Apple: Der Aktie ist ein Kunststück gelungen, dass sie seit dem Dotcom-Crash nicht mehr geschafft hat – Sind die Sorgen der Anleger damit zerstreut?
Der Apple-Aktienkurs hat in den letzten Handelstagen ein Muster vollführt, dass ihm so seit dem Dotcom-Crash im Jahr 2000 nicht mehr gelungen ist, wie die US-Wirtschaftsnachrichtenseite Marketwatch berichtet hat.
Am Dienstag hat die Aktie den sechsten Tag infolge zugelegt - Das war die längste Siegesserie seit dem 6-Tage-Abschnitt bis zum 23. April und dem vorherigen 9-Tage-Abschnitt bis zum 8. April.
Der Unterschied: Im letzten Peak, der bisher bis zum gestrigen US-Handelsschluss ging, betrugen die täglichen Zuwächse immer über 1 Prozent. Zuletzt hatte die Aktie dies an mehr als fünf aufeinanderfolgenden Tagen kurz vor dem Dotcom-Crash im Jahr 2000 geschafft.
Handelskrieg und Kartell-Untersuchung als Belastungsfaktoren
Ein Zeichen dafür, dass die Investoren sich wieder mehr entspannen? Die Aktie war im Mai vor allem wegen den weiteren Auswirkungen des US-chinesischen Handelskrieges um 13 Prozent eingebrochen. Die US-Zölle auf Importe aus China haben die Lieferkette des Konzerns beeinträchtigt und die Nachfrage nach iPhones durch Vergeltungszölle auf US-Exporte abgeschwächt. Die aktuelle Kurserholung deutet jedoch daraufhin, dass die Situation nicht so schlimm ist, wie von den Investoren agenommen.
Auch die Sorge vor einer kartellrechtlichen Kontrolle seitens der US-Behörden haben den Abschwung im Mai befeuert, doch laut Ansicht vieler Analysten ist eine Zerschlagung der Tech-Giganten Apple, Facebook und Co. laut derzeitigem rechtlichen Stand sehr unwahrscheinlich bis unmöglich.
Bei der Untersuchung der Behörden geht es darum, zu überprüfen, ob die großen Sillicon Valley Konzerne zu viel Macht im Internet besitzen und kartellrechtlich gegen sie vorgegangen werden muss, weil sie den Wettbewerb im Online-Markt zu sehr behindern. Bereits in der letzten Woche hatte sich CEO Tim Cook in einem Interview über die Auswirkungen des Handelsstreits und der Monopolfrage geäußert und versucht, die Sorgen der Investoren zu zerstreuen.
Analysten geben Entwarnung
Laut Wedbush-Analyst Daniel Ives war der Schaden für Apple im Zusammenhang mit dem Handelskrieg in China „mehr Lärm als Realität“. Zwar habe die Unsicherheit die Apple-Aktie unter Druck gesetzt, doch „die fundamentalen Auswirkungen auf die iPhone-Produktion und die möglichen Kostensteigerungen haben sich bislang in Grenzen gehalten.“ Und das Servicegeschäft von Apple, das das Unternehmen ausbauen will, um die Bedenken hinsichtlich eines verlangsamten iPhone-Umsatzwachstums auszuräumen, ist „relativ isoliert von Handelswirbeln“, sagte Ives laut dem Bericht von Marketwatch.
Laut Amit Daryanani, ISI-Analyst bei Evercore, ist das Dienstleistungsgeschäft „ein kritischer Teil“ seiner optimistischen These, da Apple die installierte Basis vergrößern und monetarisieren könne. Die Anleger hätten sich zu sehr auf Iphone-Trends konzentriert. Sein Kursziel: 205 US-Dollar.
Was macht die Aktie?
Das Apple-Papier liegt mit einem Abstand von 8 Prozent immer noch weit unter dem Jahreshöchststand von knapp 212 Dollar und mit einem Abstand von 16 Prozent noch einmal doppelt so weit weg vom Allzeithoch bei 232 Dollar von Oktober 2018. Dennoch verzeichnet sie Year-to-Date immer noch ein sehenswertes Plus von 23,5 Prozent.
Die jüngste Erholung dürfte den Nerven der Investoren zwar gut tun, die jahrelange, scheinbar unaufhaltsame Rally der Technologie-Giganten aus dem Silicon Valley scheint sich aber dennoch stark abzubremsen. Nicht nur Apple ist in den letzten Monaten gestolpert, auch Facebook, Google, Amazon und Co. haben eine ähnliche Kursentwicklung hingelegt.
Bei allen zeichnet sich das gleiche Bild ab: Den Kursknick der globalen Märkte in Q4 2018 haben alle gleichermaßen mitgemacht, danach ging es wieder bergauf, bis zu der Eskalation des Handelsstreits.
Eine legitime Frage, die man sich bei den FAANG-Konzernen stellen kann, ist: Werden sie durch die Aktienmärkte mit runtergezogen, oder besteht gar eine Wechselwirkung und werden die Märkte von den Giganten, die eine unglaubliche Marktkapitalisierung in sich vereinen, beeinflusst? Da beispielsweise der S&P 500 nach der Marktkapitalisierung seiner gelisteten Unternhemen gewichtet ist, lässt sich sein Aufschwung der letzten Jahre direkt mit dem gewaltigen Wachstum der größten Konzerne erklären. Die zwei FAANG-Unternehmen in der Liste, Amazon und Apple, haben beispielsweise eine annualisierte Performance von 39, beziehungsweise 32 Prozent hingelegt und ihre Marktkapitalisierung extrem ausgeweitet. Daher sollte man die Tech-Giganten auch auf den größeren Kontext bezogen weiter genau beobachten.
Von Alexander Mayer
Titelfoto: Denis Kuvaev / Shutterstock.com
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