BioNTech-Aktie: 3.000.000.000 Euro Gewinn sind 2021 realistisch

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Biotech: Forscher mit Reaganzgläsern

BioNTech hat das gesamte Jahr 2020 geschuftet, um das Wettrennen um den ersten zugelassenen Impfstoff zu gewinnen. Jetzt geht es darum, die Produktion weiter hochzufahren, mit Partnern die internationale Auslieferung zu organisieren - und die Früchte der harten Arbeit zu ernten.

Dass mit dem Impfstoff 2021 viele Milliarden umgesetzt werden, ist bereits jetzt abzusehen. Doch längst nicht alles davon kommt am Ende als Profit bei BioNTech an. Details dazu sind nicht völlig transparent. Doch vieles lässt sich gut abschätzen, sodass wir ableiten können, ob die BioNTech-Aktie noch immer teuer oder bereits ein Schnäppchen ist.

Wer alles von BNT162 profitiert

BioNTech hat die Forschungsplattform, aber zwei Partner haben sich erheblich in die Entwicklung zur Marktreife eingebracht. Vor allem Pfizer hat seine Reputation und umfassende Erfahrung bei klinischen Studien in die Waagschale geworfen. Außerdem haben sie drei Produktionsstandorte in den USA und einen in Puurs bei Antwerpen eingerichtet. Im Gegenzug erhalten die Amerikaner 50 % der Bruttogewinne aus dem Programm.

Der andere Investor ist Fosun Pharma, der sich die Vermarktungsrechte in China gesichert hat. Fosun übernimmt offenbar sämtliche chinabezogenen Kosten von BioNTech und organisiert den Zulassungsprozess. Gelingt der Markteintritt, dann werden auch dort die Bruttogewinne geteilt.

Hinzu kommen unter anderem Lohnabfüller wie Rentschler Biopharma und Siegfried Hameln Pharma, die die Impfstoff-Chargen aufbereiten, in Millionen Fläschchen bringen und der Tiefkühllogistik zuführen.

Von daher ist klar, dass auf den Konten von BioNTech nur ein Teil der Milliarden verbleiben wird. Es könnte sich lohnen, sich davon ein genaueres Bild zu machen.

BioNTechs Impfstoff in harten Zahlen

Mitte Dezember meldete BioNTech, dass die zugesagte Abnahme bereits mehr als 570 Mio. Dosen umfasse. Europa und die USA haben sich eine Option auf weitere 600 Mio. Dosen gesichert. Zudem steht das Unternehmen in Verhandlungen mit weiteren Ländern, Organisationen und dem globalen COVAX-Programm. Es scheint folglich darauf hinauszulaufen, dass in diesem Jahr zumindest 1 Milliarde Impfdosen ausgeliefert werden.

Als Preise werden 12 Euro für die EU, 15 Pfund für Großbritannien und 19,50 US-Dollar für die USA genannt. Kleinere Kunden wie Israel sollen noch deutlich mehr bezahlt haben. Ich denke allerdings, dass absehbar ist, dass hintenraus die Preise purzeln werden. Das zum Jahresende erstmals zugelassene Oxford-Vakzin soll zum Kampfpreis von lediglich 3 Pfund vermarktet werden. Weitere Hersteller, die kurz vor der Zulassung stehen, streben ebenfalls ein Preisniveau von unter 10 Euro an.

Ich würde daher schätzen, dass der durchschnittlich erzielte Preis in diesem Jahr bei vielleicht 11 Euro liegen wird. Der Bruttoumsatz beliefe sich damit auf 11 Mrd. Euro. Welche Herstellungskosten stehen dem gegenüber? Nun, Oxford sagt, dass sie den Impfstoff zum Selbstkostenpreis abgeben will. Und Experten glauben, dass die mRNA-Technik kosteneffizienter ist. Setzen wir 2,50 Euro an, dann ergibt sich ein Deckungsbeitrag von 8,50 Euro pro Dosis, wobei der Abfüller dann schon bezahlt ist.

Die geschätzten 8,5 Mrd. Euro Bruttogewinn müssten dann brüderlich mit Pfizer geteilt werden. Damit würden 4,25 Mrd. Euro bei BioNTech ankommen. Normalerweise müsste ein Teil an Fremdkapitalgeber weitergereicht werden. Aber mit Bundeszuschüssen von 375 Mio. Euro und der Eigenkapitalerhöhung von 440 Mio. Euro bleiben Banken außen vor.

Wird BioNTech also für das laufende Geschäftsjahr womöglich einen fantastischen Betriebsgewinn im Bereich von 4 Mrd. Euro ausweisen?

BioNTechs Gewinn 2021

Ganz so viel wird es wahrscheinlich nicht. Dadurch, dass BioNTech 2020 einen großen Teil seiner Ressourcen von anderen Programmen abgezogen hat, wird es sich 2021 mit erhöhtem Einsatz diesen wieder zuwenden wollen. Dafür muss zunächst eine Menge Kapital verbrannt werden. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres häufte BioNTech Verluste in Höhe von 352 Mio. Euro an.

Von daher denke ich, dass in diesem Jahr erneut etwa eine halbe Milliarde Euro Verlust anfallen wird, wenn man das Corona-Impfstoffprogramm ausklammert. Zudem ist infolge der umfassenden Investitionen mit erheblich höheren Abschreibungen zu rechnen. Dennoch: ein operatives Ergebnis von ca. 3,5 Mrd. Euro erscheint realistisch, wovon 2,5 bis 3,0 Mrd. Euro als Nettogewinn blieben.

Das läuft auf ein 2021er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von möglicherweise lediglich 5 hinaus, bezogen auf den Jahresschlusskurs. Ob allerdings 2022 erneut Gewinne in ähnlicher Größenordnung anfallen, wie einige Analysten erwarten, bin ich nicht so sicher. Ich würde höchstens mit der Hälfte rechnen, was aber immer noch einem günstigen 2022er-KGV von 10 entspräche.

Auf alle Fälle hat BioNTech nun bis zu zwei Jahre Zeit, um die anderen Aktivitäten in Richtung Marktreife voranzubringen. Diese werden zwar sicherlich nicht für so viel Umsatz sorgen wie der COVID-Impfstoff. Dafür ist BioNTech aber bei einigen davon Alleineigentümer, sodass sie in Summe mittelfristig ein ähnliches Volumen für das Unternehmen generieren könnten. Im optimistischen Szenario erscheint die BioNTech-Aktie daher günstig bewertet.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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