AKTIEN IM FOKUS: Übernahmepläne von Veolia beflügeln auch Suez und Engie

dpa-AFX · Uhr

PARIS (dpa-AFX) - Ein zweiter Anlauf des Entsorgers Veolia Environnement zur Übernahme von Konkurrent Suez hat am Montag mächtig Staub in der Branche aufgewirbelt. Der Energiekonzern Engie hatte im Juli seine knapp 30-prozentige Beteiligung an Suez neben anderen Aktivitäten auf den Prüfstand gestellt. Diese will Veolia nun übernehmen und anschließend den Rivalen komplett schlucken. Analysten sehen gute Chancen, dass die Transaktion über die Bühne geht, da sämtliche Beteiligten davon einen Nutzen hätten.

Entsprechend profitierten die Aktien aller drei Unternehmen von der Nachricht - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Mit einem Plus von fast 19 Prozent auf 14,56 Euro stiegen die Anteilsscheine von Suez naturgemäß am stärksten. Veolia bietet Engie 15,50 Euro je Suez-Aktie in bar, was einem Betrag von 2,9 Milliarden Euro entspricht. Sollte die Offerte erfolgreich sein, will Veolia ein Angebot für den Rest von Suez abgeben. Suez würde dann mit 9,7 Milliarden Euro bewertet. Während Engie-Papiere mehr als sechs Prozent gewannen, ging es für Veolia um knapp sechs Prozent hoch.

Engie erklärte, das Angebot prüfen zu wollen. Allerdings hat der französische Staat hier ein Wort mitzureden, da er mit 23,6 Prozent an Engie beteiligt ist - bislang wollte die Regierung die Vorgänge nicht kommentieren. Suez erklärte, das Management werde zusammenkommen, um über das Angebot zu beraten. Veolia hatte bereits 2012 versucht, Suez zu übernehmen, war dabei aber unter anderem an kartellrechtlichen Bedenken, Befürchtungen der Regierung über Arbeitsplatzverluste sowie an der Uneinigkeit der beiden Chefs gescheitert.

Nun sieht Analyst Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan aber gute Erfolgsaussichten. Das Angebot von Veolia liege attraktive 27 Prozent über dem Suez-Schlusskurs vom Freitag und 50 Prozent über dem Schlusskurs am 30. Juli, bevor Engie seine Suez-Beteiligung zur Disposition gestellt habe, rechnete der Experte vor. Dieser Bewertung schloss sich sein Kollege Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies mit Blick auf das aktuelle Umfeld an - auch wenn er anmerkte, dass die Suez-Aktie vor der Corona-Pandemie noch bis auf knapp über 16 Euro geklettert sei.

Engie dürfte Ayral zufolge ebenfalls ein Interesse an einem Verkauf haben, um den Wert seiner Beteiligung zu heben und beim Konzernumbau rasch weiterzukommen. Und Veolia könnte den hohen Preis für die Transaktion, die auch strategisch sinnvoll sei und einen Weltmarktführer im Bereich Umwelt-Dienstleistungen erschaffen würde, mit einer nur begrenzten Kapitalerhöhung inklusive der Ausgabe von Hybridanleihen stemmen. Denn der Verkauf des Wassergeschäfts von Suez sei schon beschlossene Sache.

Einen großen Teil des Kaufpreises würde der Entsorger zudem durch die erheblichen Synergien wieder hereinholen, meint Ayral. Die von Veolia angestrebten 500 Millionen Euro sind laut Farman realistisch - sie entsprächen acht Prozent des operativen Gewinns (Ebitda), den beide Unternehmen zusammen im laufenden Jahr erzielen dürften./gl/tih/fba

Meistgelesene Artikel