Bayer: Glyphosat-Fortschritt lässt Anleger jubeln ++ Apple: App-Store-Streit wird immer größer ++ BMW: Millionenstrafe in den USA akzeptiert

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Gräben zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt scheinen größer und tiefer zu werden. China und die USA haben sich im UN-Sicherheitsrat gegenseitig mit ungewöhnlich scharfen Vorwürfen überzogen. Besonders der chinesische Botschafter Zhang Jun sorgte mit direkten Worten zu den amerikanischen Vorwürfen gegen Peking im Kampf gegen das Coronavirus für Aufsehen. „Die Vereinigten Staaten haben ein politisches Virus verbreitet“, sagte Zhang am Donnerstag bei einer Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums zur globalen Sicherheit in der Corona-Pandemie.

Die USA hätten mit ihren Vorwürfen gegen China globale Konfrontation und Spaltung geschaffen. Die Trump-Regierung sei für jedes Covid-19-Todesopfer allein verantwortlich und in der Welt komplett isoliert. Probleme würden nicht gelöst, indem man andere beschuldige. „Genug ist genug, Sie haben schon genug Ärger in die Welt gebracht“, so Zhang.

Zuvor hatte die amerikanische UN-Botschafterin Kelly Craft ihrerseits harsche Worte an den Sicherheitsrat gerichtet, deren Mitgliedsstaaten ihre Vorträge ihrer Ansicht nach für nationale politische Zwecke missbraucht hatten. „Schande über Sie alle. Ich bin erstaunt und vom Inhalt der heutigen Diskussion angewidert. Tatsächlich bin ich ziemlich beschämt für diesen Rat.“ Später bekräftigte sie die US-Position, China habe die Welt trotz besseren Wissens beim Coronavirus belogen und dessen Ausbreitung damit vorangetrieben.

In den vergangenen Monaten hatten sich die Beziehungen zwischen den USA und China auch wegen der Corona-Pandemie massiv verschlechtert. US-Präsident Donald Trump hatte das Coronavirus unter anderem wiederholt als „China-Virus“ bezeichnet. Der Konflikt berührt mittlerweile fast jeden Aspekt der Beziehungen zwischen den beiden Großmächten.

Dax: Leitindex tritt auf der Stelle

Mit stabilen Kursen ist der deutsche Aktienmarkt in den letzten Handelstag der Woche gegangen. Der Dax lag am Freitag im frühen Handel mit 0,1 Prozent auf 12.619 Punkte leicht im Plus. Allerdings dürfte es für den Leitindex eine verlustreiche Woche werden. Die Zahlen der Infektionen mit dem Coronavirus sind zuletzt europaweit stark gestiegen und haben ihren Tribut gefordert: Auf Wochensicht zeichnet sich für den Dax ein Minus von knapp vier Prozent ab. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel lag mit 0,1 Prozent auf 26.451 Zähler ebenfalls leicht im Plus. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab dagegen moderat nach.

Bayer: Glyphosat-Ziel kommt immer näher

Bayer kommt bei der Bewältigung seiner Glyphosat-Rechtskonflikte in den USA nach eigenen Angaben voran. Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern berichtete dem für Zehntausende Klagen zuständigen Bundesgericht in San Francisco bei einer Anhörung am Donnerstag (Ortszeit) von deutlichen Fortschritten bei den Verhandlungen um einen „ganzheitlichen Vergleich“.

Die Streitigkeiten um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat hatte Bayer sich mit der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto 2018 aufgehalst. Das Unternehmen würde die vielen US-Klagen am liebsten auf einen Schlag durch einen großen Vergleich aus der Welt schaffen.

Ende Juni hatte es bereits so ausgesehen, als ob dies weitgehend geschafft sei. Doch ein mit den Klägeranwälten ausgehandelter Kompromiss wurde vom Richter in einem wesentlichen Punkt als problematisch eingestuft und muss überarbeitet werden. Geklärt werden soll, wie mögliche zukünftige Glyphosat-Klagen gehandhabt werden.

Um in Ruhe weiterverhandeln zu können, sprachen sich die Streitparteien bei der Gerichtsanhörung dafür aus, die Aussetzung der laufenden Glyphosat-Verfahren bis November zu verlängern. Es sei nicht ungewöhnlich, dass es Monate dauere, einen Vergleich dieser Dimension abzuschließen, bei dem eine Reihe verschiedener Anwaltsfirmen involviert sei, erklärte ein US-Sprecher von Bayer.

Das bis zu 10,9 Milliarden Dollar (9,3 Mrd Euro) teure Glyphosat-Vergleichspaket von Ende Juni umfasste neben 8,8 bis 9,6 Milliarden Dollar für laufende Verfahren auch 1,25 Milliarden Dollar für künftige Fälle. Dieser Teil – der vom Richter beanstandet wurde – ist für Bayer von großer Bedeutung, um in Zukunft Rechtssicherheit bei möglichen neuen Klagen in den USA zu haben.

Apple: Wird es jetzt ungemütlich?

Kritiker der App-Store-Regeln von Apple haben sich in einer Organisation zusammengeschlossen. Unter den 13 ersten Mitgliedern der Koalition für App-Fairness sind unter anderem der Musikstreaming-Marktführer Spotify und sein Konkurrent Deezer, die Spielefirma Epic Games und der Verlegerverband European Publishers Council. Die am Donnerstag vorgestellte Koalition prangert speziell die Abgabe von 30 Prozent bei digitalen Inhalten und Abos, die über die Apple-Plattform verkauft werden.

Außerdem fordern die Mitglieder, dass auch andere App Stores als der von Apple auf dem iPhone zugelassen werden und App-Anbieter dort auch auf andere Systeme zur Zahlungsabwicklung zurückgreifen können. Apple entgegnet auf solche Kritik stets, dass die Einschränkungen nötig seien, um für die Sicherheit der Nutzer zu sorgen – und mit der Abgabe der App-Store-Betrieb finanziert werde. Bei Abos sinken die Abgaben nach dem ersten Jahr auf 15 Prozent.

Einige Mitglieder der Koalition führen öffentliche Streitigkeiten mit Apple. So wirft Spotify dem iPhone-Konzern vor der EU-Kommission unfairen Wettbewerb vor – weil man einen Teil der Abo-Erlöse an ihn abgeben müsste, während er als Plattform-Betreiber die gesamten Einnahmen von seinem Konkurrenzdienst Apple Music behalten könne. Epic Games, Macher des populären Online-Spiels „Fortnite“, sorgte erst kürzlich für Aufsehen mit dem Versuch, in einer Verletzung der App-Store-Regeln virtuelle Inhalte an Apple vorbei zu verkaufen. Apple verbannte daraufhin die App von der Plattform.

Sollte Apple dem immer größer werdenden Druck nachgeben und die Abgaberegeln für den App-Store ändern, dann könnte das Auswirkungen auf die Quartalszahlen haben.

Kurz und knapp:

Adidas & Puma: Die Commerzbank hat am Freitag eine durchgreifende Erholung für die Sportartikelbranche im dritten Quartal prognostiziert und damit die Kurse von Adidas und Puma angetrieben.Trotz einer zugegebenermaßen hohen Bewertung beider Aktien riet Commerzbank-Analyst Andreas Riemann weiter zum Kauf. Sowohl die Umsätze als auch die Ergebnisse beider Unternehmen dürften zulegen, nicht zuletzt als Profiteure der mit der Coronavirus-Pandemie einhergehenden Bekleidungs- und Digitalisierungstrends. Die von Riemann erhöhten Kursziele räumen Adidas 16 Prozent Aufwärtspotenzial ein und Puma 17 Prozent.

BMW: Den deutschen Autobauer kommen angeblich irreführende Angaben zu seinen Absatzzahlen in den USA teuer zu stehen. Das Unternehmen und zwei Tochterfirmen zahlen im Rahmen eines Vergleichs eine Geldstrafe von 18 Millionen Dollar (15,4 Mio Euro), wie die US-Börsenaufsicht SEC am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. Nach Angaben der Behörde hatte BMW seine Zahlen zum Absatzvolumen auf dem US-Automarkt von 2015 bis 2019 mit verschiedenen dubiosen Methoden aufgehübscht. Dadurch hätten interne Zielmarken erreicht werden sollen, zudem habe das Unternehmen öffentlich besser im Konkurrenzkampf mit anderen Premium-Anbietern dastehen wollen. BMW bestätigte auf Anfrage, die Geldstrafe akzeptiert zu haben. Das Unternehmen sei froh, die Angelegenheit aus der Welt geschafft zu haben, hieß es in einer Stellungnahme.

Klöckner & Co: Der Stahlhändler hat seine Prognose für das dritte Quartal und das Gesamtjahr aufgrund eines besser laufenden operativen Geschäfts angehoben. Statt eines bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 15 und 25 Millionen Euro gehe der Vorstand nun von 30 bis 40 Millionen Euro aus, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Duisburg mit. Neben positiven Digitalisierungs- und Restrukturierungseffekten aus der angeschobenen Transformation sei auch die Nachfrage in den Kernmärkten Europa und USA trotz Volatilität angesprungen, hieß es weiter. Für 2020 geht der Konzern nun von einem höheren bereinigten Ebitda von 75 bis 95 Millionen Euro aus. Zuvor waren nur zwischen 50 und 70 Millionen Euro erwartet worden. Auch der Barmittelzufluss soll positiv sein. Der Vorstand gab jedoch zu bedenken, dass die Entwicklung im vierten Quartal wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen unverändert mit hoher Unsicherheit verbunden sei. Die Zahlen für das dritte Quartal will Klöckner am 3. November vorlegen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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