Bayer: Erster Berufungsprozess gegen Glyphosat-Urteil startet++ Henkel: Wachstumsstrategie bleibt bestehen ++ Handelsstreit: Eskaliert die Lage schneller als gedacht?

onvista · Uhr

Die Aktienmärkte haben Freitag erleichtert auf die Pressekonferenz von Donald Trump zum Thema China/Hongkong reagiert. In den Ankündigungen des US-Präsidenten sahen die Marktteilnehmer keine Verschärfung des Handelskonfliktes zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik.

Trump sagte, er werde die US-Regierung anweisen die bevorzugte Behandlung der Metropole weitgehend beenden. Das werde auch Exportkontrollen und Zölle betreffen. Zudem brachte der US-Präsident eine Einreisebeschränkung für chinesische Studenten ins Spiel. Im Reich der Mitte scheinen die Ankündigungen allerdings nicht so locker aufgenommen zu werden, wie an den Aktienmärkten. Laut Insidern hat die Volksrepublick schon Maßnahmen eingeleitet, die den Handelskrieg wieder voll in Gang setzen könnten. Vor den Wahlen kann sich Trump in dieser Hinsicht nämlich keine Schwäche erlauben.

Agrar-Importe zum Teil schon ausgesetzt?

Chinesische Regierungsvertreter haben den großen staatlichen Agrarkonzernen Insidern zufolge angeordnet, den Einkauf mancher amerikanischer Landwirtschaftsgüter zu unterbrechen. Die Überprüfung sei die Reaktion Chinas auf die steigenden Spannungen mit den USA wegen Hongkong, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

So seien die staatseigenen Handelsunternehmen Cofco und Sinograin angehalten worden, die Einkäufe zu unterbrechen. Bei den Anordnungen gehe es um Sojabohnen, aber auch um andere Waren wie Schweinefleisch, berichtet Bloomberg weiter unter Berufung auf die Insider.

Dax startet stark in den Juni

Angeführt von den Autowerte und der Lufthansa Aktie startet der Dax mit viel Schwung in den Juni. Der deutsche Leitindex beginnt den Juni mit 11.861,58 Punkten – ein Plus von 2,36 Prozent. Besonders die großen Sorgenkinder an der Börse stehen heute wieder bei den Anleger auf dem Einkaufszettel. So machen die Aktien von Airbus und Tui auch heute wieder ordentlich Boden gut.

Bayer: Wichtiges Berufungsverfahren startet

Zahlreiche US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat haben Bayer in eine schwere Krise gebracht. Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmariese weist die Vorwürfe indes zurück und hat die bisherigen Urteile angefochten. Der Rechtsstreit, mit dem das Debakel für den Konzern begann, geht nun in die nächste Runde: Die erste Anhörung vor dem Berufungsgericht findet am Dienstag (18:00 Uhr MESZ) in San Francisco statt. Bayer will den im ersten Glyphosat-Verfahren in den USA erlittenen Schuldspruch dort aufheben lassen. Doch selbst wenn dies gelingen sollte – es gibt etliche weitere US-Klagen.

Der 10. August 2018 war für das deutsche Dax-Unternehmen ein rabenschwarzer Tag: Die Geschworenenjury eines Gerichts in San Francisco urteilte, dass der neuerdings zum Bayer-Konzern gehörende US-Saatguthersteller Monsanto dem Krebs-Opfer Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar (260 Mio Euro) an Schadenersatz zahlen muss. Bayer stand plötzlich mit dem Rücken zur Wand, auch wenn das Gericht die Summe rasch auf 78 Millionen Dollar reduzierte. Das Urteil offenbarte schlagartig, welch hohe Risiken sich der Konzern mit der ohnehin umstrittenen Monsanto-Übernahme aufgeladen hatte.

Kläger Johnson, bei dem 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, hatte Monsantos Unkrautvernichter Roundup für sein tödliches Leiden verantwortlich gemacht und dem nun zu Bayer gehörenden Unternehmen vorgeworfen, die Gefahren verschwiegen zu haben. Die Jury folgte nach einem vierwöchigen Prozess weitgehend der Argumentation der Klägerseite. Für Bayer war es ein Riesenschlamassel, die Leverkusener hatten Monsanto kurz zuvor erst für rund 63 Milliarden Dollar gekauft– und damit auch die Rechtslasten übernommen. Die nahmen nun rasantzu, denn das harsche Urteil rief noch viel mehr Kläger auf den Plan.

Es folgten zwei weitere Niederlagen vor US-Gerichten, Imageprobleme, und ein heftiger Kurssturz der Bayer-Aktie – die Konzernführung um Vorstandschef Werner Baumann geriet massiv in die Kritik. Zuletzt war Bayer laut eigenen Angaben mit 52 500 zugestellten US-Klagen wegen angeblicher Krebsgefahren glyphosathaltiger Unkrautvernichter von Monsanto konfrontiert. Der Konzern ist sich keiner Schuld bewusst, die Produkte seien bei sachgemäßer Anwendung harmlos, beteuert der Konzern immer wieder. Das Unternehmen stützt sich dabei auf verschiedene wissenschaftliche Studien und Regulierungsbehörden.

Nach Darstellung von Bayer kamen die erstinstanzlichen Schuldsprüche in den USA trotz mangelhafter Beweise zustande. Zudem seien in den Verfahren verschiedene Fehler gemacht worden, etwa indem bestimmte Beweismittel gar nicht zugelassen wurden. Bayer dürfte auch nicht gerade geholfen haben, dass bei den Prozessen bislang mit Laien besetzte Geschworenenjurys urteilten, die den Argumenten der Klägeranwälte womöglich offener gegenüberstanden als Berufsrichter. Im Berufungsverfahren wird dies nicht mehr der Fall sein – hier entscheidet ein aus drei Richtern bestehendes Panel.

Obwohl Bayers große Krise mit dem ersten Urteil losging, das nun in Berufung verhandelt wird, könnte der Ausgang in der Gesamtbetrachtung am Ende leicht zur Randnotiz werden. Denn mit den Anwälten der meisten restlichen Kläger in den USA laufen längst Gespräche über einen Vergleich. Experten rechnen mit einem Kompromiss, der Bayer geschätzte rund zehn Milliarden Dollar kosten könnte. Der Konzern betont indes, eine solche Lösung nur in Betracht zu ziehen, „wenn diese wirtschaftlich sinnvoll und so strukturiert ist, dass zukünftige Rechtsstreitigkeiten zu einem Abschluss gebracht werden“.

Henkel: Corona-Virus ändert nichts an der ausgegebenen Strategie

Der seit Jahresbeginn amtierende Henkel-Chef Carsten Knobel will den Konsumgüterkonzern trotz der Corona-Pandemie auf Wachstum trimmen.

„Die Krise belastet Henkel. Wir werden uns aber nicht davon abbringen lassen, unsere Strategie umzusetzen, unabhängig von der Krise“, sagte der Manager in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem „Handelsblatt“. Henkel habe sich in den vergangenen Jahren zu stark auf Effizienz und zu wenig auf Wachstum konzentriert. „Aus dem Grund setzen wir jetzt auf ein ganzheitliches Wachstum“, so Knobel.

Knobel hatte nach seinem Amtsantritt angekündigt, Henkel durch Zukäufe stärken zu wollen aber auch Teile zu veräußern.

Bislang gebe es bei Henkel weder Kurzarbeit noch Kündigungen infolge der Corona-Pandemie. „Aktuell sehen wir dafür auch keinen Anlass bei uns“, betonte Knobel. Klar sei aber, dass die Pandemie belaste, vor allem die Klebstoffsparte, die fast die Hälfte des Konzernumsatzes ausmacht. „Da hat uns der Shutdown der Automobil-Werke natürlich stark getroffen.“ Das zweite Segment sei das Geschäft mit Friseuren im Beauty-Bereich mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro, der durch die Schließungen der Friseursalons stark zurückgegangen sei.

Henkel hatte bereits wie Konkurrent Beiersdorf seine Jahresziele zurückgenommen und wegen der Unwägbarkeiten auch noch keine neuen herausgegeben. „Wenn wir mehr Klarheit haben, werden wir auch einen Ausblick für 2020 geben“, kündigte Knobel nun an.

Kurz & knapp:

Lufthansa: Die Aktie der Kranich-Airline schiebt sich zu Handelsbeginn direkt an die Spitze im Dax. Der Aufsichtsrat hatte am Montag das Rettungspaket inklusive der EU-Auflagen abgesegnet. Damit dürfte ein Insolvenz-Antrag der größten deutschen Fluglinie jetzt endgültig vom Tisch sein.

#Lufthansa: Aufsichtsrat stimmt Hilfspaket mit EU-Auflagen zu - Aktie hebt vorbörslich schon ab

Aroundtown: Der Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialist will statt der Ausschüttung einer Dividende bis zu eine halbe Milliarde Euro in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Damit will Aroundtown bis zu 8,9 Prozent aller Aktien mit Stimmrechten zurückkaufen. Das Rückkaufprogramm solle an diesem Mittwoch (3. Juni) starten und spätestens zum Jahresende abgeschlossen sein, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Luxemburg mit. Die Aktie springt im frühen Handel um fünf Prozent.

Flatex: Der Online-Broker will mit seiner Aktiennotiz in den strenger regulierten Bereich der Deutschen Börse wechseln. Der Prozess zur Aufnahme in den sogenannten Prime Standard sei jetzt offiziell gestartet worden und soll im vierten Quartal abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung und dem Streubesitz sei mit einer Notierung im SDax und eventuell im TecDax zu rechnen.

Von Markus Weingran / dpa-AFX / Reuters

Foto: Sirada Wichitaphornkun/ Shutterstock.com

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