Allianz-Chef nimmt BaFin gegen Wirecard-Kritik in Schutz

Reuters · Uhr

München (Reuters) - Allianz-Chef Oliver Bäte fordert angesichts der Pleite von Wirecard Reformen in der deutschen Finanzaufsicht.

"Wirecard ist ja ein Finanzdienstleister, aber er wurde nicht reguliert wie ein Finanzdienstleister, und ich halte das für falsch", sagte Bäte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Man müsse die Aufsicht danach ausrichten, "was die Menschen wirklich tun", und nicht danach, ob ein Unternehmen Bank oder Versicherung heiße. "Wir brauchen eine andere Regulierungslogik, die die Verflechtung der Wirtschaftssektoren analysiert", sagte Bäte. Das gelte vor allem für die dahinterstehende Technologie.

Der Zahlungsabwickler Wirecard hatte Insolvenz angemeldet, nachdem sich in seiner Bilanz eine Lücke von 1,9 Milliarden Euro gezeigt hatte. "Es ist in Summe sehr bedauerlich, dass man diesen offensichtlichen Bilanzbetrug nicht früher entdeckt hat", sagte der Allianz-Chef. Im Finanzdienstleistungssektor sei das besonders sensibel. "Da muss man sicher etwas tun." Die Kritik an der Finanzaufsicht BaFin, sie habe bei Wirecard zu langsam reagiert, halte er aber für verfehlt. "Ich finde es vollkommen falsch, dass man jetzt auf die BaFin draufhaut. Ich finde die von allen Regulierern, mit denen wir arbeiten, neben der (US-Aufsicht) Fed die besten - aber die waren gar nicht zuständig", sagte Bäte. Zuständig seien andere gewesen - etwa die Börse und die Wirtschaftsprüfer.

Die Allianz hatte am Mittwoch zwei Verträge mit der Wirecard Bank in Deutschland und Italien gekündigt. Dabei ging es um eine Smartphone-App für mobiles Bezahlen, zu der die Wirecard-Tochter die virtuellen Visa-Zahlkarten beigesteuert hatte. Die App soll eingestellt werden.

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