Bitcoin: Britische Finanzaufsicht FCA verbietet Krypto-Derivate für Kleinanleger – Was bedeutet das für den Krypto-Sektor?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Großbritannien wird die EU verlassen - wie genau, steht zwar immer noch nicht fest, doch passieren wird es. Und daher geschehen zunehmend Abkapselungen in verschiedenen, marktrelevanten Bereichen, so auch im Bezug auf die Regulatorik von Kryptowährungen.

Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA hat bekannt gegeben, dass das Angebot von Krypto-Derivaten zum 6. Januar 2021 für Privatanleger verboten werden soll. Das Verbot umfasst Exchange Traded Notes (ETNs) und Differenzkontrakte (CFDs) von Kryptowährungen.

Die Gründe der FCA

Die FCA ist der Ansicht, dass solche Produkte schädlich für Privatanleger sind und nennt in der Stellungnahme fünf Gründe für die Entscheidung:

1 – Kryptowährungen hätten keine verlässliche Bewertungsgrundlage

2 – In dem Sektor gibt es laut der FCA eine Menge Marktmissbrauch und Finanzkriminalität

3 – Kryptowährungen leiden unter extremer Volatilität

4 – Den meisten Investoren würde es an ausreichendem Verständnis mangeln, um diese Produkte korrekt einschätzen zu können

5 – Es gäbe einen Mangel an legitimen Investitionsbedarf für Privatkunden, um in diese Produkte zu investieren

Sheldon Mills, Interim Executive Director für Strategie und Wettbewerb bei der FCA, äußerte sich wie folgt in der Pressemitteilung: „Dieses Verbot spiegelt wider, wie ernst wir den potenziellen Schaden für Einzelhandelskunden bei diesen Produkten nehmen. Verbraucherschutz ist hier von größter Bedeutung. Eine erhebliche Preisvolatilität in Verbindung mit den inhärenten Schwierigkeiten, Krypto-Assets zuverlässig zu bewerten, birgt für Einzelhandelskunden ein hohes Risiko, Verluste durch den Handel mit Krypto-Derivaten zu erleiden. Wir haben Beweise dafür, dass dies in erheblichem Umfang geschieht. Das Verbot bietet ein angemessenes Schutzniveau. “

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Wie ist das Verbot einzuschätzen?

Zunächst hat der Bitcoin-Preis nicht wirklich auf das Verbot reagiert. Die Kryptowährung, die aufgrund ihrer Größe und Dominanz des Sektors als Maßstab für den gesamten Kryptomarkt genommen werden kann, befindet sich weiterhin in einer engen Korrelation mit den restlichen Finanzmärkten, die sich seit dem Corona-Crash verstärkt herausgebildet hat. Bitcoin hat zusammen mit den Aktienmärkten aufgrund der Geschehnisse im US-Wahlkampf und den verzögerten Corona-Hilfspaketen, sowie der weiteren Entwicklung der Pandemie mit moderaten Verlusten zu kämpfen.

Die Gründe für die FCA kann man kritisch bewerten. Punkt 1 widerlegt sich aus den neu entstehenden Geschäftsmodellen und Anwendungsmöglichkeiten von Kryptowährungen, die von einem immer größer werdenden Markt angenommen werden und deren Adaption stetig voran geht.

Punkt 2 ist generell richtig, im Krypto-Sektor gibt es einige Fälle von Marktmissbrauch und Kriminalität, jedoch ist dies bei den traditionellen Brokern, die von dem Gesetz betroffen sind und vollständig reguliert sind, nicht oder kaum der Fall. Das Gesetz trifft also nicht die schwarzen Schafe, sondern die Anlaufstellen für interessierte Investoren, bei denen sie noch am besten geschützt sind. Ein Verbot raubt Kleinanlegern also die Möglichkeit, indirekt und auf technisch sichererem Wege an Kryptowährungen zu partizipieren, als sie direkt und in kompletter Eigenverantwortung zu erwerben.

Punkt 3 stimmt, jedoch ist es bei den Aktien- und traditionellen Derivatemärkten nicht anders, seit dem Crash im März ist zumindest Bitcoin sogar weniger volatil als viele Aktien-Einzelwerte. Zudem sind diverse Kryptowährungen und Token seit dem jüngsten Marktaufschwung trotz einer Korrektur stark im Plus.

Punkt 4 und 5 sind schlicht bevormundend und nimmt Anlegern die freie Wahl, in Produkte zu investieren, von denen sie überzeugt sind.

Auf lange Sicht ein Schnitt ins eigene Fleisch

Während man auf europäischer Ebene also versucht, Kryptowährungen ein regulatorisches Fundament zu geben und internationale Rechtlinien zu erstellen, geht Großbritannien einen anderen Weg und schränkt den Handel durch diese jüngste Maßnahme stark ein.

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Ob weitere Schritte folgen werden und ein komplettes Verbot für den Handel mit Kryptowährungen erfolgen wird, bleibt abzuwarten, hätte jedoch für diverse direkt und/oder indirekt mit dem Krypto-Sektor agierenden Fintech-Unternehmen drastische Folgen, da London ein weltweiter Finanz-Hotspot ist und viele Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, dort Niederlassungen oder ihren Hauptsitz haben.

Auf lange Sicht dürfte Großbritannien sich jedoch eher ins eigene Fleisch schneiden, da in anderen Teilen der Welt versucht wird, das Gegenteil zu erreichen und Krypto-Assets durch Regulierung mit den traditionellen Märkten zu verbinden und den Sektor damit bei der weiteren Adaption zu unterstützen. Im Zweifel werden weitere Schritte seitens der FCA in dieser Richtung London als Fintech-Startup für diesen extrem schnell wachsenden Bereich unattraktiv zu machen und anderen Standorten wie der Schweiz, Berlin oder Fintech-Hotspots in Asien den Vorrang zu geben.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Andrey Suslov / Shutterstock.com

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