CES Las Vegas: Tesla, Apple und Samsung – Wird den renommierten Adressen das Fürchten gelehrt?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

4 Tage lang steht das US-Zockerparadies wieder im Mittelpunkt der Technik-Fans. Auch dieses Jahr gibt es wieder eine Menge Neues zu bestaunen. Faltbare Handy´s, ein TV-Gerät, dass sich automatisch zusammenrollt, wenn es nicht mehr gebraucht wird sowie viele neue VR- und AR-Brillen.

Immer mehr Autobauer vor Ort

Auch die großen PKW-Produzenten und Zulieferer nutzen die Technik-Messe immer mehr, um ihre Visionen von der neuen Mobilität zu präsentieren. In Las Vegas sind mit Daimler, BMW, Audi, VW, Toyota, Uber, Bosch, ZF und Conti vor allen Dingen die großen deutschen Adressen in der Wüstenstadt. Daimler zum Beispiel hat heute bekanntgegeben, dass die Stuttgarter eine halbe Milliarde Euro in das Projekt „Autonom fahrende LKW“ stecken und diese bis 2025 auf der Straße haben wollen.

Bosch will ganz vorne mitmischen

Der deutsche Automobilzulieferer strebt eine weltweit führende Rolle bei der Entwicklung autonom fahrender Autos und der Vernetzung von smarten Gegenständen und Sensoren (Internet of Things, IoT) an. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas präsentierte der deutsche Technologiekonzern ein neuartiges Konzept-Shuttle als „Weltpremiere“. Solche Fahrzeuge würden ab 2020 das Straßenbild in vielen Metropolen prägen, sagte Markus Heyn, Mitglied der Bosch-Geschäftsführung.

Die Show gehört allerdings einem anderen Unternehmen

Der von ehemaligen BMW-Managern gegründete Elektro-Autobauer Byton sieht sich im Zeitplan, die Serienproduktion seines ersten Modells Ende des Jahres zu starten. „Wir sind auf dem Weg, zu liefern, was wir versprochen haben“, sagte Byton-Chef Carsten Breitfeld zum Auftakt der Technik-Messe CES in Las Vegas. Vor einem Jahr hatte Byton dort seinen Prototypen des Elektro-SUV M-Byte vorgestellt. Jetzt zeigt die Firma die serienreife Innenausstattung des Modells, während es an dem äußeren Design noch Änderungen geben könnte.

Serienproduktion Ende des Jahres

Byton will im Schlussquartal 2019 die Serienproduktion des SUV in China starten und die Fahrzeuge zunächst auch nur dort verkaufen. In der chinesischen Stadt Nanjing entsteht gerade die Fabrik dafür. 300.000 Autos im Jahr sollen dort gefertigt werden. Für das dritte Quartal 2020 ist zum Preis von rund 45 000 Dollar der Markteintritt in den USA und in etwa zeitgleich auch in einigen europäischen Ländern geplant. Deutschland werde darunter sein, versicherte Breitfeld. „Das ist für uns strategisch wichtig.“ Von den Stückzahlen her werde Deutschland aber bei weitem nicht der wichtigste Markt sein.

Ganz neues Geschäftsmodell

„Autos bauen und verkaufen, das ist ein auslaufendes Geschäftsmodell“, sagte Breitfeld. Man werde stattdessen – ähnlich wie im Smartphone-Geschäft – die Auto-Hardware als Plattform nutzen, um den Kunden digitale Angebote und Fahrdienste zu verkaufen. „Das ist das eigentliche Geschäftsmodell der Zukunft, dafür haben wir auch die Firma aufgebaut.“ Byton sehe sich als Start-up besser für diesen Wandel aufgestellt als etablierte Autokonzerne: „Ein Unternehmen mit 150 000 oder 250 000 Mitarbeitern wird sich extrem schwertun, sein Geschäftsmodell komplett umzubauen.“

Wird Byton zum Tesla-Killer?

Elon Musk, der ja eigentlich wie die Faust aufs Auge ins Zockerparadies passt, ist nicht in Las Vegas vor Ort. Er weilt zurzeit in Shanghai und hat dort den Grundstein für das größte Tesla-Werk außerhalb der USA gelegt. Die chinesische Produktionsstätte soll in Rekordzeit hochgezogen werden und schon Ende des Jahres die Produktion aufnehmen. Bei kompletter Fertigstellung soll das Werk 500.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Telsa und Byton nehmen damit in etwa zeitgleich den wichtigsten Markt für Elektro-Autos ins Visier.

Kann Byton punkten?

Axel Schmidt, Autoexperte bei Accenture, traut Byton das zu, wie er dem Handelsblatt verraten hat: „Da ist ein erfahrenes Management an Bord. Die wissen genau, was auf sie zukommt.“ Der Experte geht davon aus, dass Byton mit dem Start auf dem Heimatmarkt genau den richtigen Weg geht und der Konkurrenz das Leben schwer machen wird. Zudem hat der Autobauer noch einen weiteren Trumpf in der Hand. Mit Foxconn, Tencent, Baidu und dem staatlichen Autobauer FAW stehen Byton prominente Vertreter zur Seite. Somit dürfte es auch keine finanziellen Engpässe in der Zukunft geben. Byton könnte daher den etablierten Autobauern in China durchaus das Fürchten lehren. Ob dies dann auch weltweit gelingt, bleibt abzuwarten.

Muss Samsung bangen?

Die Südkoreaner schicken die Anleger durch ein Wechselbad der Gefühle. Am Montag sorgte die Kooperation mit Apple für gute Stimmung bei den Anlegern und heute veröffentlicht der Technologie-Konzern einen Gewinnrückgang hinterher und trübt die Stimmung wieder ein. Während das Smartphone-Geschäft für den Marktführer schon seit einiger Zeit nicht mehr rund läuft, schwächelt nun auch der deutlich wichtigere Verkauf von Halbleitern. Das Chipgeschäft steht bei Samsung für mehr als drei Viertel des Betriebsgewinns. In beiden Sparten rechnet das Unternehmen frühestens in der zweiten Jahreshälfte mit Aufwind.

Neue Produkte sollen für neuen Schwung sorgen

Ab Mitte des Jahres sollen 5G-fähige sowie faltbare Alleskönner-Handys neue Kunden locken. Ähnlich wie bei Tesla könnte das aber vielleicht schon zu spät sein. Die Experten hatten mit der Präsentation des faltbaren Handys auf der CES gerechnet. Aber Samsung lieferte kein Modell. Diesen Part übernahm ein anderes Unternehmen.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Kennen Sie Royole?

Genau wie bei den Autobauern könnte den Smartphone-Spezialisten Samsung und Apple ein chinesisches Start-Up dazwischenfunken. Voller Stolz hat Royole-Gründer und Chef Bill Liu auf der CES das erste faltbare Handy präsentiert. „Es ist ein Smartphone und es ist ein Tablett“ erklärt der 35-jährige Chinese. Ausgeklappt kommt das „FlexPai“ auf eine Bildschirmdiagonale von fast 20 cm.

Nach 200.000 Mal falten ist Schluss

Hört sich zunächst ein bisschen wenig an. Aber der Chef von Royole höchstpersönlich hat ausgerechnet, dass sein neues Handy 5 Jahre lang problemlos hält, wenn man es 100 Mal am Tag auf und zu faltet. Das dürfte mehr als langen, um das neu Smartphone-Spielzeug den staunenden Freunden vorzuführen.

Nettes Spielzeug

Fraglich ist allerdings, ob ein faltbares Smartphone ein „Must-Have“, ein „Nice-to-have“ oder ein überflüssiges Spielzeug ist. Zusammengefaltet liefert das „FlexPai“ für mich jedenfalls optisch nicht das schönste Bild ab. Ob sich die Technologie am Ende des Tages durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und das Modell von Samsung ist noch nicht in seiner Endfassung präsentiert. Geht es nach den Südkoreanern, ist das faltbare Smartphone „The next big thing“. Ich bin da noch etwas skeptisch. Zum Beispiel wurde VR-Brillen auf der CES auch schon oft der große Durchbruch prophezeit, aber bislang führen sie immer noch eher ein Randdasein.

Apple und Samsung müssen sich keine Sorgen machen

Meiner Meinung nach müssen sich die beiden großen Tech-Giganten nicht vor Royole fürchten. Das faltbare Handy dürfte noch ein paar Messen in Las Vegas brauchen bis es salonfähig wird. Zeit genug für beide Konzerne eigene neue Modelle auf den Markt bringen. Bis dahin haben aber sowohl Apple als auch Samsung noch andere Probleme zu lösen, um wieder Fantasie in ihre Kurse zu bringen.

Von Markus Weingran

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: James Mattil/shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel