Autogipfel wird verschoben ++ Corona-Virus: 125 Impfstoffkandidaten – 12 in klinischen Studien ++ SAP: Salesforce-Zahlen setzen Aktie unter Druck

onvista · Uhr

Ungewohntes Bild zum Handelsstart. Der Dax befindet sich im Minus. Bislang hat der deutsche Leitindex in dieser Woche jeden Tag im grünen Bereich begonnen und beendet. Am Donnerstag schaffte es das Börsenbarometer sogar über die Marke von 11.800 Punkten und somit auf den höchsten Stand seit März. Heute sichern einige Anleger wohl ihre Gewinne. Wenige Minuten nach dem Start verlor der Dax 1,22 Prozent auf 11 637,37 Punkte. Vor dem verlängerten Pfingstwochenende nahmen Anleger nach der jüngsten Kursrally erst einmal Gewinne mit, da es auch einige Unsicherheitsfaktoren gibt. Hier steht vor allen Dingen US-Präsident Trump mal wieder im Fokus.

Donald Trump geht gegen soziale Netzwerke vor

Das amerikanische Staatsoberhaupt ist schon seit Tagen ganz weit oben auf der Palme. Besonders, seit eine Runde Golf von ihm stark kritisiert wurde, hat Trump mehr als schlechte Laune. Donnerstag bekamen das schon die sozialen Netzwerke zu spüren. Trump will die Plattformen mit einer neuen Verordnung stärker reglementieren. Der US-Präsident unterzeichnete die Verfügung am Donnerstag im Weißen Haus.

Er will damit eine als Section 230 bekannte Klausel überarbeiten lassen. Gemäß dieser Regelung – Teil eines Gesetzes von 1996 – werden Online-Dienste nicht für von Nutzern veröffentlichte Inhalte wie Kommentare und Videos haftbar gemacht. Zugleich wird Plattformen dadurch erlaubt, gegen bestimmte Inhalte oder Nutzer vorzugehen. US-Justizminister William Barr sagte, die Klausel solle nicht abgeschafft, aber reguliert werden. Sie sei weit über ihren ursprünglichen Zweck hinaus gedehnt worden.

Heute Aussagen zu China/Hongkong

Donald Trump will sich am Freitag zum Konflikt mit China äußern. Trotz massiver internationaler Kritik hatte Chinas Volkskongress die Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz in Hongkong gebilligt. Das Vorhaben wäre der bisher weitestgehende Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie Hongkongs. Die USA drohen der Volksrepublik inzwischen sogar mit Sanktionen. 

BMW, Daimler & VW: Kaufanreize dürfte auf sich warten lassen

Der „Autogipfel“ im Kanzleramt am Dienstag nach Pfingsten fällt nach Angaben des Branchenverbands VDA aus. „Die Regierung hat erst noch internen Abstimmungsbedarf für den Koalitionsausschuss am gleichen Tag. „Deswegen findet der Termin nicht wie geplant statt“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Donnerstag der „Bild“. „Die Frage nach einem Konjunkturimpuls für die Automobilindustrie ist dort aber weiter auf der Agenda.“

Müller plädierte erneut für Kaufprämien für die Autobranche, die in der Corona-Krise unter Absatzeinbrüchen leidet. „Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden durch die Stärke unseres Sozialstaates noch verdeckt: Für mehr als 10 Millionen Menschen wurde Kurzarbeit beantragt. Offenbar ist diese Dramatik der Lage noch gar nicht allen bewusst“, sagte Müller weiter.

In der Debatte um Kaufprämien hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Beschlüsse bei einem Spitzengespräch mit Vertretern von Bundesregierung, Unternehmen und Gewerkschaftern nach Pfingsten in Aussicht gestellt. Es könnte aber darauf hinauslaufen, dass es keine separaten Hilfen gibt, sondern lediglich eine Einbettung in ein allgemeines Konjunkturpaket.

In der Unionsfraktion gibt es weiter Widerstand gegen eine Kaufprämie. In der jüngsten Fraktionssitzung hat sich nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag) die Mehrheit der Redner gegen derartige Prämien ausgesprochen. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion, Christian von Stetten (CDU), sagte dem Blatt: „Ich lehne eine Kaufprämie für Autos ab.“ Damit stehe er nicht allein, denn „die Mehrheit der Unionsfraktion ist mit Sicherheit gegen eine Kaufprämie“.

Die Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen haben sich für eine Autoprämie stark gemacht. Umweltschützer kritisierten, dass nicht nur Staatshilfen für Elektro-Fahrzeuge in der Diskussion sind, sondern auch Anreize für moderne Benziner und Diesel. Auch Ökonomen übten Kritik. Die „Wirtschaftsweise“ Monika Schnitzer monierte, eine Kaufprämie für Autos verzögere nicht nur den überfälligen Strukturwandel der Branche, sondern sei auch ineffektiv.

Corona-Impfstoff: Astra Zeneca hofft bis Ende des Jahres startklar zu sein

Im Wettlauf um einen Corona-Impfstoff dürften westliche Länder nach Angaben der Pharmafirma Pfizer als erste bedient werden. Das liege an der nötigen Technologie, sagte Pfizer-Chef Albert Bourla am Donnerstag in einer Pressekonferenz des Dachverbands der forschenden Pharmafirmen (IFPMA).

„Die heutige Technologien verlangen eine Lagerung (von Impfstoff) bei minus acht Grad.“ In Afrika etwa fehle dafür wahrscheinlich die Infrastruktur. „Ich bin sicher, dass wir mit diesem Impfstoff erst in die westlichen Länder kommen“, sagte Bourla. „Aber in einer zweiten Welle arbeiten wir daran, sicherzustellen, dass wir Produkte entwickeln und herstellen können, die solche extremen Temperaturen nicht brauchen.“ Pfizer habe bislang mit keiner Regierung Verträge über die Lieferung von Impfstoff abgeschlossen, betonte er.

Bislang gibt es noch keinen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Nach Angaben der WHO gibt es etwa 125 Impfstoffkandidaten, von denen derzeit knapp ein Dutzend Wirkstoffe in klinischen Studien geprüft werden. Das Unternehmen AstraZeneca hofft, sein Produkt Ende des Jahres auf den Markt bringen zu können, sagte Unternehmenschef Pascal Soriot.

Nach Schätzungen seien bis zu 15 Milliarden Dosen Corona-Impfstoff zur Versorgung der ganzen Welt nötig, sagte IFPMA-Generaldirektor Thomas Cueni. Das stelle die Industrie vor beispiellose Herausforderungen. Das sei drei mal soviel, wie sonst im Jahr an Impfdosen hergestellt werde, abgesehen von Grippe-Impfstoffen.

Die Pharmafirmen wollten Impfstoffe zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie im Falle eines Erfolgs zunächst ohne Profit anbieten. Die Zusage bestehe, solange die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 30. Januar erklärte „Notlage von internationaler Tragweite“ gelte, sagte Paul Stoffels, Forschungschef des Gesundheitskonzerns Johnson & Johnson. Der Preis einer Impfdosis werde voraussichtlich nur wenige Dollar betragen, meinte AstraZeneca-Chef Soriot.

Kurz & knapp:

Salesforces: Der Unternehmenssoftware-Spezialist hat nach einem Quartal mit der Corona-Krise seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Der SAP-Konkurrent erwartet jetzt für das bis Ende Januar 2021 laufende Geschäftsjahr Erlöse von 20 Milliarden Dollar – Ende Februar war Salesforce noch von mindestens 21 Milliarden Dollar ausgegangen. Im ersten Geschäftsquartal steigerte das Unternehmen aus San Francisco den Umsatz im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 4,87 Milliarden Dollar – und traf damit ziemlich genau die eigene Vorhersage von Ende Februar. Der Gewinn fiel auf 99 Millionen Dollar von 392 Millionen Dollar ein Jahr zuvor, wie Salesforce am Donnerstag mitteilte. Anleger ließen die Aktie nach den Zahlen im nachbörslichen Handel zeitweise um 3,5 Prozent sinken.

Indexaufnahme: Aktien von Scout24, LEG Immobilien, Nemetschek und Teamviewer sollten am Freitag im Auge behalten werden. Ein Marktteilnehmer erinnerte daran, dass die Papiere der Unternehmen nach Handelsende in den Länderindex MSCI Germany aufgenommen werden. Spätestens in der Schlussauktion sei daher mit hohem Handelsvolumen durch am Index orientierte Fonds zu rechnen, hieß es.

JDE Peet’s: Der Kaffeekonzern hat bei Europas bislang größtem Börsengang in diesem Jahr in Amsterdam rund 2,3 Milliarden Euro an Geld eingesammelt. Der Ausgabepreis wurde auf 31,50 Euro je Aktie festgelegt, wie der von der Reimann-Familienholding JAB an die Börse gebrachte Konzern am Freitag mitteilte. Damit lag der Kaffeegigant in der oberen Hälfte der zuvor angekündigten Preisspanne zwischen 30 und 32,35 Euro. JDE Peet’s wird somit insgesamt mit 15,6 Milliarden Euro bewertet.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Jenson/ Shutterstock.com

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