Börsianer heben die Daumen für neuen Commerzbank-Chef

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Chefwechsel bei der Commerzbank kommt an der Börse gut an.

Die Aktien der zweitgrößten deutschen Privatbank gehörten am Montag neben anderen Banktiteln zu den Favoriten der Anleger und legten um fünf Prozent auf 4,20 Euro zu. "Die Nominierung legt den Grundstein für den Umbau der Commerzbank", sagte ein Händler. Allerdings werde dieser noch eine Weile auf sich warten lassen, da der neue Chef Manfred Knof erst im Januar von Martin Zielke das Ruder übernehme. "Insofern ist es für Enthusiasmus zu früh." Tatsächlich waren in einem steigenden Gesamtmarkt auch andere Bankaktien bei Anlegern heiß begehrt: Deutsche-Bank-Titel legten um 5,7 Prozent zu, die Papiere der Schweizer Credit Suisse um 3,8 Prozent und die Aktien der britischen HSB gar um 8,6 Prozent.

Analystin Martina Matouskova von der US-Bank Jefferies hält den neuen Commerzbank-Chef für eine gute Wahl. Knof sei bekannt für seine erfolgreichen Restrukturierung der Allianz Deutschland AG, deren Chef er vor seinem Wechsel zur Deutschen Bank war. Dort habe er das Versicherungsgeschäft digitalisiert und umfassende Sparmaßnahmen durchgesetzt. Er habe deshalb auch Erfahrung im Verhandlen mit den Gewerkschaften. "All diese Eigenschaften wird er brauchen für den Umbau der Commerzbank. Es wird aber kein Sprint werden sondern eher ein Marathon", schrieb Matouskova in einem Kurzkommentar. Insidern zufolge sind bei der Commerzbank ein weiterer Jobabbau und die Schließung mehrerer hundert Filialen vorgesehen.

Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, sie wolle alles dafür tun, dass Knof die Bank selbständig erhalte. "Er muss das Ziel verfolgen, die Commerzbank als unabhängiges Institut weiterzuentwickeln", sagte Verdi-Vertreter Stefan Wittmann, der für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Commerzbank sitzt, dem "Handelsblatt". Knof gelte als harter Sanierer, aber auch Verdi sei ein harter Verhandler.

Die Commerzbank hatte lange nach einem Nachfolger für Zielke gesucht, der Anfang Juli im Streit mit dem Investor Cerberus das Handtuch geworfen hatte. Wichtige Aktionäre wie der Bund, der seit einer milliardenschweren Rettungsaktion in der Finanzkrise gut 15 Prozent an der Commerzbank hält, und die Fondsgesellschaft Deka begrüßten die Berufung Knofs.

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