Anleger in Europa fiebern Fed-Entscheid entgegen

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - In Erwartung neuer Hinweise auf die US-Geldpolitik haben sich Europas Anleger mit Engagements am deutschen Aktienmarkt zurückgehalten.

Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochnachmittag jeweils kaum verändert bei 13.216 und 3323 Punkten. Für Gesprächsstoff sorgte ein erneuter Kurssturz bei der Leasingfirma Grenke, gegen die der britische Investor Fraser Perring Vorwürfe wie Bilanzfälschung, und Geldwäsche erhebt.

An den US-Börsen deuteten die Futures auf einen festeren Start hin. Da eine Leitzinsänderung der US-Notenbank (Fed) als ausgeschlossen gelte, richteten Investoren ihre Aufmerksamkeit auf Signale zu einer möglichen weiteren Lockerung der Geldpolitik, sagte Analyst Tapas Strickland von der National Australia Bank. "Am Markt herrscht die Einschätzung, dass der US-Kongress unwillig oder unfähig ist, sich auf neue Konjunkturhilfen zu einigen und dass die Notenbank diese Lücke füllen muss."

Konkrete Schritte werde Fed-Chef Jerome Powell wohl nicht verkünden, prognostizierte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Impulse könnten seine Aussagen aber dennoch liefern. "Die Anleger wollen wissen, was der jüngste Strategieschwenk der Fed zu bedeuten hat."

HURRIKAN "SALLY" TREIBT ÖLPREIS AN - GRENKE STÜRZT WEITER AB

Wegen möglicher Förderausfälle im Golf von Mexiko deckten sich Investoren mit Rohöl ein. "Derzeit erwarten wir durch den Wirbelsturm 'Sally' Einbußen von drei bis sechs Millionen Barrel in den kommenden elf Tagen", schrieben die Analysten von Brokerhaus Rystad. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich daraufhin um 2,5 Prozent auf 41,55 Dollar je Barrel (159 Liter).

Am deutschen Aktienmarkt steuerten Grenke-Titel mit einem Minus von 33 Prozent auf den zweiten Rekord-Tagesverlust in Folge zu. Zu einem Preis von 29,62 Euro waren sie zeitweise so billig wie zuletzt vor mehr als fünfeinhalb Jahren. Die Leasingfirma weist die Betrugsvorwürfe des Börsenspekulanten Fraser Perring zurück. Das Management erklärte, ein Großteil der angeblich fehlenden Mittel in Höhe von rund einer Milliarde Euro liege bei der Bundesbank. "Bei Investoren überwiegt aber die Angst, nach dem Wirecard-Skandal erneut auf eine kuriose Buchhaltung hereinzufallen", sagte ein Börsianer. Niemand wolle sich dem Vorwurf aussetzen, an der Aktie festgehalten zu haben, obwohl die Anschuldigungen "überall in den Zeitungen" gestanden hätten.

"ZARA"-MUTTER UND BRENNTAG ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN

In Madrid stiegen die Titel von Inditex dagegen um gut sechs Prozent. Der Mutter-Konzern des Modehändlers "Zara" kehrte trotz eines 31-prozentigen Umsatzeinbruchs im Quartal in die Gewinnzone zurück. Der strikte Sparkurs sei beeindruckend, lobte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Im Windschatten von Inditex legten die Papiere des Rivalen Hennes & Mauritz (H&M) in Stockholm rund drei Prozent zu.

Die Aktien von Brenntag kletterten um knapp vier Prozent auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Hoch von 57,14 Euro, nachdem der deutsche Chemikalienhändler trotz Corona-Krise für das Gesamtjahr einen stabilen operativen Gewinn in Aussicht gestellt hatte. Wichtiger sei jedoch, dass sich die Auftragslage so weit stabilisiert habe, dass die Firma überhaupt wieder einen Ausblick geben könne, sagte ein Börsianer.

Ein gelungenes Börsendebüt legte der britische Online-Händler The Hut Group in London hin. Die Aktien des Amazon-Rivalen stiegen um 28 Prozent auf 638 Pence.

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