Verbraucherpreise steigen kaum noch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Preisauftrieb im Euroraum hat sich wieder abgeschwächt. Auch in Deutschland ist die Inflation gesunken. Weitere geldpolitische Maßnahmen der EZB werden so wahrscheinlicher.

Die Inflation in der Euro-Zone bleibt niedrig. Im November lag die Teuerungsrate nur noch bei 0,3 Prozent, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat mit. Im Oktober hatte die Rate bei 0,4 Prozent gelegen. Bankvolkswirte hatten mit der Entwicklung gerechnet. Tiefer hat die Teuerung letztmalig im Oktober 2009 gelegen, also vor gut fünf Jahren. Abwärts ging es abermals mit den Energiepreisen. Sie lagen 2,5 Prozent tiefer als im Vorjahresmonat

Ähnlich sieht die Entwicklung in Deutschland aus. Im November stiegen die Verbraucherpreise zum Vorjahresmonat nur noch um 0,6 Prozent, so das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung. Damit erreichte die Teuerung den tiefsten Stand seit Februar 2010, nachdem sie im Vormonat noch bei 0,8 Prozent gelegen hatte.

Kopfzerbrechen bei der EZB

Die schwache Inflation bereitet der Europäischen Zentralbank (EZB) seit langem Kopfzerbrechen. Ihre Zielrate von knapp zwei Prozent wird seit Anfang 2013 unterschritten. Die Notenbank fürchtet, dass sich der schwache Preisauftrieb in fallenden Inflationserwartungen niederschlägt, was an ihrer Glaubwürdigkeit kratzen könnte.

Die EZB versucht mit ihrer Geldpolitik gegen die schwache Teuerung vorzugehen. Neben Leitzinsen an der Nulllinie hatte sie zuletzt mit dem massenhaften Aufkauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen begonnen. Außerdem verlangt sie von Geschäftsbanken Strafzinsen für bei ihr unterhaltene Guthaben. Zugleich versucht sie mit neuen Geldspritzen (TLTROs), die Geldhäuser anzuhalten, überschüssiges Geld in die Wirtschaft zu lenken.

Drohende Deflation

Viele Beobachter halten die ergriffenen Schritte nicht für ausreichend, um die von der Notenbank angepeilte Bilanzausweitung von einer Billion Euro zu gewährleisten. Deswegen rechnen sie mit weiteren Maßnahmen. Neben dem Kauf von Unternehmensanleihen gilt der besonders umstrittene Erwerb von Staatsanleihen als wahrscheinlich.

Die EZB versucht gegen die niedrige Inflation vorzugehen, weil diese die wirtschaftliche Dynamik hemmt. Verbraucher kaufen in Erwartung noch billigerer Preise weniger und Unternehmen verschieben aus dem gleichen Grund Investitionen in die Zukunft - bereits jetzt sind die Investitionen im Euro-Raum auf ein bedenkliches Niveau gefallen.

OnVista/dpa-AFX
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