Aktienmärkte: „Dax ist weiter im Crash-Modus“ – US-Futures deuten ebenfalls schwachen Start an – MTU blutet aus, Heidelberger Druck stark, BioNtech unaufhaltsam

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach einer Stabilisierung am Vortag hat sich der Einbruch am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte fortgesetzt. Der Dax im freien Fall droht nun die nächste runde Marke von 8000 Punkten ins Visier zu nehmen. Im frühen Handel sackte der Leitindex um vier Prozent auf 8586,35 Punkte ab.

„Der Dax befindet sich weiterhin im Crash-Modus“, sagte Analyst Martin Utschneider von der Bank Donner & Reuschel. Nachhaltig entschärfen werde sich die Lage wohl erst mit einem umfassenden Rückgang der Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten. Viele Ökonomen rechnen damit, dass Deutschland wegen des Virus in eine Rezession abrutscht.

Der MDax fiel um 3,7 Prozent auf 18.252,64 Punkte. Der Index der mittelgroßen Börsentitel war am Montag erstmals seit fast vier Jahren unter die Marke von 20.000 Punkten gefallen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte am Mittwoch 3,7 Prozent ein.

Jetzt werden die Unterstützungszonen aus der letzten Finanzkrise wieder relevant

Interessant dürfte es für den Dax bei etwa 8150 Punkten werden. Auf diesem Niveau lagen die Höchststände der Börsenjahre 2000 sowie 2007 und 2008. Analysten werten diese Zone als wichtige Unterstützung für den Leitindex.

Den Anlegern könnte erneut ein Handelstag mit großen Schwankungen ins Haus stehen, da die Unsicherheit über die Folgen der durch den neuartigen Coronavirus ausgelösten Krise immer noch extrem hoch ist. Utschneider sprach von „wiederkehrenden kurzfristigen und einschneidenden Rücksetzern“. Die Verluste der vergangenen knapp vier Wochen summieren sich mittlerweile auf über 5000 Dax-Punkte oder fast 40 Prozent.

US-Future-Märkte zeichnen ebenfalls schlechten Handelsstart voraus

Auch an den US-Börsen zeichnet sich bereits jetzt ab, dass sie ebenfalls mit erneut herben Verlusten in den Handel starten werden. Dow-Futures haben sich in der Nacht an der CME Futures-Börse bereits wieder im Bereich des „Limit-Downs“ von mehr als 5 Prozent minus befunden, also in einem Bereich, an dem der Handel automatisch für 15 Minuten unterbrochen wird.

Gestern hatten sich die US-Märkte noch erholt, da Präsident Trump ein massives Hilfspaket, sowie Helikoptergeld angekündigt hat, das direkt an die amerikanischen Bürger fließen soll. Das Hilfspaket soll ein Volumen von 1 Billionen Dollar umfassen. Finanzminister Steven Mnuchin macht bereits Druck auf den Kongress, um das Paket durchzuwinken, da die Arbeitslosigkeit in den USA sonst auf bis zu 20 Prozent ansteigen könnte.

Das Virus hat sich zudem mittlerweile in allen Bundesstaaten der USA ausgebreitet. Die Gesamtzahl der in den USA gemeldeten Infektionsfälle mit dem Coronavirus lag nach Angaben der Johns Hopkins Universität zuletzt bei rund 6500. Die Zahl der Todesfälle infolge der Krankheit Covid-19 überstieg gestern erstmals die Hundertermarke.

Asiatische Märkte gehen auch wieder in die Knie

An den asiatischen Aktienmärkten ist es am Mittwoch ebenfalls zu Verlusten gekommen. Die Stabilisierung am Vortag erwies sich damit auch dort als kurzlebig. Lediglich im frühen Handel hatten die asiatischen Börsen noch im Plus gelegen. Die Zahl der täglich erfassten Corona-Infektionen in Südkorea war weiter gestiegen.

In Japan verlor der Leitindex Nikkei 1,68 Prozent auf 16.726,55 Punkte. Etwas stärkere Verluste gab es in China. Der CSI mit den 300 wichtigsten Aktien der Festlandbörsen büßte 1,98 Prozent auf 3636,26 Zähler ein. In Hongkong ging es für den Hang Seng zuletzt um 4,3 Prozent auf 22.264,28 Punkte nach unten.

Die Entwicklung zeigte einmal mehr die Schwierigkeit, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie einzupreisen. Die weitreichenden Hilfsmaßnahmen, die weltweit und besonders in den USA beschlossen wurden, haben die Börsen bislang nicht beruhigt. Rein vom Umfang her erschienen die Schritte zwar eindrucksvoll, aber so lange die weitere Entwicklung der Epidemie nicht klar sei, bestehe die Gefahr weit höherer als bislang vermuteter Belastungen, merkte Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets an. Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management, sprach in einer Studie sogar von der merklich gewachsenen „Sorge vor einer neuen Weltwirtschaftskrise.“

MTU blutet aus, Heidelberger Druck stark, BioNtech unaufhaltsam

Bei den Einzelwerten gibt es wie zu erwarten starke Kursbewegungen: Aktien von MTU Aero Engines brachen am Dax-Ende um weitere 15,5 Prozent ein. Damit hat der Kurs seit Beginn des Crashs gut 60 Prozent eingebüßt. Die zunehmende Einstellung des internationalen Flugverkehrs wegen des Virus lastet schwer auf dem Kurs des Triebwerkherstellers. Airbus-Aktien sackten um 14 Prozent ab und waren größter Verlierer im MDax.

Eindrucksvoll gegen den starken Abwärtsdruck stemmten sich die Papiere von Heidelberger Druck. Sie stiegen um 16 Prozent. Der Hersteller von Druckmaschinen beendet die Fertigung verlustträchtiger Produkte und will 2000 Stellen streichen.

Papiere von Biontech führten die Rally der vergangenen beiden Tage fort und schnellten um 36 Prozent nach oben. Damit hat sich der Kurs des Biopharma-Unternehmens seit Wochenbeginn verdreifacht. Angetrieben wird die Euphorie von der Aussicht auf eine Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus. Aktien der Shop Apotheke legten um 7 Prozent zu, die Online-Apotheke gilt als Profiteur des Coronavirus.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock

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