Activision Blizzard: Goldman Sachs stuft Aktie hoch – Kommt in naher Zukunft der nächste Kracher-Titel aus der Spieleschmiede?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Activision Blizzard, die größte Videospiele-Schmiede der Welt und in den letzten Jahren auch eine wahre Goldgrube für Aktionäre, ist nach dem tiefen Fall seit Oktober letzten Jahres nun auch wieder in das Interessensfeld der US-Investmentbank Goldman Sachs gerückt.

Die Analysten der Bank haben die Aktie von „neutral“ hochgewertet und auf ihre „conviction buy list“ gesetzt, also als Überzeugungskauf gewertet.

Goldman Sachs sieht Chancen in der Ertragsentwicklung

In einer Kundenmitteilung sagte Goldman, man sehe einen Wendepunkt der Ertragsentwicklung des Spielemachers, basierend auf den jüngsten Veröffentlichungen neuer Inhalte unter seinen Hauptspieletiteln.

Goldman wies auch auf die bevorstehende Veröffentlichung von den zwei Mobile-Titeln „Diablo Immortal“ und „Call of Duty Mobile“ sowie auf die Möglichkeit hin, neue Inhalte von mehreren „untermonetisierten“ Blizzard-Franchises im Jahr 2020 und darüber hinaus anzukündigen.

Goldman hebt das Kursziel für die Aktie von 50 auf 54 Dollar an und rechnet mit einem Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung von 40 bis 50 Dollar. Zurzeit sei ein günstiger Einstiegszeitpunkt.

Wer ist Activision Blizzard?

Activision Blizzard ist im Jahr 2008 durch eine Fusion aus Activision und Vivendi Games entstanden. Denn Namen Blizzard hat man in den Titel des Unternehmens integriert, weil Das Spielestudio Blizzard Entertainment aus dem Portfolio von Vivendi einen Großteil von deren Umsatz und Bekanntheit ausmachte, unter anderem durch das weltbekannte Spiel „World of Warcraft“, sowie auch weiterhin sehr eigenständig agieren darf.

Die wichtigsten Spieletitel des Unternehmens sind:

World of Warcraft – Ein Multiplayer Online-Rollenspiel, dass seit über einem Jahrzehnt erfolgreich ist und immer noch millionen an Spielen aufweisen kann. Es läuft über ein monatliches Bezahl-Abonnement.

Diablo – Ein Online-Spiel mit ebenfalls millionen an Spielern, das regelmäßig mit Erweiterungen fortgeführt wird.

Call of Duty – Ein Online-Egoshooter, der von millionen Spielern gespielt wird und fast jedes Jahr eine neue Erweiterung erhält.

Hearthstone – Ein Gelegenheits-Online-Kartenspiel, in dem Kartenpackungen auch gegen Echtgeld erworben werden können. Weltweit haben mehr als 100 Millionen Spieler das Spiel bereits gespielt.

Starcraft – Ein Echtzeit-Strategiespiel, dass vor allem im E-Sports Bereich extrem beliebt ist und daher auf sekundärer Ebene durch Live-Übertragungen der Turniere eine lukrative Umsatzquelle ist.

Mobile Games – Im Handyspiele-Sektor ist das Unternehmen mit Titeln wie Candy Crush, Farm Heroes und einigen weiteren ganz oben mit dabei. Bei diesen Spielen wird der Hauptumsatz mit sogenannten Microtransaktionen gemacht, die den Spielern kleine Vorteile im Spiel verschaffen.

Wie ist die Lage bei Activision Blizzard?

2018 war ein extrem gutes Jahr für den Konzern. Der Umsatz stieg um 7 Prozent auf insgesamt 7,5 Milliarden US-Dollar. Auch die EBIT-Marge konnte sich mit 34 Prozent sehen lassen. Zudem verfügte die Firma nach eigenen Angaben über einen free Cash-Flow von 1,7 Milliarden Dollar.

Die Aktie kannte lange Jahre nur eine Richtung: Nach oben. Auf 10 Jahressicht konnte sie um 363 Prozent wachsen. Ein enttäuschender Ausblick auf das Jahr 2019 im Oktober letzten Jahres hat die Aktie jedoch auf eine nachhaltige Talfahrt geschickt, vom bisherigen Höchststand bei über 83 Dollar auf heute noch 43,5 Dollar. Das ist ein Verlust von 50 Prozent in den letzten 8 Monaten.

Activision Blizzard Jahresperformance (Nasdaq)

Der Ausblick auf 2019 hat die Aktionäre stark enttäuscht: Das Unternehmen rechnet in 2019, trotz unverändert hohem Branchenwachstum, mit einem sinkenden Umsatz, operativen Gewinn und Gewinn je Aktie. Der erwartete Umsatz liegt dabei bei 6 Milliarden Dollar, also etwa 20 Prozent weniger als im Vorjahr.

Gründe für die schwache Entwicklung hat das Management selbst benannt: Es gab ein allgemein ungeschicktes Timing bei der Veröffentlichung neuer Entwicklungen und zudem große Umwälzungen in der Führungsebene. Der Vorstand von Blizzard wurde entlassen und der Finanzvorstand von Activision Blizzard ist zu Netflix gewechselt.

Keine großen Titel-Veröffentlichungen im Jahr 2019

Die größte Enttäuschung liegt wohl in der Tatsache, dass für 2019 keine Veröffentlichung großer neuer Spieletitel geplant sind. Dies hat auch seitens der Fans der Spieleschmiede massive Kritik hervorgerufen. Ein Großteil der Anhänger Blizzards blickt äußerst skeptisch auf das wachsende Engagement im Mobile Games Sektor, da sie lieber weitere vollwertige Titel sehen wollen. Nach der „Blizzcon“, der hauseigenen Spielemesse des Entwicklers Blizzard, stürzte die Aktie von Activision Blizzard um 7 Prozent ab, nachdem klar wurde, dass 2019 keine großen Titel kommen sollen.

Das Management hat jedoch wiederholt betont, dass die Pipeline an neuen Entwicklungen „nie vielversprechender und besser gefüllt“ gewesen wäre. Es seinen „mehr Spiele in Entwicklung, als je zuvor“.  Das Entwicklerstudio Blizzard wird zudem nicht auf der Gamescom vertreten sein, ihres Zeichens die größte Spielemesse der Welt. Der Grund sei, dass das Studio derzeit alle Kapazitäten in die Entwicklung diverser Projekte stecken würde und daher keine Ressourcen erübrigen könne.

Was könnte für Aufschwung sorgen?

In diesem Jahr stehen noch zwei besondere Termine für Activision Blizzard an. Zum einen der 27. August. An diesem Datum wird „World of Warcraft classic“ veröffentlicht, eine Neuauflage des ursprünglichen WoW-Spiels, die bis auf wenige Anpassungen genauso sein wird, wie früher. Was auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär erscheint, könnte für einen massiven Anstieg der Spielerzahlen sorgen. World of Warcraft hat über mehr als ein Jahrzehnt Kult-Status erlangt und im Peak weit über 10 Millionen Spieler an die Bildschirme gefesselt. Seit langem wird von der Spielerschaft eine Neuauflage das ursprünglichen Titels gewünscht. Es ist ohne weiteres zu erwarten, dass eine große Zahl der früheren Spieler (mindestens für einen kurzen Zeitraum) zurückkehren wird – und damit auch für erhöhte Umsätze sorgen.

Ein weiteres wichtiges Datum wird die hauseigene Spielemesse „Blizzcon“ vom 1. bis 3. November sein. Die Chancen stehen gut, dass Blizzard für das kommende Jahr mindestens eine große Ankündigung machen wird. Ein besonders heißer Kandidat ist „Diablo 4“. Ein vollwertiger Titel aus dem Hause Blizzard ist so gut wie sicher ein absoluter Kassenschlager und dürfte ein gewaltiger Umsatz-Boost sein. Die Aktie könnte dadruch bereits nach der Blizzcon beflügelt werden, denn an der Börse wird die Zukunft gehandelt.

Nach der letztjährigen Ankündigung des Mobile Games „Diablo Immortal“ wurde Blizzard von einem Großteil der Spieler zerissen und die Aktie ging in den Keller, weil dies überhaupt nicht den Erwartungen entsprochen hatte.Schuster, bleib lieber bei deinem Leisten!

(onvista/dpa-AFX)

(Anzeige)

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Titelfoto: Casimiro PT / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel