Sehr geehrter Herr Matthias Müller,

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

erklären Sie mir das bitte! Da hat uns vor einigen Wochen ein Riesenskandal bei der Volkswagen AG bis ins Mark erschüttert. Ein Beben ging durch das Unternehmen. Der Vorstandsvorsitzende muss gehen, Sie werden neuer Vorstandschef. Es beginnen interne Untersuchungen durch externe Anwälte, diverse Mitarbeiter werden beurlaubt. Nicht nur VW ist betroffen. Angst geht um, die gesamte deutsche Autoindustrie könnte in Misskredit geraten, ja sogar der Industriestandort Deutschland – „Made in Germany“ könnte bald kein Gütesiegel mehr sein, sondern Zeichen für Schummelei.

Und nun hören wir in dieser Woche, alles ist gar nicht so schlimm. Beim Gros der betroffenen Autos reichen ein Softwareupdate und ein sogenannter Strömungstransformator aus. Und das alles soll weder zu Lasten der Leistung, der Umwelt oder des Verbrauchs gehen. Damit scheint auch das Risiko gebannt, Millionen von Kunden könnten Wandlung oder Schadenersatz verlangen. Für die Aktionäre von VW eine zweifelsfrei gute Nachricht, die die Börse in den vergangenen Tagen entsprechend feierte.

Dem gesunden Menschenverstand drängt sich dabei aber zwangsläufig eine Frage auf: Warum dann diese Schummelei und die gesetzwidrigen Manipulationen? Wenn es doch so einfach gewesen wäre, die Anforderungen so zu erfüllen? War es übertriebener Ehrgeiz Ihres Vorgängers, in jeder Hinsicht der beste Automobilhersteller zu sein, wie es Ferdinand Dudenhöfer vermutet? Das müssen Sie in der Tiefe analysieren und anschließend der Öffentlichkeit erklären. Hier geht es um Corporate Governance. Und nur wenn Sie diese nachhaltig verändern, werden Sie vermeiden, dass es solche Vorgänge bei Volkswagen wieder geben wird.

Ich fahre seit 20 Jahren ausschließlich Autos, die zu ihrem Konzern gehören oder mittlerweile dazu gehören. Ich freue mich daher, wenn VW schneller aus der Krise findet als ursprünglich angenommen. Aber ich würde gerne verstehen, was da passiert ist.

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