Apple: Gespräche über Kauf von Intels Chip-Sparte ++ Iran-Konflikt: Trump droht – „Sind bereit für Schlimmstes“ ++ Goldman Sachs: Keine Rezession in Sicht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die momentan heiß laufende Berichtsaison lässt zwar Gewinnwarnungen hageln, doch den Markt scheint es fürs erste nicht allzu stark zu belasten. Nach einem soliden Start in die Woche dürfte es aus Sicht der meisten Marktbeobachter auch am Dienstag am deutschen Aktienmarkt weiter aufwärts gehen. Denn die US-Regierung und führende Vertreter aus dem US-Kongress haben sich auf ein Haushaltspaket geeinigt – und damit größere Turbulenzen bis hin zu einem Regierungsstillstand abgewendet.

„Mit dem US-Haushaltsdeal wird den Anlegern eine Sorge genommen“, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners in einem Marktkommentar. Eine erneute Schließung der Regierung und die Zwangsbeurlaubung von Beamten „hätten üble Spuren in der ohnehin wackeliger werdenden Konjunktur hinterlassen können“.

Goldman Sachs hält Rezession in den nächsten zwei Jahren für unwahrscheinlich

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hält die US-Wirtschaft trotz des Handelskonflikts mit China für robust. „Die Inflation ist unter Kontrolle, das Risiko einer aggressiven geldpolitischen Verschärfung ist gering und die Verschuldung im privaten Sektor ist moderat“, sagte Goldman Sachs-Chefvolkswirt Jan Hatzius dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Er erwartet weder in diesem noch im kommenden Jahr eine Rezession in den USA.

Eine zuletzt für Ende Juli signalisierte Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve hält Hatzius daher für verfrüht. „Meiner Meinung nach hätten die Notenbanker auch noch ein paar Datenpunkte abwarten und dann später entscheiden können“, sagte Hatzius. An den Finanzmärkten wird fest damit gerechnet, dass die Fed auf der Zinssitzung Ende Juli den Leitzins um mindestens 0,25 Prozentpunkte senken wird.

Dass die Notenbank mit einer Zinssenkung von 0,25 Punkten spürbar die Inflation ankurbeln könnte, sieht der Chefvolkswirt skeptisch. Schließlich wirke sich die Zinssenkung nur indirekt über eine niedrige Arbeitslosigkeit auf höhere Löhne und Preise aus. Der Effekt sei nur gering, sagte Hatzius.

Trump droht Iran: Sind bereit für Schlimmstes – aber auch für Vernunft

Am anderen Sorgenherd im Nahen Osten brennt aber weiter die Luft. US-Präsident Donald Trump hat dem Iran angesichts zunehmender Spannungen erneut mit Konsequenzen gedroht. „Wir sind bereit für das absolut schlimmste Szenario – und wir sind auch bereit dafür, Vernunft walten zu lassen“, sagte Trump am Montag in Washington. „Es könnte sehr leicht in beide Richtungen gehen.“ Trump beklagte: „Es fällt mir zunehmend schwer, einen Deal mit dem Iran zu wollen, weil sie sich sehr schlecht benehmen.“ Er betonte aber auch, er wolle sich zunächst zurücklehnen und abwarten. Der Iran stecke wirtschaftlich und politisch in großen Schwierigkeiten.

Der US-Präsident warf dem Iran vor, Lügen zu verbreiten. „Sie lügen viel“, sagte er. Die USA hätten vor wenigen Tagen eine iranische Drohne vernichten müssen. Teheran behaupte aber, dies sei nicht passiert. Dabei gebe es ausreichend Beweise. „Schauen Sie auf dem Meeresboden nach“, sagte er an die Adresse anwesender Journalisten. „Nehmen Sie Ihre Tauchausrüstung und gehen Sie da runter.“

Trump hatte in der vergangenen Woche verkündet, die Crew eines US-Marineschiffes habe in der Straße von Hormus eine iranische Drohne zerstört, weil diese dem US-Schiff bedrohlich nahe gekommen sei. Die iranische Regierung dementierte das jedoch umgehend und mutmaßte, die Amerikaner hätten wohl aus Versehen eine eigene Drohne abgeschossen.

Der US-Präsident sagte erneut, auch die CIA-Geschichte, die Teheran verbreite, treffe nicht zu. Dies seien nichts als Lügen und Propaganda. Der Iran hatte am Montag mitgeteilt, man habe ein Netzwerk des US-Geheimdienstes CIA im Land aufgedeckt. In diesem Zusammenhang seien 17 Agenten verhaftet worden. Alle seien Iraner. Einigen von ihnen drohe die Todesstrafe.

Heute wird der neue britische Regierungschef verkündet

In der EU blickt heute alles nach Großbritannien: Der umstrittene Tory-Politiker Boris Johnson wird nach jüngsten Umfragen der neue britische Premierminister. Johnson gilt schon lange als haushoher Favorit für die Nachfolge von Theresa May. Seinem Konkurrenten, Außenminister Jeremy Hunt, werden nur geringe Chancen eingeräumt. Die Konservative Partei wird den Namen des neuen Tory- und Regierungschefs am Dienstagmittag in London verkünden.

Johnson ist ein Exzentriker, der es mit der Wahrheit oft nicht so genau nimmt. Seine Statur und die lange Zeit wilde Frisur sollen zu seinem Spitznamen „Yeti“ in Schulzeiten beigetragen haben. Ganz anders dagegen die ungelenke und wenig spontane May, die in ihrer Amtszeit unter anderem als „Maybot“ verspottet wurde – in Anspielung auf roboterhaftes Auftreten. Auch politisch könnten die beiden Konservativen kaum unterschiedlicher sein.

Wird Johnsons Wahl bestätigt, hätte das großen Einfluss auf den EU-Austritt und es dürfte auch das Verhältnis zu den USA stark prägen. Der Brexit-Hardliner will Großbritannien am 31. Oktober aus der Europäischen Union herausführen – notfalls auch ohne Abkommen. Ein solcher No Deal würde vermutlich vor allem für die Wirtschaft unangenehme Konsequenzen haben, da es zu einer Wiedereinführung von Zöllen kommen könnte. May war mit ihrem mit Brüssel ausgehandelten Abkommen drei Mal im Parlament krachend durchgefallen.

War es das also mit den Planungen für einen geregelten EU-Austritt? Ein Premier namens Johnson dürfte Bewegung in die festgefahrenen Brexit-Verhandlungen bringen.

Kurz und knapp:

Santander: Die spanische Großbank Santander  hat im zweiten Quartal wegen der Kosten für den Konzernumbau weniger verdient. Der Gewinn sei im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gefallen, teilte die im EuroStoxx 50 notierte Bank am Dienstag in Madrid mit. Bereinigt um die Kosten für den Konzernumbau und andere Sondereffekte sei der Gewinn um sechs Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gestiegen. Mit dem Ergebnis übertraf die mit einer Marktkapitalisierung von 65 Milliarden Euro zweit wertvollste Bank Europas die Erwartungen der Experten leicht.

UBS: Die Schweizer Großbank UBS  hat im zweiten Quartal trotz eines Einbruchs im Investmentbanking ihren Gewinn überraschend gesteigert. Unter dem Strich verdiente UBS fast 1,4 Milliarden US-Dollar (gut 1,2 Mrd Euro) und damit ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie der Konzern am Dienstag in Zürich mitteilte. Dies sei der höchste Nettogewinn in einem zweiten Quartal seit dem Jahr 2010, sagte Bankchef Sergio Ermotti. Analysten hatten im Schnitt mit weniger als einer Milliarde Überschuss gerechnet. Aufwärts ging es im Privat- und Firmenkundengeschäft sowie bei der Fondstochter. Die Vermögensverwaltung für reiche Kunden warf hingegen weniger ab, auch weil Anleger aus den USA bei der UBS Geld abzogen. Entlastend wirkten vor allem auch geringere Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten, wodurch der typische Verlust der Konzernzentrale deutlich geringer ausfiel als ein Jahr zuvor.

Apple: Der US-Riese ist in fortgeschrittenen Gesprächen mit Intel, um die Sparte für Modem-Chips in Smartphones zu kaufen. Das schreibt das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Das Geschäft könnte den Bereich mit einer Milliarde US-Dollar oder mehr bewerten. Eine Einigung könnte in den nächsten Wochen kommen.  Für Apple wäre der Deal von Bedeutung, weil das Unternehmen schon länger versucht, bessere Chips für seine Smartphones zu entwerfen. Intel dagegen würde sich von einem Bereich trennen, der Geld verliert, heißt es in dem Bericht.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Denis Kuvaev / Shutterstock.com

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