Bayer: Erstes Berufungsverfahren im Glyphosat-Streit verloren, Strafzahlung jedoch drastisch reduziert ++ Novartis: Corona-Krise drückt den Gewinn ++ Dax: Euphorie dank EU-Einigung auf Billionen-Rettungspaket

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax zeigt sich bereits vor offiziellem Handelsbeginn in bester Laune und strebt mit einem knappen Prozent Plus einen Einstieg in den Handel bei weit über 13.000 Punkten an. Grund für den Optimismus an der Börse dürfte eine Erfolgsmeldung aus Brüssel sein:

EU einigt sich auf Hilfspakete

Die 27 EU-Regierungen haben sich am Dienstagmorgen nach tagelangen Verhandlungen auf ein billionenschweres Finanzpaket der Union bis 2027 geeinigt. Danach soll ein 750 Milliarden schwerer Aufbaufonds besonders von der Corona-Krise getroffenen Staaten wieder auf die Beine helfen. Auch der EU-Haushaltsrahmen von 2021 bis 2027 mit einem Volumen von 1,074 Milliarden Euro wurde beschlossen. Die EU-27 hatten seit Freitag in Brüssel verhandelt.

Handelsstreit spitzt sich weiter zu

Grund für Nervosität bieten die sich weiter verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China. Das US-Handelsministerium hat elf weitere chinesische Unternehmen wegen Unterdrückung muslimischer Minderheiten auf die Schwarze Liste gesetzt.

Die Unternehmen seien an Menschenrechtsverletzungen an Uiguren und andere muslimische Minderheiten beteiligt, erklärte das Ministerium am Montag. Zwei der Konzerne hätten nach Angaben der US-Regierung genetische Analysen durchgeführt, um die Unterdrückung von Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten voranzutreiben. „Peking fördert aktiv die verwerfliche Praxis von Zwangsarbeit und missbräuchlichen DNA-Sammel- und Analysesystemen, um seine Bürger zu unterdrücken“, sagte Handelsminister Wilbur Ross. Die chinesische Botschaft in Washington lehnte eine Stellungnahme ab.

Unternehmen auf der schwarzen Liste können ohne Genehmigung der US-Regierung keine Komponenten von amerikanischen Unternehmen beziehen. Auf der schwarzen Liste stehen nun auch Nanchang O-Film Tech, ein Lieferant für Apples iPhone. Laut einem Brief an den US-Kongress vom April beliefert das Unternehmen auch Amazon und Microsoft. Die US-Firmen äußerten sich nicht sofort auf eine Anfrage zur Stellungsnahme. Ebenso betroffen ist die KTK Group, die mehr als 2000 Produkte für den Bau von Hochgeschwindigkeitszügen produziert, von der Elektronik bis zu den Sitzen. Die Liste enthalte zudem zwei Tochtergesellschaften des Beijing Genomics Institute (BGI), ein Gen-Spezialist mit Verbindungen zur chinesischen Regierung, fügte Senator Marco Rubio hinzu. Er sagte, die Ergänzungen würden „sicherstellen, dass die US-Technologie die Verbrechen der Kommunistischen Partei Chinas gegen die Menschlichkeit und die ungeheuren Menschenrechtsverletzungen gegen Uiguren und andere Minderheiten in Xinjiang, einschließlich der erzwungenen Sammlung von DNA, nicht unterstützt.“

Seit dem in Kraft treten des sogenannten Uiguren-Gesetzes hatte das Handelsministerium bereits knapp 40 Unternehmen auf die Liste gesetzt, darunter das Videoüberwachungsunternehmen Hikvision sowie führende Unternehmen in der Gesichtserkennungstechnologie wie SenseTime Group und Megvii Technology.

Bayer verliert erstes Berufungsverfahren im Glyphosat-Streit

Bayer hat das erste Glyphosat-Berufungsverfahren in den USA verloren, jedoch eine Reduzierung der Schadenersatzsumme von 289 auf 20,5 Millionen Dollar erreicht.

Der Kläger habe „reichlich“ Belege dafür geliefert, dass seine Krebserkrankung durch Glyphosat und anderen Substanzen aus dem Produkt Roundup ausgelöst worden sei, hieß es dem am Montag veröffentlichten Urteil des kalifornischen Berufungsberichts. Allerdings müsse die zu zahlende Summe reduziert werden, weil im kalifornischen Recht eine verkürzte Lebenserwartung nicht entsprechend geltend gemacht werden könne.

Der Pharmakonzern sprach in einer Stellungnahme von einem Schritt in die richtige Richtung. „Dennoch sind wir weiterhin der Meinung, dass sowohl das Jury-Urteil als auch die Schadenersatzzahlungen nicht mit den im Verfahren vorgebrachten Beweisen und der Rechtslage vereinbar sind.“ Man werde die rechtlichen Optionen prüfen bis hin zum Gang vor dem Obersten Gericht Kaliforniens. „Wir stehen weiterhin fest hinter der Sicherheit und dem Nutzen von Roundup.“

Verhandelt wurde der Fall des ehemals als Platzwart an einer kalifornischen Schule tätigen Dewayne Johnson. In der Vorinstanz war Bayer erstmals für die Krebserkrankung eines Klägers verantwortlich gemacht und zu Schadenersatz verurteilt worden. Dieser Fall ist getrennt von einem milliardenschweren Vergleich, den der Konzern ebenfalls bei Roundup-Klagen anstrebt.

Bayer hat in den in den USA bislang drei Prozesse wegen der angeblich krebserregenden Wirkung von Glyphosat in erster Instanz verloren und ist gegen diese Urteile in Berufung gegangen. Die Klagewelle hatte sich Bayer mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto eingehandelt. Sie führte zu einem Einbruch des Aktienkurses. Da die Strafzahlung jedoch so drastisch reduziert worden ist, hat die Aktie bereits vorbörslich mit einem Plus von 4 Prozent reagiert.

Unternehmenszahlen im Überblick:

Volvo: Der schwedische Autobauer Volvo Cars blickt nach einem Verlust in den ersten sechs Monaten mit mehr Optimismus auf das restliche Jahr. In den Monaten Januar bis Juni sackte der Umsatz im Jahresvergleich um 14,1 Prozent auf 111,8 Milliarden schwedische Kronen (10,8 Mrd Euro) ab, wie das Unternehmen am Dienstag in Göteborg mitteilte. Unter dem Strich stand ein Verlust von fast 1,2 Milliarden Kronen, nachdem Volvo Cars ein Jahr zuvor noch einen Gewinn von 3,4 Milliarden Kronen eingefahren hatte.

„Wir sind gut aufgestellt für eine starke Erholung“, schrieb jedoch Vorstandschef Hakan Samuelsson. Er rechnet damit, dass sich die Verkäufe wieder auf ein vergleichbares Niveau zum zweiten Halbjahr 2019 steigern lassen. Ebenso zuversichtlich zeigte sich der Schwede für das operative Ergebnis und den Mittelzufluss.

Stabilus: Der Gasfeder- und Dämpfer-Spezialist Stabilus hat im dritten Quartal spürbar unter der Corona-Pandemie gelitten. So brach der Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 39 Prozent auf 147 Millionen Euro ein, wie das im SDax notierte Unternehmen am Montagabend mitteilte. Das bereinigte betriebliche Ergebnis (Ebit) schrumpfte von 37,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 5,7 Millionen Euro zusammen. Unbereinigt drehte es sogar ins Minus.

Belastet worden sei das Ergebnis insbesondere durch einmalige nicht-zahlungswirksame Wertberichtigungen sonstiger immaterieller Vermögensgegenstände – vor allem bilanzierte Kundenbeziehungen – in Höhe von 25,7 Millionen Euro, hieß es in der Mitteilung weiter. Grund seien die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Bereich Luftfahrt, der unter einer erheblich reduzierten Produktnachfrage aufgrund eines Rückgangs der Flugzeugproduktion sowie rückläufiger Nachrüstungen bestehender Flugzeuge leide. Die endgültigen Zahlen des dritten Quartals 2020 will Stabilus am 3. August 2020 veröffentlichen.

Continental: Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat in der Corona-Krise deutlich Federn lassen müssen und einen Verlust eingefahren. Im zweiten Quartal sackte der Umsatz auf 6,62 Milliarden Euro ab, wie der Dax-Konzern am Montagabend nach Börsenschluss auf Basis vorläufiger Zahlen in Hannover mitteilte. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte betrug der Rückgang 39,8 Prozent. Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt lag der Verlust bei 9,6 Prozent vom Umsatz. Damit dürfte Conti hier rechnerisch einen operativen Verlust im oberen dreistelligen Millionenbereich eingefahren haben. Ein Jahr zuvor hatte Conti noch 868 Millionen Euro operativen Gewinn gemacht.

UBS: Die Corona-Krise hat Bremsspuren im Zwischenergebnis der Großbank UBS hinterlassen. Die Vorsorge für Kreditausfälle sorgte bei dem Schweizer Institut im zweiten Quartal 2020 für einen Gewinnrückgang um elf Prozent auf 1,23 Milliarden Dollar, wie die UBS am Dienstag mitteilte. Einer Umfrage der Bank selbst zufolge hatten Analysten einen Quartalsgewinn von 973 Millionen Dollar erwartet. Die Wertberichtigungen für Kreditrisiken stiegen auf 272 Millionen Dollar von 268 Millionen im ersten Quartal 2020 und zwölf Millionen Dollar in der Vorjahresperiode. Das Investmentbanking florierte, weil die Kunden angesichts der Turbulenzen an den Börsen mehr Wertpapiere handelten.

Novartis: Die Auswirkungen der Corona-Krise haben den Schweizer Pharmakonzern Novartis im zweiten Quartal gebremst. Nach Vorratskäufen im ersten Quartal sei die Nachfrage im zweiten Quartal gesunken, teilte der Arzneimittelhersteller aus Basel am Dienstag mit. Zudem seien die Patienten weniger zum Arzt gegangen. Der Umsatz belief sich auf 11,35 Milliarden Dollar – Wechselkurseffekte herausgerechnet ein Minus von einem Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahrszeitraum. Der Gewinn sei wegen Wertminderungen um elf Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar gesunken. Für das gesamte Jahr stellte das Unternehmen währungsbereinigt ein Umsatzwachstum um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag in Aussicht. Das bereinigte operative Ergebnis soll im niedrigen zweistelligen Prozentbereich zulegen.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: ricochet64 / Shutterstock.com

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