Aktien Frankfurt: Dax testet im Rallymodus die 12 000 Punkte

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Dienstag nach dem verlängerten Pfingstwochenende wieder im Rallymodus. Anders als am vergangenen Freitag setzten die Anleger wieder mutig auf eine Konjunkturerholung, was den Leitindex erstmals seit Anfang März wieder an die Marke von 12 000 Punkten brachte. Er schaffte es kurz, aber nicht nachhaltig darüber. Gegen Mittag stieg er um 3,45 Prozent auf 11 986,36 Punkte.

Die 12 000 Punkte hatte der deutsche Leitindex Anfang März im Zuge des Corona-Crashs aus den Augen verloren. Ausgehend vom weniger später erreichten Krisentief bei 8255 Punkten hat er nun schon wieder 45 Prozent an Wert gewonnen. Er nahm auch einen zweiten Anlauf, um die exponentielle 200-Tage-Durchschnittslinie hinter sich zu lassen. Bei dieser handelt es sich um einen technischen Langfristindikator.

Mit dem recht hohen Plus vollzieht der Dax den positiven Wochenstart an den internationalen Börsen nach, dem er am Montag feiertagsbedingt nicht folgen konnte. Auch für den MDax ging es am Dienstag kräftig um 2,24 Prozent nach oben auf 25 963,85 Punkte. Der EuroStoxx 50 stieg ferner um 2,34 Prozent auf 3150,04 Zähler. Der Leitindex der Eurozone hatte am Montag bereits gut ein Prozent gewonnen.

Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK betonte mit Blick auf die solide Entwicklung an den Weltbörsen, dass das Hauptaugenmerk der Anleger weiter auf den längerfristigen Perspektiven durch die weltweiten Lockerungen in der Corona-Krise liege. Gut aufgenommen wurde auch, dass US-Präsident Donald Trump eine weitere Zuspitzung des Konflikts mit China in der Hongkong-Frage bisher verbal vermieden hat.

Die Markttechnik-Experten von Index Radar attestieren dem Dax perspektivisch Luft nach oben, auch wenn die Rasanz der Erholung derzeit einen "überhitzten" Eindruck mache. Seiner Ansicht nach spricht aus charttechnischer Sicht nichts dagegen, dass der Leitindex auf seinen bisherigen Höchststand vom Februar bei 13 795 Punkten zurückkehren kann. "Die maximale Erholung wird Realität", erklärte Marktbeobachter Andreas Büchler.

Aktien der Lufthansa rücken in dem positiven Marktumfeld einmal mehr mit hohen Gewinnen ins Blickfeld, indem sie um fast sechs Prozent anzogen. Bei der angeschlagenen Fluggesellschaft wurde auf dem Weg zu einer Rettung mit staatlicher Hilfe eine weitere Hürde übersprungen, indem der Aufsichtsrat die Auflagen der EU-Kommission akzeptiert hat. Nun muss die Hauptversammlung dem noch zustimmen.

Die größten Krisenleidenden waren am Dienstag allgemein wieder tonangebend bei der Erholung. So standen die Aktien von Autobauern und ihren Zulieferern bei Anlegern europaweit besonders hoch im Kurs. Im Dax gaben Daimler mit einem Kurssprung um neun Prozent auf ein Hoch seit Anfang März den Ton an. Börsenbrief-Autor Hans Bernecker hatte die Autobranche vor wenigen Tagen als "spannendste und sicherste Konjunkturwette" bezeichnet.

Dem schlossen sich auch die Papiere aus der Luftfahrtindustrie an: Airbus schossen im MDax nochmals um etwa zehn Prozent nach oben. Unter den Lieferanten des Flugzeugbauers ging es für die Aktien des Triebwerkherstellers MTU im Dax um 6,9 Prozent nach oben.

Als negative Ausnahme fiel vor allem Sartorius mit einem Abschlag von 4,6 Prozent auf. Im MDax wurden sie zum größten Verlierer, nachdem sie im frühen Handel mit dem Anstieg auf 339 Euro noch ein knappes Rekordhoch markierten. Dann aber brach eine Welle von Gewinnmitnahmen über die Papiere herein. Als Profiteur der Corona-Krise hatten sie sich seit dem Pandemie-Crash mehr als verdoppelt.

Spannend wird es später noch für die Anleger von Bayer , die Aktien rückten hier im vorderen Dax-Mittelfeld um 5,3 Prozent vor. Bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern geht der Rechtsstreit wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat in die nächste Runde. Die erste Anhörung vor dem Berufungsgericht findet um 18.00 Uhr deutscher Zeit in San Francisco statt./tih/fba


Von Timo Hausdorf, dpa-AFX

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