Bank-Aktien wieder in den roten Zahlen – Fusionseuphorie in Deutschland verflogen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Euphorie der Anleger über die Fusionsgespräche der Deutschen Bank und der Commerzbank ist verflogen. In einem allgemein schwachen Branchenumfeld für Banken fielen die Titel der Deutschen Bank am Donnerstag im Dax und jene der Commerzbank im MDax jeweils um etwas mehr als 3 Prozent. Beide Aktien stehen damit nun wieder unter ihrem Niveau vom vergangenen Freitag, also bevor die Gespräche über einen Zusammenschluss offiziell gemacht wurden.

Europaweit ging es für Banken am Donnerstag bergab, wie der zwischenzeitlich um bis zu 1,2 Prozent schwächere Branchenindex Stoxx Europe 600 zeigt. Neben der Zukunft des deutschen Bankensektors waren die Blicke der Anleger stark auf die US-Notenbank Fed gerichtet, die sich am Vorabend zurückhaltender zu ihrem Zinskurs geäußert hatte als erwartet. Die Währungshüter hatten signalisiert, dass es im laufenden Jahr keine weitere Zinserhöhung in USA geben wird. Für Banken wären höhere Zinsen aber förderlich gewesen für das Tagesgeschäft etwa mit Krediten. An der Wall Street waren Finanzwerte am Vorabend schon unter Druck geraten.

Europe Stoxx 600 5-Tageschart

Es hagelt kritische Stimmen zur Fusion

Bei der Commerzbank und der Deutschen Bank zeigt sich der Markt derweil nach der anfänglichen Euphorie am Montag, als beide Aktien deutlich angezogen hatten, endgültig ernüchtert. Nach wochenlangen Spekulationen waren die Gespräche über eine Fusion zwar offiziell geworden, von Experten und sogar aus den eigenen Reihen der beiden Finanzhäuser hagelt es aber kritische Stimmen. Ein Zusammenschluss gilt als alles andere als sicher. Wie es heißt, folgen die Gespräche eher dem politischen Druck als eigener Überzeugung.

Zudem bespricht die Deutsche Bank bei ihrer Aufsichtsratssitzung ein interenes Problem: Die Bank hat nach Informationen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ Ermittlungen aufgenommen, um Informationslecks innerhalb des eigenen Aufsichtsrats ausfindig zu machen. Ein Sprecher der Bank bestätigte die Untersuchungen, wollte sich aber nicht zu den Details äußern. Hintergrund sollen unter anderem Vorfälle gewesen sein, bei denen Informationen aus dem Gremium direkt an Medien weitergereicht worden sind. Neben diesem Thema sollen die Genehmigungen der Jahresabschlüsse und eben weitere Details zur möglichen Fusion besprochen werden.

Analystenseitig ist das Bankhaus Metzler am Donnerstag das nächste Institut, das sich kritisch zu der Fusion äußert. „Größer werden heißt nicht zwangsweise auch stärker werden“, schrieb Jochen Schmitt in einer Studie. Wegen zahlreicher Stolperfallen bleibt er vor allem auf kurze Sicht skeptisch, ob eine Fusion zustande kommen kann. Neben Restrukturierungskosten zählt er regulatorische Hürden, mögliche Kapitalanforderungen oder erwarteten Gegenwind von Aktionärs- und Gewerkschaftsseite dazu.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: BEST-BACKGROUNDS / Shutterstock.com

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