Berkshire Hathaway: Verkauf von Goldman-Sachs-Anteilen – Hat Buffett sein magisches Händchen verloren oder macht die Börsenlegende wieder alles richtig?

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Besonders in Zeiten der Krise blicken viele Anleger auf die prominenten Gesichter der Branche, um sich Rat und Inspiration zu holen, was der beste Schritt wäre. Die meisten Augen sind dabei wohl auf das Orakel von Omaha gerichtet. Der nächste Schritt von Buffett wird mit Spannung erwartet, in welches Unternehmen wird die Investorenlegende einsteigen?

Nun, Buffett macht derzeit vor allem eines: vekaufen. Nachdem er bereits auf der Berkshire-Hathaway-Investorenversammlung angekündigt hatte, sich von seinen Airline-Investments zu trennen, hat er nun den nächsten Schritt gemacht und im Bankensektor ordentlich aufgeräumt.

Drei Großbanken werden reduziert

Aus einer jüngsten Mitteilung des Unternehmens geht hervor, dass man sich von einem Hauptteil der Anteile der US-Großbank Goldman Sachs getrennt hat. Berkshire hat den Anteil um 84 Prozent auf rund 1,9 Millionen Aktien von vorher zwölf Millionen Aktien verkleinert. Von vorher 2,9 Prozent des Gesamtportfolios ist der Anteil nun auf 0,6 Prozent gesunken. Neben Goldman Sachs hat Buffett auch die Beteiligung an Wells Fargo um 15 Prozent, sowie die von JPMorgan um 3 Prozent gesenkt.

Daneben ist Berkshire im ersten Quartal auch aus dem Versicherer Travelers und dem Ölunternehmen Phillips 66 ausgestiegen. Zukäufe gab es im ersten Quartal nur zwei: Die Supermarktkette Kroger im Volumen von 549,1 Millionen Dollar und das Biotechunternehmen Biogen für 192,4 Millionen Dollar.

Misstrauensvotum gegen den Bankensektor (und die Aktienmärkte generell)?

Blickt man auf den Kurs der Banken, kann man die Entscheidung von Berkshire nachvollziehen. Goldman Sachs ist seit dem Corona-Crash im März immer noch mit 27 Prozent im Minus und hat sich damit wesentlich schlechter erholt als der Gesamtmarkt. Bei Wells Fargo ist es mit einem herben Minus von 51 Prozent sogar noch auf dem Tiefststand, JPMorgan konnte mit einem Minus von immer noch 37 Prozent ebenfalls kaum aufholen.

Das Investment in Goldman Sachs hat sich langfristig dennoch erheblich gelohnt für die Investmentgesellschaft. Damals in der Börsenpanik 2008 mit einem Volumen von 5 Milliarden Dollar gekauft, hat Buffet Vorzugsaktien erhalten, die ihm jährlich etwa eine halbe Milliarde Dividende eingebracht haben. 2013 wurde das Investment in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt. Somit steht trotz dem Corona-Minus unter dem Strich ein gigantischer Gewinn hinter diesem Langfrist-Investment.

Fast man die Verkäufe zusammen, bleibt das Fazit, dass Buffett weiter Cash ansammelt und eine abwartende Position einnimmt. Die kritischen Stimmen mehren sich und einige Medienbeiträge stellen bereits die Frage, ob Buffett sein magisches Händchen verloren hat, wenn es um Investments geht.

Man darf jedoch die Gesamtlage des Aktienmarktes nie in einem zu kurzen Zeitraum betrachten. Die Auswirkungen des Corona-Virus konnten bisher nur im Ansatz, anhand von Prognosen und den Zahlen aus dem ersten Quartal bemessen werden, das höchstens einen Ausblick gegeben hat, da die Krise erst Mitte März so richtig eingesetzt hat. Die Zahlen des zweiten Quartals - und damit erst die richtig großen Schäden - stehen noch bevor. Die Strategie von Buffet, weiter Cash anzusammeln und sich mit einem Investment noch zurückzuhalten - in Erwartung auf noch wesentlich tiefere Aktienstände - könnte sich daher noch als weiterer Goldgriff in der Zukunft für die Investorenlegende herausstellen.

Der Blick in die Vergangenheit ist oft lehrreich: Hätte man im Zuge der Finanzkrise 2008 nach der ersten großen Abwärtsbewegung groß gekauft, hätte man noch zwei weitere starke Wellen nach unten verkraften müssen.

Jetzt kaufen oder warten? Ein Blick in die Vergangenheit kann helfen

onvista-Redaktion

Foto: Krista Kennell / Shutterstock.com

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