AKTIEN IM FOKUS: Hohe Ausgleichszahlung von AMS lässt Osram-Anleger jubeln

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die laufende Integration von Osram in den österreichischen AMS-Konzern scheint sich für die Anleger des deutschen Lichtkonzerns auszuzahlen. Nachdem die Österreicher den noch verbliebenen Aktionären von Osram überraschend hohe Ausgleichszahlungen angeboten hatten, schnellten die Osram-Aktien bis zum späten Mittwochvormittag um gut 14 Prozent auf 49,58 Euro in die Höhe.

Damit notieren die Osram-Anteilsscheine mit einem Schlag wieder auf dem Niveau von Juni 2018. Zugleich hatten sie damit auch die Nase im festen Mittelwerte-Index MDax klar vorn.

Nach der bereits im Juli abgeschlossenen Mehrheitsübernahme von Osram vereinbarte der Sensorspezialist AMS nun einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BGAV) mit dem Traditionsunternehmen aus München. Dem BGAV muss von mindestens 75 Prozent der anwesenden Osram-Aktionäre auf einer außerordentlichen Online-Hauptversammlung zugestimmt werden, die am 3. November einberufen wird.

AMS zeigte sich zuversichtlich, die notwendige Zustimmung der Anteilseigner zu erhalten und bietet ihnen eine Barabfindung in Höhe von 44,65 Euro je Aktie an. Der BGAV beinhaltet zudem eine jährliche Ausgleichszahlung an die verbliebenen Anteilseigner von 2,24 Euro je Aktie. Dieser Nettobetrag werde unter Vorbehalt von persönlichen Steuern an die Osram-Aktionäre ausbezahlt.

Händler zeigten sich entsprechend erfreut, da die Osram-Aktien am Dienstag im Xetra-Handel bei 43,40 Euro und damit unter der nun angebotenen Barabfindung geschlossen hatten. Ein Börsianer sagte, für die Osram-Anleger ergebe sich auf Basis der angebotenen Brutto-Kompensationszahlung eine sehr attraktive Aktienrendite - im Vergleich zu den Renditen von Anleihen anderer Autozulieferer mit Fälligkeiten in den Jahren 2026 und 2027.

Auch Analyst Mark Diethelm von der Bank Vontobel geht davon aus, dass AMS auf der außerordentlichen Osram-Hauptversammlung die nötige Zustimmung für den Vertrag erzielen kann. Zwar seien die Barabfindung und die jährliche Ausgleichszahlung etwas höher ausgefallen als ursprünglich gedacht, nach der jüngsten Prognose-Erhöhung von Osram allerdings hätten diese angebotenen Zahlungen auch nicht überrascht. Diethelm geht davon aus, dass AMS in nächster Zeit die Beteiligung weiter erhöhen wird, um mittelfristig die Minderheitsaktionäre aus Osram herausdrängen zu können.

Ähnlich äußert sich sein Kollege Andreas Müller von der Zürcher Kantonalbank. Der etwas höhere Abfindungspreis könne dazu führen, dass möglicherweise etwas mehr Aktien angedient werden, als er geschätzt habe. Die jährliche Abgeltung werde angesichts des Gewinnpotenzials der AMS-Gruppe über die Jahre eine kleine Belastung darstellen. Vor diesem Hintergrund verzeichneten auch die in Zürich gelisteten Aktien von AMS Gewinne von zuletzt immerhin 4,5 Prozent.

Die Osram-Papiere wiederum haben mit dem Sprung an diesem Mittwoch die Kursdelle vom März diesen Jahres endgültig ausgebügelt. Seinerzeit hatte eine Gewinnwarnung die Aktien auf ein Rekordtief von 20,50 Euro einbrechen lassen. Vom Anfang 2018 erreichten Rekordhoch bei 79,58 Euro aber sind die Papiere noch weit entfernt.

Auch aus charttechnischer Sicht haben sich die Perspektiven für den Osram-Kurs nun deutlich aufgehellt. Nach dem jüngsten Kurssprung notieren die Aktien wieder deutlich über den 21- und den 50-Tage-Linien, an denen sich die Papiere im September bis dato entlanggehangelt haben. Die beiden Kurven sind ein Indikator für den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend./awp/la/eas/stk

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