AUSBLICK 2020/Julius Bär: Lockere Geldpolitik stützt Konjunkturerholung

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Schweizer Privatbank Julius Bär sieht die deutsche Wirtschaft nicht zuletzt dank einer extrem lockeren Geldpolitik auf moderatem Wachstumskurs. "Die Chancen für eine Erholung der Konjunktur stehen ganz gut", sagte der Chefvolkswirt Deutschland von Julius Bär, David Kohl, am Mittwoch in Frankfurt. Die aktuelle Schwäche in der Industrie werde auch 2020 nicht auf andere Bereiche der deutschen Wirtschaft übergreifen, zeigte sich der Experte überzeugt. Es sei daher mit einer weiter robusten Entwicklung beim privaten Konsum und in der deutschen Bauwirtschaft zu rechnen.

Im kommenden Jahr dürfe die größte europäische Volkswirtschaft wieder stärker Fahrt aufnehmen. Julius Bär rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent. In diesem Jahr wird hingegen allgemein ein deutlich schwächeres Wachstum erwartet. Im Herbstgutachten der führenden Forschungsinstitute wird eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent erwartet, nachdem die deutsche Wirtschaft 2018 noch um 1,5 Prozent gewachsen war.

"Im kommenden Jahr wird der Aufschwung maßgeblich von inländischen Faktoren getrieben", sagte Kohl. Obwohl es in Bereichen der Industrie Entlassungen geben dürfte, versicherte der Experte: "Der Arbeitsmarkt bleibt robust." Außerdem sieht das Bankhaus Julius Bär weiterhin kein Ende des Immobilienbooms in Deutschland. Im kommenden Jahr sei darüber hinaus mit einer Zunahme fiskalpolitischer Maßnahmen zu rechnen, die neben der lockeren Geldpolitik in der Eurozone den Aufschwung stützen werden.

"Die Fiskalpolitik ist das große Thema 2020", sagte Kohl. Hier seien die Spielräume "viel größer als bisher gedacht". Neben der weitgehenden Abschaffung des Solidaritätszuschlags rechnen die Julius Bär-Experten aber eher nicht mit größeren Steuersenkungen. Vielmehr seien höhere staatliche Ausgaben zur Stützung der Konjunktur denkbar, sagte Christian Gattiker-Ericsson, Leiter der Research-Abteilung der Schweizer Bank. Demnach seien staatliche Investitionen im Bereich Klimaschutz denkbar, sagte er und verwies auf die Möglichkeit neuer Abwrackprämien.

Rückenwind erhält die deutsche Wirtschaft auch durch die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. "China wird eine Lokomotive der Weltwirtschaft bleiben", versicherte Gattiker-Ericsson. Das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt werde sich zwar weiter abschwächen, aber das sei von der politischen Führung gewollt, die ein stärkeres Gewicht auf die Binnenwirtschaft legen will.

Auch in den USA, in der größten Volkswirtschaft der Welt, rechnet Julius Bär mit einem Abflauen der Konjunktur. Im kommenden Jahr werde eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent erwartet. Damit ist das Wachstum in den USA aber weiter stärker als in der Eurozone. Hier rechnen die Julius Bär-Experten nur mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 1,1 Prozent./jkr/bgf/jha/

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