Briten wollen Daimlers Smart-Fabrik in Hambach kaufen

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

London/Frankfurt (Reuters) - Der Stuttgarter Autobauer Daimler hat einen Kaufinteressenten für das bisherige Smart-Werk im französischen Hambach.

Der britische Petrochemiekonzern Ineos, der einen eigenen Geländewagen in der Tradition des "Land Rover Defender" auf den Markt bringen will, prüft eine Übernahme der Fabrik in Lothringen, nahe der Grenze zum Saarland, wie Ineos-Automotive-Chef Dirk Heilmann am Dienstag sagte. "Als Ergebnis der Covid-19-Pandemie haben sich neue Optionen wie diese ergeben, die uns vorher einfach nicht zur Verfügung standen", ergänzte er. Daimler bestätigte, "dass Ineos ein potenzieller Käufer sein kann und wir Gespräche führen werden." Dem Werk mit rund 1600 Beschäftigten droht die Arbeit auszugehen, weil der Stadtflitzer Smart bald als reines Elektroauto in China gebaut werden soll.

Eigentlich wollte der vom Milliardär Jim Ratcliffe geführte Konzern Ineos den Geländewagen in Wales bauen und dort bis zu 500 Arbeitsplätze schaffen. Die Karosserie sollte aus einem neuen Werk in Portugal kommen. Ratcliffe ist als großer Brexit-Unterstützer bekannt. Heilmann sagte, man werde sich in den nächsten Wochen eingehend mit der Möglichkeit in Frankreich befassen und die wegen der Pandemie unterbrochenen Arbeiten in Wales und Portugal zunächst nicht wieder aufnehmen.

Daimler hatte in der vergangenen Woche angekündigt, das einstige Prestigeprojekt in Hambach im Zuge einer "Optimierung" des globalen Produktionsnetzes zu verkaufen, und damit auf die gesunkene Auto-Nachfrage reagiert. Der Konzern schreibt darauf im abgelaufenen zweiten Quartal einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag ab. Ursprünglich sollte das Werk Hambach an Stelle des Smart Modelle der neuen Mercedes-Elektroauto-Baureihe EQ fertigen. Doch durch die Pandemie wird der weltweite Pkw-Absatz nach Schätzung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in diesem Jahr um 17 Prozent auf knapp 66 Millionen Fahrzeuge einbrechen. Die Erholung vom Corona-Schock wird nach Einschätzung von VDA-Chefin Hildegard Müller "lang und steinig".

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