Börse Frankfurt-News: Luxus geht wieder (Auslandsaktien)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Juli 2020. FRANKFURT.Die Luxusgüterindustrie
arbeitet sich Schritt für
Schritt aus dem Corona-Tief. Insbesondere im umsatzstarken China läuft das
Geschäft wieder an. Aktien von Unternehmen wie Hermès, Essilor Luxottica und
Prada profitieren.
Die sonst so erfolgsverwöhnte Luxusgüterbranche wird nach Prognosen von Bain
& Company in diesem Jahr einen Umsatzrückgang zwischen 20 und 35 Prozent
hinnehmen müssen. Insbesondere die fehlenden Einkäufe von reisenden
chinesischen Touristen drückten den Absatz. Diese machten einen Großteil der
auf Reisen getätigten weltweiten Luxusgüterkäufe aus. Ohne wirksame Therapie
oder einen Impfstoff gegen COVID-19 dürften die Auslandstrips in den
kommenden Jahren kaum zum Vorkrisenniveau zurückfinden.
Schlüsselmärkte auf Normalisierungskurs
Der wichtige chinesische Markt sowie Japan und Korea erholen sich
mittlerweile. Die Läden entlang der Flaniermeilen sind wieder geöffnet. Für
Unternehmen wie Hermès ( WKN 886670 ), Christian Dior ( WKN 883123 ) oder auch
LVMH ( WKN 853292 ) ist das ein gutes Zeichen. Die drei asiatischen Staaten
kommen laut Studie immerhin auf rund 50 Prozent des globalen Luxusgüter-
Umsatzes von 281 Milliarden Euro in 2019. Zudem sieht die Studie "Bain &
Company Luxury Study 2020 Spring Update" in den kommenden Jahren die größten
Zuwachsraten abermals im Reich der Mitte. 2025 sollen dort rund 28 Prozent
der Luxuskäufe stattfinden. Der Gesamtmarkt werde bis dahin auf 320 bis 330
Milliarden Euro anwachsen.
Zunehmend digital
Corona und seine Folgen treiben allerorts den Online-Handel voran, auch für
Luxuswaren. In den kommenden fünf Jahren sollen laut der Studie weltweit rund
30 Prozent der hochpreisigen Waren über das Netz verkauft werden. Gestützt
werde der Trend von der zunehmend internetaffinen Käuferschicht für
Luxusartikel.
Vorkrisenniveau zurückerobert
Einige Aktien von Luxusartikelherstellern erweisen sich laut Roland Stadler
von der Baader Bank als krisenfest und erholten sich recht schnell vom
"Kurzcrash" im März. So startete die Aktie von Hermès mit 670 Euro ins Jahr,
verlor in der Krise auf 522 Euro und ist aktuell für 777 Euro zu haben. Das
Hermès-Management erwarte in diesem Jahr mit seinen Taschen, Uhren, Hüten,
Parfüms und Zubehör gar eine Umsatzsteigerung. Nicht nur bei chinesischen
Kunden kämen etwa Gucci-Taschen gut an. Für so manchen Käufer dienten
Handtaschen zunehmend als Anlageobjekt. Bereits 2016 wurde eine Himalaya-
Birkin der Marke Hermès mit 18-karätigem Weißgold und Diamantbeschlägen für
einen Rekordpreis von rund 300.000 US-Dollar versteigert. Die vorherige
Schätzung wurde um das Doppelte übertroffen.
Tiffany-Übernahmefantasie bleibt
Die Aktie von Tiffany ( WKN 872811 ) bewegte sich seit Jahresbeginn zunächst
von 133 auf 105 US-Dollar, aktuell kostet ein Anteil 121 US-Dollar. Damit
notiert der Wert deutlich unter dem zwischen Tiffany und LVMH vereinbarten
Übernahmepreis. Medienberichten zufolge verhandelt LVMH derzeit aufgrund
niedrigerer Gewinnaussichten bei Tiffany über eine Kaufpreisermäßigung. Die
beiden Parteien erwägen demnach zudem eine Einstellung der Transaktion.
Prada behauptet sich
Die Aktie von Prada ( WKN A0NDNB ) nähert sich mit 3,04 Euro wieder dem
Vorkrisenniveau, wie Michael Arras von der Oddo Seydler Bank anmerkt. In das
Jahr 2020 startete der Wert des italienischen Mode- und Lederwarenherstellers
mit 3,64 Euro. Insbesondere der Absatz von Kleidung habe in Corona-Zeiten
gelitten. "Mit Online-Sonderaktionen macht das Unternehmen in schwierigen
Zeiten auf sich aufmerksam." Dazu gehöre der 24 Stunden-Verkauf eines auf
fünfzig Exemplare limitierten Juli-Hemds für 790 Euro. "Es wird auch ein
August-Hemd geben", weiß Arras. Der Trend, Handtaschen als Investments zu
betrachten, käme dem Unternehmen zugute.
Essilor Luxottica auf Kurs
Höhere Umsätze als im Vorjahr erwartet laut Arras das Management von Essilor
Luxottica. Die Aktie des namhaften Herstellers von Produkten rund um die
Brille ( WKN 863195 ) notierte zum Jahresbeginn um 136 Euro, gab bis Ende März
auf 93 Euro nach und erholte sich seitdem schrittweise bis auf 119 Euro. Mit
der Fusion des französischen Brillenglas- und Linsenherstellers Essilor und
dem italienischen Produzenten von Brillenfassungen Luxottica vor knapp zwei
Jahren liege die gesamte Wertschöpfungskette der Brille in einer Hand. Marken
wie Versace, Burberry, Chanel, Prada, Oakley oder Ray-Ban gehören zum Essilor
Luxottica-Portfolio.
von: Iris Merker
9. Juli 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die
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