Schweizer Wirtschaft 2014 kräftig gewachsen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zürich (Reuters) – Der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ausgelöste Franken-Aufwertungsschock hat die Schweizer Wirtschaft in einem Moment getroffen, in dem sie so stark gewachsen ist wie seit 2010 nicht mehr.

Das Bruttoinlandprodukts (BIP) stieg im letzten Jahr um zwei Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. Die Schweiz stellte die Eurozone deutlich in den Schatten und wuchs auch stärker als die Wirtschaft Deutschlands, die 1,6 Prozent zulegte. Im Schlussquartal erhöhte sich das BIP um 0,6 Prozent. 2010, dem Jahr nach der grossen Finanzkrise, war die Wirtschaft der Schweiz um drei Prozent gewachsen.

Nun steht ein Richtungswechsel an, wie auch die Konjunkturumfrage des ETH-Konjunkturforschungsinstituts KOF zeigt. In allen Wirtschaftsbereichen, vor allem aber im Verarbeitenden Gewerbe, hat sich die Stimmung nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Mitte im Januar stark abgekühlt, wie die KOF am Dienstag meldete. Das gelte nicht nur für exportorientierte Unternehmen sondern auch für binnenorientierte Firmen. Der starke Franken verteuert Exporte und mindert die Konkurrenzfähigkeit von Schweizer Firmen im Ausland. Aber auch binnenorientierte Firmen müssen mit zunehmender Konkurrenz ausländischer Firmen rechnen, da diese in der Schweiz preisgünstiger anbieten können.

Auch Banken sind nach Angaben der KOF erheblich skeptischer geworden und fassen vermehrt einen Personalabbau ins Auge. Neben dem Wechselkursentscheid vermuten die KOF-Experten dahinter auch die Auswirkungen des Negativzinses, den die SNB Mitte Januar auf 0,75 Prozent festsetzte. Wenn sich die Wirtschaftslage verschlechtern sollte, müssen Banken auch mit höheren Kreditausfällen rechnen.

EXPERTEN ERWARTEN KEINE REZESSION

Ob die Schweiz in eine Rezession rutscht hängt auch davon ab, wie sich der Franken entwickelt. Zuletzt schwächte sich die Schweizer Währung leicht ab. Der Euro, der Mitte Januar auf unter einen Franken gefallen war, wurde zuletzt bei 1,07 Franken gehandelt.

Nach Ansicht des Credit-Suisse-Konjunkturexperten Maxime Botteron dürften die Exporte von Waren und Dienstleistungen dieses Jahr stagnieren. Die wegen der Frankenstärke billigeren Importe dürften dagegen zunehmen. Auf die Nachfrage der privaten Haushalte würde eine schlechtere Konjunkturlage mit Verzögerung erst 2016 durchschlagen. Der Chefvolkswirt der Anleihen-Handelsfirma Bantleon, Daniel Hartmann, rechnet mit einem leichten Rückgang des BIP im ersten Quartal.

Insgesamt sollte die Wirtschaft dieses Jahr aber mit Hilfe einer anziehenden Konjunktur in der Eurozone und des tiefen Ölpreises um ein Prozent wachsen. Auch Credit Suisse rechnet nicht mit einer Rezession, die als BIP-Schrumpfung über mindestens zwei Quartale definiert wird. Wie die SNB die Folgen ihrer Entscheidungen für die Konjunktur einschätzt, wird sie am 19. März in der neuen geldpolitischen Lagebeurteilung erklären. Experten schätzen, dass die SNB ihre Wachstumserwartung auf 0,5 Prozent von zuvor rund zwei Prozent zurücknimmt.

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