Bitcoin: Was passiert, wenn die Kryptowährung verboten wird? – Ein Gedankenspiel

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zuletzt hatte der im Krypto-Sektor bekannte Analyst Tom Lee von Fundstrat Global Advisors die Idee aufgegriffen, dass Bitcoin bei einem weiteren Preisanstieg (hier wurde als Beispiel 100.000 Dollar in den Raum geworfen) von US-Präsident Trump verboten werden könnte.

Wie kam er darauf? Laut einer Erklärung am Mittwoch wollen die US-Regierung und die Food and Drug Administration (FDA) E-Zigaretten in den USA verbieten. Ab sofort sind aromatisierte E-Zigaretten nicht mehr legal erhältlich und müssen innerhalb von 30 Tagen aus dem US-Markt zurückgezogen werden.

Dies zeige laut Lee die Macht der US-Regierung, einen Markt quasi über Nacht auszulöschen. „Es ist zwar kein verwandtes Thema (zu Kryptowährungen), zeigt aber, dass das Weiße Haus eine „Anordnung der Exekutive “erlassen kann, mit der alles verboten wird. Und die Regierung könnte sogar Bitcoin verbieten“, schrieb er. „Ich erwarte es nicht. Aber mit dem gegenwärtigen Weißen Haus gibt es nichts, was außerhalb der Grenzen oder der Vorstellung liegt.“

Aus seiner Sicht sei ein weiterer Anstieg des Bitcoin-Preises ein möglicher Trigger für ein Verbot. Trump hätte bereits bei einem Preis von 10.000 Dollar seinen Unmut über Bitcoin via Twitter geäußert, beispielsweise bei einer Verzehnfachung des Preises könnte ein Verbot aus seiner Sicht daher wesentlich näher rücken. Ein Bitcoin-Preis von 100.000 Dollar würde noch einmal eine wesentlich größere Bedrohung für das konventionelle Geldsystem bedeuten, da die Relevanz steigen würde. Das Geldmonopol eines Staates und vor allem der Dollar als Weltleitwährung ist eine entscheidende Quelle der wirtschaftlichen und (geo)politischen Macht für Staaten wie die USA. Ähnliche Maßnahmen wurden in den 30ern ergriffen, als Gold in den USA verboten wurde, um den damaligen Abfluss des Edelmetalls aus dem heimischen Markt zu unterbinden, was zu einer nachhaltigen Schwäche unter anderem des Bankensektors geführt hätte, da der Dollar damals noch durch Gold gedeckt war.

Lesen Sie auch: Trump nimmt Kryptowährungen ins Visier

Wie könnte Bitcoin verboten werden?

Bitcoin an sich zu verbieten ist schwierig bis unmöglich, da die Kryptowährung auf einer dezentral organisierten Blockchain existiert, deren Aufrechterhaltung so funktioniert, das viele viele verschiedene Teilnehmer auf dem ganzen Globus verteilt ihre Rechenpower in Form von Computerhardware zur Verfügung stellen, um die Transaktionen von Bitcoin zu validieren und das Netzwerk am laufen zu halten.

Das heißt, dass es kein zentrales Unternehmen gibt, welches das Zepter über Bitcoin in der Hand hält und somit niemand einzelnes das Sagen hat - und somit auch nicht unter die Rechtslage irgendeines Staates fällt. Ergo gibt es kein Ziel, oder Angriffspunkt für Behörden, dem man das Betreiben der Bitcoin-Blockchain verbieten könnte. Firmen, die das sogenannte Mining betreiben (der Vorgang der Transaktionsvalidierung und der Schaffung neuer Bitcoins), können in dem Land verboten werden, in dem sie ihren Sitz haben - Ihr Wegfall würde jedoch von den restlichen Mining-Akteuren an anderen Standorten kompensiert werden können und hätte (langfristig) nur wenig Einfluss auf das Fortbestehen der Blockchain.

Bitcoin-Handel als einziger Angriffspunkt

Staaten, speziell die USA, könnten jedoch den Handel mit Bitcoin verbieten. Das würde die diversen Exchanges betreffen, die den Handel mit Kryptowährungen anbieten. Sollte eines der Länder, in dem ein großer Teil des Marktes und des Handelsvolumens liegt, den Handel verbieten, hätte das massive Auswirkungen auf den gesamten Sektor, da die Krypto-Exchanges in der Regel Kunden aus aller Welt beherbergen und entsprechend tätig werden müssten, um den Kunden aus den Verbots-Ländern den Handel zu verwehren.

Die Bitcoin-Blockchain wäre zwar durch so ein Verbot nicht wirklich angegriffen, aber der Marktzugang für die allermeisten Menschen wäre erheblich erschwert. Gerade wenn mit Blick auf das Handelsvolumen kritische Player wie die USA, Singapur, Südkorea, Hong Kong oder Großbritannien ein Verbot aussprechen würden, wäre es denkbar, dass weitere Länder nachziehen würden, um die generellen Handelsbeziehungen mit diesen Ländern nicht zu beeinträchtigen. Man sieht an der negativen Reaktion der US-Regierung gegenüber Facebooks Libra und die folgenden mahnenden Worte an die Schweiz (dem Sitz der Libra-Association) bereits in der Praxis den Druck, der international ausgeübt wird. Auch die scharfe Kritik aus Frankreich gegenüber Libra könnte bei weiter wachsender Relevanz auch auf Bitcoin schwenken.

Lesen Sie auch: Libra – Alles was Sie über Facebooks Krypto-Projekt wissen müssen

Was für Auswirkungen hätte ein Verbot auf den Handel mit Bitcoin?

Ein Verbot würde vor allem zwei Auswirkungen haben: Zum einen würde der allgemeine Marktzugang erheblich erschwert werden. Die allermeisten Investoren in Kryptowährungen erwerben ihre Coins direkt an den großen Börsen. Die wichtigsten Player sind Coinbase (USA/Großbritannien) und Binance (gegründet in China, mittlerweile Hauptgeschäftsstellen in Japan/Taiwan und Malta). Sollte Bitcoin nicht mehr in den Haupterwerbsländern erhältlich sein, müsste man auf alternative, kleinere Börsen ausweichen, die oft weniger sicher sind, oder für bestimmte Staatsbürger überhaupt keinen Zugang anbieten. Der Handel wäre somit nur noch frei über OTC (over the counter/ Direkthandel) möglich und das stellt für private Investoren erhebliche Hürden dar.

Zum anderen wäre ein solches Verbot ein massiver Reputationsverlust. Es würde das Vertrauen vieler Investoren erschüttern, dass das Konzept von Bitcoin langfristiges Erfolgspotenzial hat, da der (offizielle, regulierte und damit sicherere) Handel wie gesagt massiv erschwert werden würde. Ein Verbot wäre nichts anderes als eine aktive Ablehnung der Staaten gegen Bitcoin und somit eine offizielle Kampfansage. Das würde viele Investoren sicher abschrecken, da eine gesunde, nachhaltige Weiterentwicklung der Technologie und der ganzen Krypto-Branche ohne das Fundament einer regulierten, in offizielle Gesetze eingebettete Wirtschaftsinfrastruktur erheblich schwerer sein würde.

Wäre ein Verbot das Todesurteil für Bitcoin?

Als unweigerliche Konsequenz eines Verbots und der oben beschriebenen Auswirkungen würde der Preis von Bitcoin stark fallen. Ein stark erschwerter Marktzugang und schwere Schäden für die Reputation würden sich entsprechend einpreisen. Dass alle Länder ein Verbot aussprechen, ist dennoch eher unwahrscheinlich, das heißt der Handel von Bitcoin wäre weiterhin im Grunde möglich, wenn auch eingeschränkt. Der Besitz und die Verwendung von Bitcoin würden ohnehin weiter funktionieren, da die Blockchain an sich wie gesagt nicht von offiziellen Stellen zerstört oder abgeschaltet werden kann.

Der starke Preisverfall hätte aber eine gefährliche Wirkung auf das Ökosystem von Bitcoin. Das liegt an der Art und Weise, wie die Transaktionen auf der Blockchain validiert und das ganze Netzwerk am laufen gehalten werden. Die „Miner“ tragen alle Transaktionen in sogenannte „Blöcke“ ein, die letzten Endes die Blockchain abbilden. Jeder fertig erstellte Block schüttet dem jeweiligen Miner als Anreiz für die Aufrechterhaltung des Netzwerks Bitcoins als Belohnung aus. Für das Erstellen eines solchen Blocks wird jedoch eine ganz bestimmte Menge an Rechenleistung benötigt. Diese wird automatisch vom System angepasst, je mehr Miner sich dem Netzwerk anschließen (je mehr, desto schwieriger, desto mehr Rechenleistung nötig). Ergo braucht man mittlerweile aufgrund der Größe des Netzwerks eine Menge Strom, um genug Leistung für den Mining-Prozess zur Verfügung zu haben, damit es sich lohnt. Das kostet die Miner eine entsprechende Menge Geld. Das heißt auch, dass ein Bitcoin einen gewissen Mindestpreis haben muss, damit das Mining rentabel ist. Sollte der Preis aber wie oben beschrieben stark fallen, wäre das Mining-Geschäft aufgrund der sich nur langsam anpassenden Rechen-Schwierigkeit für eine gewisse Zeitperiode nicht mehr lohnenswert und viele Mining-Firmen würden aufgrund fehlender Rentabilität aus dem Markt gedrängt werden.

Lesen Sie auch: Wie funktioniert Bitcoin?

Schreckensszenario „51 Prozent Attacke“

Die Schwierigkeit der Block-Erstellung passt sich nur recht langsam an (alle 2 Wochen wird sie geupdatet). Sollte über eine längere Zeitperiode die im Netzwerk steckende Rechenleistung immer weiter zurückgehen, weil mehr und mehr Miner aussteigen, würde das zudem die Sicherheit der Blockchain gefährden. Sollte ein großer Miner, der eine Menge der Rechenleistung in sich vereint, trotz der negativen Rentabilität länger „aushalten“, als seine Konkurrenz, wäre es ihm für gewisse Zeiträume theoretisch möglich, die Oberhand bei den Validierungsprozessen der Transaktionen zu gewinnen, weil er einen Großteil (Minimum 51 Prozent) der Rechenleistung der Blockchain besitzen würde. So wäre es ihm möglich, die Blockchain zu verändern und sich Bitcoin zuzuschreiben, die ihm nicht gehören. Die eigentliche Stärke einer Blockchain, die dezentrale Validierung der Transaktionen, wäre in diesem bestimmten Szenario tatsächlich eine Schwäche.

Dass bei einem solchen Szenario in der Praxis aber einer der großen Miner zu einer solchen Maßnahme greifen würde, ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn: Wenn er schon weiter am Mining-Prozess teilnimmt und Geld und Ressourcen investiert, dann würde das auch bedeuten, dass er weiterhin langfristig an den Erfolg des Konzepts hinter Bitcoin glaubt und sich für die Zukunft auch wieder wirtschaftliche Rentabilität ausrechnet (da bei sinkender Rechen-Schwierigkeit auch die Stromkosten sinken, bzw. die vorhandene Hardware effizienter arbeitet). Daher wäre eine sogenannte 51 Prozent Attacke, bei der er die Blockchain manipulieren und Bitcoin „stehlen“ würde, schlecht für die eigene Reputation, die Reputation des Netzwerks an sich und somit auch schlecht fürs Geschäft.

Lesen Sie auch: Wie funktioniert die Blockchain-Technologie?

Dennoch - Sollte es zu einem Verbot beispielsweise in den USA kommen, dann wäre diese Phase des wahrscheinlichen Preisverfalls und die folgende „Neustrukturierung“ des Bitcoin-Minings eine kritische Komponente für das weitere Überleben von Bitcoin. Sollte er diese Phase jedoch ohne Schäden, bspw. Durch Manipulation der Bitcoin-Bestände auf der Blockchain, überstehen, dann wäre es auch wieder für kleinere Akteure möglich, in das Mining-Geschäft einzusteigen. Die nötige Rechenleistung würde vielleicht sogar wieder soweit fallen, dass es wieder rentabel wäre, mit einem vergleichsweise „schwachen“ Privat-PC Bitcoin zu minen. (Bei diesem Szenario reden wird von Bitcoin-Preisen im unteren dreistelligen Bereich, das nur als Hausnummer) Das würde die Möglichkeit der Bildung eines neuen, nennen wir es „sicheren Mining-Fundaments“ eröffnen und von dieser Position aus könnte das Netzwerk erneut organisch wachsen.

Fazit: Selbst ein Verbot würde nicht unweigerlich den Tod von Bitcoin bedeuten, das Netzwerk hätte eine gewisse Chance zu überleben, wenn auch stark geschwächt. Und Verbote auf politischer Ebene könnten ebenfalls durch Regierungswechsel, weitere kritische Entwicklungen im globalen Handel und der Finanzbranche, sowie weitere technische Fortschritte und Adaption aufgehoben werden. Dennoch würde ein solches Szenario den Bitcoin in Sachen Preis und Adaption in der realen Welt zumindest um Jahre zurückwerfen.

Von Alexander Mayer

Foto: ImageFlow / Shutterstock.com

– Anzeige –

Ist dies die nächste Wirecard?

Wirecard stieg zeitweise m fast 2.000 %. Jetzt gibt es einen aussichtsreichen „Nachfolger“. Erst im vergangenen Jahr kam die Aktie an die Börse. Mit +49% Umsatz-Wachstum (2018) und einer traumhaften Marge von 52% (vor Steuern und Abschreibungen) fasziniert das Unternehmen die Analysten, während seine Plattform die Internet-Händler in der ganzen Welt mit der besten Performance begeistert und so bereits über 3 Milliarden Menschen erreicht. Wächst hier ein ganz neuer Tech-Gigant heran?

The Motley Fool hat jetzt einen kostenlosen Sonderbericht zusammengestellt, der die wichtigsten Informationen zu diesem Unternehmen liefert. Klick hier, um diesen Bericht jetzt gratis herunterzuladen.

Meistgelesene Artikel