BASF: Ausblick setzt Aktie unter Druck ++ Munich Re: Deutlicher Gewinnsprung reicht nicht ++ Beyond Meat: Zahlen bestehen auf der Goldwaage nicht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Drama an den Finanzmärkten nimmt kein Ende. Selbst gute Nachricht haben keine großartigen Auswirkungen auf den Kurs. Hätte Thyssenkrupp seine Aufzugssparte zwei bis drei Wochen früher an den Mann bzw. Investor gebracht, die Aktie hätte kräftig frohlockt. Heute hingegen ist es schon ein Lichtblick, dass sich die Aktie im Plus halten kann, nachdem der Essener Konzern 17,2 Milliarden dafür bekommt. Allerdings schafft die Aktie noch nicht einmal dieses Kunststück zum Börsenstart. Die Zeiten haben sich schlagartig im Zeichen des Coronaviurs geändert.

Das bekommt auch die Munich Re zu spüren. Gute Zahlen, die zum Teil ja schon bekannt waren, liegen heute auf einmal unter den Erwartungen und die Aktie geht in den Keller. Schlimmer erwischt es noch diejenigen, die in ihrem Ausblick das Coronavirus erwähnen und dann sogar noch von Unsicherheiten sprechen. Wird dann noch darauf hingewiesen, dass die Schwäche im ersten Quartal nicht im Jahresverlauf ausgeglichen werden kann, dann ist der Ofen komplett aus. Das bekommt BASF heute zu spüren.

Nachdem die Märkte fast 2 Jahre alle Probleme ignoriert haben und nur eine Richtung kannten, ist jetzt auf einmal alles was noch vor Wochen für gut befunden wurde schlecht. Die Schwarzseher heben den Finger und sagen, ich habe es ja schon immer gesagt. Allerdings ist damit keinem einzigen Aktionär geholfen.

Wieder einmal haben nicht wenige Anleger viel zu spät den Einstieg in den Aktienmarkt gesucht. Dafür bekommen sie jetzt die Quittung. Wer erst nahe des Allzeithochs im Dax auf den Geschmack gekommen ist, dem wurde in den vergangenen Handelstagen die Suppe ordentlich versalzen. Viele Depots dürften jetzt deutlich im Minus liegen. Gerade für Anfänger an der Börse ist das schwer zu verstehen und vor allen Dingen ist das Nervenkostüm nicht so dick, wie bei alten Hasen an der Börse. Daher wird in vielen Fällen, fast mit Tränen in den Augen, das Depot wieder leergeräumt und das Kapitel Börse geschlossen.

Eigentlich schon verständlich, wenn die ersten Erfahrungen mit Aktien so schmerzhaft sind. Allerdings ist an der Börse Geduld und Weitblick der bessere Ratgeber. Ein Rückblick auf vergangene Korrekturen und die Entwicklung danach kann da schon sehr hilfreich sein, um die weitere Entwicklung ein wenig besser greifen zu können. Sicherlich ist jeder Krise anders, aber bislang war eine Tatsache immer gegeben. Die Aktienmärkte sind auch wieder gestiegen und haben die schreckhaften Tiefs überwunden.

Das Tal der Tränen dazwischen war allerdings unterschiedlich lang. Die Durststrecke nach einem Rücksetzer, Korrektur oder Bärenmarkt hängt in vielen Fällen von dem Rückschlag ab, den die Märkte verkraften mussten. CNBC und Goldman Sachs haben diesbezüglich den S&P 500 seit 1945 unter die Lupe genommen und die Durchschnitte für die unterschiedlichen Phasen ausgerechnet.

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Dax fällt weiter wie ein Stein

Der Kursrutsch aus Sorge vor einer Coronavirus-Pandemie hat sich am Freitag fortgesetzt. Der Dax sank im frühen Handel weitere 3,81 Prozent auf 11 896,17 Punkte. Vorbörslich schien sogar die Marke von 11.800 Punkten in Gefahr.

Mit einem Dax-Verlust von mehr als 12 Prozent seit dem vergangenen Freitag erleben die Anleger die schwärzeste Woche seit Beginn der Griechenland-Schuldenkrise im Sommer 2011. Das Rekordhoch aus der Vorwoche bei 13 795 Punkten scheint in der aktuellen Panik am Markt so schnell nicht wieder erreichbar.

BASF: Ausblick schickt Aktie in die Tiefe

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will trotz eines schwachen Gesamtjahrs etwas mehr Geld an die Aktionäre ausschütten. Die Dividende soll um 10 Cent auf 3,30 Euro je Aktie erhöht werden, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Ludwigshafen mit. Experten hatten im Schnitt mit etwas weniger gerechnet. Der Gewinn nach Steuern und Minderheiten stieg 2019 im Jahresvergleich um knapp 80 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro. Allerdings war hier ein Buchgewinn in Höhe von rund 5,7 Milliarden Euro enthalten. Ohne diesen und im fortgeführten Geschäft ging der Überschuss um knapp 40 Prozent auf 2,55 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz sank um 1,5 Prozent auf 59,3 Milliarden Euro.

Coronavirus belastet Ausblick

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF rechnet mit deutlichen Belastungen für den Weltwirtschaft durch die Folgen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. „In diesem Jahr erleben wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft“, sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller bei Vorlage der Jahreszahlen am Freitag in Ludwigshafen. Mit dem Coronavirus sei ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belaste. Eine geringere Nachfrage und Produktionsausfälle in vielen Branchen seien Folgen der Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus. So blieben zahlreiche Fabriken in China über das Neujahrsfest hinaus geschlossen oder produzieren in geringerem Umfang.

Vor allem im ersten und zweiten Quartal rechnet die BASF mit negativen Effekte. Zudem erwarte er nicht, „dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können“, fügte Brudermüller hinzu.

Dennoch will BASF im laufenden Jahr nach einem Umsatzrückgang 2019 wieder wachsen. Die Erlöse sollen 2020 auf 60 Milliarden bis 63 Milliarden Euro steigen nach 59,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern peilt das Unternehmen im laufenden Jahr 4,2 Milliarden bis 4,8 Milliarden Euro an. 2019 ging das Ergebnis um 28 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zurück. Allerdings haben Analysten im Durchschnitt mehr auf dem Zettel und rechneten zuletzt im Schnitt mit einem bereinigten Gewinn von 5,17 Milliarden Euro im neuen Jahr. Allerdings ist diese Konsensschätzung von Anfang Februar, so dass die jüngste Corona-Entwicklung noch nicht enthalten ist.

Munich Re: Analysten hatten mehr auf dem Zettel

Der Rückversicherer Munich Re hat seinen Gewinn 2019 trotz deutlich gestiegener Großschäden kräftig gesteigert. Dank lukrativer Finanzgeschäfte und Währungsgewinnen kletterte der Überschuss um 18 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Damit übertraf das Unternehmen sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,5 Milliarden Euro, verfehlte jedoch die noch optimistischeren Erwartungen von Analysten. Vorstandschef Joachim Wenning zeigte sich am Freitag in München zuversichtlich, dass die Munich Re ihren Gewinn 2020 wie geplant auf 2,8 Milliarden Euro steigern kann.

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten jedoch mit einem Kursrutsch quittiert. Dabei sollen die Aktionäre für das abgelaufene Jahr eine von 9,25 auf 9,80 Euro erhöhte Dividende erhalten und damit etwas mehr als von Experten geschätzt. Außerdem will die Munich Re – wie bereits bekannt – erneut für eine Milliarde Euro eigene Aktien vom Markt zurückkaufen.

Allerdings musste der Konzern 2019 im Rückversicherungsgeschäft 3,1 Milliarden Euro für Großschäden ausgeben, rund eine Milliarde mehr als im Vorjahr. Besonders teuer schlugen die Taifune „Hagibis“ und „Faxai“ zu Buche, die in Japan gewütet hatten. Die Munich Re verbuchte für beide zusammen Schäden von rund 1,3 Milliarden Euro.

In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung reichten die Beiträge daher nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Vergleich zu 2018 von 99,4 auf 101,0 Prozent. Analysten hatten im Schnitt einen besseren Wert erwartet. Im Jahr 2017 – dem bisher schwersten Naturkatastrophenjahr für die Versicherungsbranche – hatte die Quote allerdings noch deutlich weiter im roten Bereich gelegen.

Dass die Munich Re für 2020 mit einem weiteren Gewinnanstieg rechnet, erklärte das Management auch mit steigenden Preisen im Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz und Axa. Bei der Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum Jahreswechsel erzielte der Konzern im Schnitt 1,2 Prozent höhere Preise und baute sein Geschäftsvolumen um 4,4 Prozent aus. Das Management erwartet, dass das Preisniveau bei den weiteren Erneuerungsrunden im April und Juni weiter steigt. Denn dann stehen Verträge aus Regionen wie Japan an, in denen zuletzt hohe Schäden entstanden waren.

Kurz & knapp:

Beyond Meat: Der für seine veganen Burger bekannte Fleischersatz-Hersteller Beyond Meat wächst weiter kräftig. Im vierten Quartal kletterten die Erlöse verglichen mit dem Vorjahreswert um 212 Prozent auf 98,5 Millionen Dollar (89,6 Mio Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss im kalifornischen El Segundo mitteilte. Beyond Meat verdiente in den drei Monaten bis Ende Dezember zwar kein Geld, verringerte den Verlust im Jahresvergleich aber von 7,5 Millionen auf 0,5 Millionen Dollar. Vorstandschef Ethan Brown bezeichnete die Ergebnisse als „herausragend“. Bei Anlegern kamen die Zahlen indes weniger gut an – die Aktie büßte nachbörslich zeitweise über sechs Prozent ein. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr legte der Umsatz um 239 Prozent auf 297,9 Millionen Dollar zu. Der Verlust nahm von 29,9 Millionen auf 12,4 Millionen Dollar ab. Beyond Meat wurde 2009 gegründet und war im Mai 2019 furios an der Börse gestartet. Die Burger des Herstellers bieten inzwischen diverse Fast-Food-Ketten an. 

Easyjet: Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus streicht die britische Airline Flüge und legt zudem ein Sparprogramm auf. Vor allem Verbindungen nach und aus Norditalien, wo zahlreiche Infektionen gemeldet wurden, seien betroffen, teilte Easyjet am Freitag in Luton bei London mit. Dort, aber auch in anderen Regionen Europas, sei die Nachfrage zuletzt zurückgegangen. Der Billigflieger kündigte zudem ähnliche Maßnahmen wie zuvor schon die Lufthansa an, um die Folgen der Virusausbreitung auf das Geschäft zu verringern. So würden unternehmensweit Einstellungen und Beförderungen zurückgestellt sowie nachrangige Projekte und Ausgaben verschoben. Mitarbeitern werde unbezahlter Urlaub angeboten. Kosten sollen auch in der Verwaltung gespart werden, Prämien werden gestrichen. Es sei allerdings zu früh, die Auswirkungen des Covid-19-Ausbruchs auf das Jahresergebnis einzuschätzen, so Easyjet weiter. Das Unternehmen beobachte die Entwicklung genau und arbeite eng mit den Behörden zusammen.

Von Markus Weingran

Foto: 360b / Shutterstock.com

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