Bei Chinas Wachstumsentwicklung deutet sich ein Paradigmenwechsel an – Ökonomenstimmen zu den Konjunkturdaten

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Die chinesische Wirtschaft zeigt sachte Anzeichen einer konjunkturellen Stabilisierung. Darauf deuten gleich mehrere am Freitag veröffentlichte Wirtschaftsdaten aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin. Sie ergänzen das allgemeine Wirtschaftswachstum, das nach Daten vom Freitag im vierten Quartal zum Vorquartal 1,5 Prozent betragen hatte. Das war etwas mehr als erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug das Wachstum 6,0 Prozent.

Die Industrieproduktion wuchs im Dezember gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,9 Prozent. Das lag deutlich über den Markterwartungen von 5,9 Prozent und stellt das stärkste Wachstum seit März dar. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im selben Monat um 8,0 Prozent, was ebenfalls etwas mehr als erwartet war. Die Investitionen in Sachanlagen erholten sich etwas, allerdings von sehr niedrigem Niveau aus.

Chinas langfristige Wachstumspläne haben sich hin zu mehr Nachhaltigkeit verschoben

„2019 war das Jahr, in dem der Übergang der chinesischen Wirtschaft zu einem weniger kreditintensiven Modell durch Abwärtsdruck auf die Probe gestellt wurde“, sagte Cui Li, Leiter der Makroforschung bei CCB International Holdings Ltd. in Hongkong gegenüber dem Nachrichtendienst Bloomberg. „Das neue Wachstumsmodell impliziert mehr Investitionsdisziplin, eine Steigerung der Kapitalrendite und eine bessere Risikokontrolle.“

Bloomberg-Ökonomen selbst sehen in dem Phase-1-Deal eine erste Entspannung, jedoch auf lange Sicht weitere Strapazen für den internationalen Handel: „Die Unterzeichnung des ersten Handelsabkommens führt China aus den turbulentesten Gewässern heraus, aber es wird kaum reibungslos voran gehen – beträchtliche US-Zölle werden den Exportsektor weiterhin belasten, und die Stimmung ist schwach. Die Finanz- und Geldpolitik muss weiterhin zyklisch unterstützt werden. Wir glauben jedoch, dass die Behörden über den Zyklus hinausschauen werden, um mittelfristig ein robustes Wachstum aufrechtzuerhalten.“

Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs hat in einer neuen Analyse die Ansicht vertreten, dass die chinesische Regierung, anders als in den Jahren nach der Finanzkrise, in denen China durch starke Expansion einen globalen Konjunkturschub angefeuert hat, nun mehr auf nachhaltigeres Wachstum setzt und kurzfristige Rückgänge des BIP-Wachstums eher bereit ist hinzunehmen. Zudem sei ein Wandel erkennbar, weg von einer reinen Industriegesellschaft und hin zu einer Dienstleistungs-getriebeneren Gesellschaft.

Weitere Ökonomenstimmen zur Entwicklung der chinesischen Wirtschaft

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

„Das unterzeichnete Handelsabkommen verspricht Besserung. Nicht etwa weil Handelshemmnisse wegfallen, ein Großteil der Strafzölle bleibt bekanntlich in Kraft, sondern weil es für mehr Klarheit sorgt. Die Nachricht ist: Es gibt mehr Planungssicherheit, was sich positiv auf die weltweite Investitionsstimmung auswirken könnte. Darüber hinaus lancierte die chinesische Regierung zahlreiche konjunkturstützende Maßnahmen. Diese scheinen nun Früchte zu tragen. Wie der Datenkranz für den Dezember zeigt, nimmt die Binnenwirtschaft des Landes eine höhere Drehzahl auf.“

Thomas Altmann, Analyst der Asset Management-Gesellschaft QC Partners

„Die chinesische Wirtschaft läuft mit konstantem, wenn auch nur moderatem Tempo. Trotz der aktuellen Stabilisierung wächst die chinesische Wirtschaft aktuell so langsam wie zuletzt vor fast 30 Jahren. Die chinesische Industrie wächst weiterhin, allerdings deutlich langsamer als in der Vergangenheit. Diese Daten sind weit davon entfernt, eine Katastrophe für China oder die Aktienmärkte zu sein. Klar ist aber auch, dass China als leistungsstarke Lokomotive der Weltwirtschaft erst einmal ausfällt.“

Stephen Innes, Marktstratege AxiCorp

„Die Daten deuten darauf hin, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum zu stabilisieren begonnen hat und die kurzfristige Dynamik anzieht. Dies ist eine gute Nachricht, da die Binnenwirtschaft von der Phase-1-Vereinbarung einen weiteren Auftrieb erhalten sollte.“

Miguel Chanco, Analyst Pantheon Macroeconomics

„Frühindikatoren geben Hinweise, dass die Erholung im Industriesektor in den kommenden Monaten weiter gehen könnte. Das Teilabkommen mit den USA wird ebenfalls helfen. Allerdings sind wir weiter besorgt, was die Widerstandsfähigkeit der konjunkturellen Erholung angeht.“

Analysten der Landesbank Baden-Württemberg LBBW

„Im Dezember stiegen die Investitionen, die Industrieproduktion sowie die Einzelhandelsumsätze spürbar an. Per Saldo zeigen die Zahlen, dass sich die Wachstumsabschwächung verlangsamt hat und die Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung zu greifen beginnen.“

Francoise Huang, Analystin Euler Hermes

„Auch wenn das Schlimmste wohl überstanden ist, denken wir nicht, dass das die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft beendet ist. Zwar haben sich Frühindikatoren in den vergangenen Monaten verbessert, sie bleiben aber nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Das Teilabkommen mit den USA hilft einige konjunkturelle Risiken zu beseitigen, allerdings bleiben die hohen Zölle weiter in Kraft und das nach wie vor schwache globale Wachstum wird die Wiederbelebung der außenwirtschaftlichen Aktivitäten Chinas bremsen.“

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Poring Studio / Shutterstock.com

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