Bitcoin: Steht der Ausbruch aus dem langen Seitwärtstrend kurz bevor? So sieht die Lage momentan aus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Bitcoinkurs befindet sich bereits seit Ende Juni in einer Seitwärtsbewegung mit bemerkenswert wenig Volatilität. Der Korridor, in dem sich der Preis hin und her bewegt, schwankt zwischen 9100 und 9400 Dollar, Das Wochenplus beträgt schlappe 0,75 Prozent, während auf Monatssicht ein Minus von 1,7 Prozent vorliegt.

In den letzten 24 Stunden ist wieder mehr Leben in die älteste Kryptowährung gekommen und der Kurs konnte mit einem Sprung von etwa 2 Prozent die Marke von 9400 Dollar kurz überwinden, ist dann jedoch wieder auf etwa 9350 Dollar zurückgefallen. Heißt, dass der Kurs sich weiterhin nicht aus seinem Seitwärtskorridor befreien konnte.

Die Mehrzahl der Analysten erwartet jedoch einen baldigen Ausbruch des Kurses, da in der Vergangenheit nach solch langen Phasen der geringen Preisvolatilität immer ein Ausbruch erfolgt ist. Die Mehrzahl dieser Ausbrüche lief aus historischer Sicht in bullischer Ausprägung für Bitcoin. Die wichtigen Marken, die bei einem möglichen Ausbruch beobachtet werden, sind 9000 bzw. 10.000 Dollar. Erst mit dem Über- oder Unterschreiten dieser Marken wird sich laut der Mehrzahl der Marktbeonachter eine klare bullische oder bärische Tendenz herausbilden.

Kyle Bass, Chief Investment Officer von Hayman Capital Management, sieht Bitcoin auf einer Linie mit den beiden Edelmetallen Gold und Silber, die in den letzten Tagen bereits starke Kursschübe verzeichnen konnten. „Silber, Gold, Bitcoin scheinen alle bereit zu sein, explosive Bewegungen zu machen, wenn man bedenkt, wie viel Geld weltweit gedruckt wird“, wird er vom Branchenportal Bitcoinist zittiert.

Ebenso argumentiert  Dan Morehead, Co-CIO von Pantera Capital: „Jetzt, da wir in den Billionen sind, muss sich das Defizit einfach positiv auf den Preis von Dingen auswirken, die nicht einfach quantitativ ausweitbar sind – also Aktien, Immobilien oder Kryptowährungen im Verhältnis zum Geldpreis. Anders gesagt, der BTC / USD-Wechselkurs wird steigen.“

Es wird also angesichts der exorbitanten Interventionen der Zentralbanken und der Geldpolitik zur Abfederung der Wirtschaft von der Corona-Krise wieder vermehrt auf die Narrative von Bitcoin als Geldspeicher ähnlich wie die klassischen Edelmetalle hingewiesen.

Am Mittwoch legten die Preise für Gold und Silber weiter zu. Während Silber den höchsten Stand seit knapp sieben Jahren markierte, kratzt Gold zusehends an seiner historischen Rekordmarke aus dem Jahr 2011. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Silber stieg am Mittwochmorgen bis auf 22,84 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit Oktober 2013. Für eine Feinunze Gold wurden zur Wochenmitte bis zu 1865 Dollar fällig. Damit rückt das Rekordhoch von gut 1921 Dollar aus dem Herbst 2011 immer mehr in Reichweite.

Blickt man auf die Entwicklung der drei Assets, sieht man dass sich alle drei sehr gut von dem Corona-Crash erholen konnten. Gold hatte dabei mit den geringsten Verlusten zu kämpfen und konnte seit dem Crash sogar auf Jahressicht deutlich ins Plus ziehen. Silber war etwas mehr von dem Crash betroffen, da es nicht nur monetäre Funktionen hat, sondern auch in der Industrie verwendet wird und somit von dem negativen wirtschaftlichen Folgen stärker betroffen war.

Bitcoin hat während des Crashs unter besonders heftigen Abverkäufen gelitten. Dies kann unter anderem damit erklärt werden, dass vor allem zu Beginn des Jahres das Engagement aus dem institutionellen Sektor in Bitcoin stark gestiegen war – und im Zuge der Liquiditätskrise, die den Crash in seiner Heftigkeit hervorgerufen hat, wurde Bitcoin als spekulatives Asset vermehrt aus den Portfolios geworfen. Die Tatsache, dass sich der Preis jedoch ebenso schnell wieder erholen konnte, spricht widerum für die Eigenschaft als Wertspeicher.

Auch das anschließnde, im Mai stattgefundene Halving, bei dem die Neuerzeugungsrate an Bitcoin von 12,5 auf nun 6,25 BTC pro Transaktionsblock reduziert wurde, hat außer kurzfristiger Volatilität keinen großen Einfluss auf den Preis genommen. Befürchtet wurde ein Preiseinbruch aufgrund des Drucks auf den Mining-Sektor, da die Umsätze sich halbiert haben und vermehrte Abverkäufe als Reaktion der Mining-Unternehmen im Raum standen. Dies ist jedoch nicht eingetreten, im Gegenteil, die Bitcoin-Hashrate, also die Rechenleistung, die über die Miner insgesamt an das Bitcoin-Netzwerk angeschlossen ist, hat sich nach einem kurzen Einbruch auf ein neues Allzeithoch begeben – Dies spricht für eine Menge Optimismus innerhalb der Branche, da man anscheinend auch zukünftig mit weiteren Gewinnsteigerungen rechnet.

Dennoch hat Bitcoin, wie im Chartvergleich oben zu sehen, noch Aufholpotenzial gegenüber Gold und Silber, wenn es ebenso als unkorreliertes Wertspeicher-Asset gegenüber Fiat-Währungen wie Euro oder Dollar profitieren sollte.

Ein Argument gegen die Entkoppelung mit den Finanzmärkten ist die seit Mai wieder gestiegene Korrelation mit den Aktienmärkten:

Dies stellt potenziell die Gefahr dar, dass Bitcoin, sollte es zu einer erneuten Korrektur an den Märkten kommen, ebenfalls wieder einbrechen wird, während Gold mit größerer Wahrscheinlichkeit bei einem weiteren Kursverfall nicht wieder fallen wird, so wie es im März der Fall war.

Andererseits lässt sich die Rally an den Aktienmärkten zu einem großen Teil mit dem massiven künstlichen Geldzufluss seitens der Notenbanken und den fiskalischen Maßnahmen der Staaten erklären. Zudem ist das institutionelle Interesse an Bitcoin seit dem März-Crash weiter gestiegen, die Zuflüsse in Fonds wie beispielsweise den Grayscale-Bitcoin-Trust-Fonds sind so hoch wie noch nie. Auch das Engagement in großem Stil von Großinvestor Paul Tudor Jones in Bitcoin ist ein Beleg dafür, dass neben Gold und Silber auch Bitcoin als Absicherung gegen eine Geldentwertung, also die möglichen negativen Folgen der derzeitigen Geldpolitik, und weitere wirtschaftliche Verwerfungen hergenommen wird.

Auf kurzfristiger Ebene könnten zudem Mastercard und Paypal für weitere Euphorie sorgen. Es gibt (bisher unbestätigte) Insider-Berichte, dass Paypal eine Integration von Kryptowährungen in das eigene Angebot plant. Das würde dem Krypto-Markt eine neue Kundschaft von etwa 250 Millionen Menschen erschließen. Zudem plant Mastercard, sein Krypto-Programm zu beschleunigen, wie das Kreditkartenunternehmen am Montag mitteilte. Den Partnern des Unternehmens soll es bald einfacher gemacht werden, sichere Karten für Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu ermöglichen. Als erster Kooperationspartner steht die Krypto-Plattform Wirex auf dem Plan.

Sollte Bitcoin die Phase mit geringer Volatilität mit einem Preisausbruch nach unten durchbrechen, wird die Marke von 8000 Dollar als wichtige Unterstützungszone ins Visier genommen.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: spaxiax / Shutterstock.com

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