legten im Februar die Preise im Vergleich zum Vormonat zu. Sie stiegen um 0,9 Prozent. Erwartet wurde lediglich ein Anstieg von 0,6 Prozent. Der für europäische Zwecke harmonisierte Preisindex (HVPI) ist im Februar um 0,1 Prozent zum Vorjahr gefallen. Erwartet wurde ein deutlich stärkerer Rückgang um 0,5 Prozent. Im Monatsvergleich stieg der Index um 1,0 Prozent.

Auch in anderen Ländern der Eurozone ging der Druck auf die Preise im Februar zurück. In Spanien fielen die Verbraucherpreise im Februar im Jahresvergleich nicht so stark wie erwartet, in Italien legten sie sogar überraschend zu.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Ende Januar den großangelegten Kauf von Staatsanleihen beschlossen, um mit dieser weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik gegen die schwache Teuerung in der Eurozone anzukämpfen. Die EZB sieht in der Eurozone die Preisstabilität bei einer deutlich höheren Inflationsrate von knapp 2 Prozent als gewährleistet an. Die Inflationszahlen für die Eurozone werden am Montag veröffentlicht.

Foto: Gena96/shutterstock.com

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