Commerzbank: Deutsche Bank Manager Knof soll es richten ++ BMW: Autobauer sieht starkes Wachstum in China ++ Siemens Energy: Erster Preis leicht über 22 Euro

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zum Start in die neue Woche muss der deutsche Markt direkt einige Nachrichten vom Wochenende verarbeiten. Während in Dortmund wieder fleißig über Lucien Favre diskutiert, David Wagner auf Schalke nach 18 Spielen ohne Sieg seine Koffer packte, hat die Commerzbank ihren Chefsessel neu besetzt. Manfred Knof heißt der neue Cheftrainer der Frankfurter Bank. Er kommt vom Konkurrenten Deutsche Bank und soll die Commerzbank zurück in die Erfolgsspur führen. Die einstimmige Entscheidung des Aufsichtsrats vom Samstag ist ein deutliches Signal: Statt die Nachfolge des zum Jahresende ausscheidenden Konzernchefs Martin Zielke intern zu regeln, soll ein externer Kandidat für frischen Wind bei dem Frankfurter MDax-Konzern sorgen.

Knof kann seine neue Aufgabe am 1. Januar 2021 mit Vertrauensvorschuss antreten. Auch der Finanzinvestor Cerberus, dessen harsche Kritik an der bisherigen Führung der Bank die Neubesetzung provoziert hatte, setzt auf Knofs Erfahrung in Sachen Restrukturierung. An der Börse wird die Nachricht vom Wochenende positiv aufgenommen.

Der derzeitige Leiter des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank sei „ein erfahrener und umsetzungsstarker Topmanager, der sich in unterschiedlichsten Aufgaben in der Finanzdienstleistungsindustrie bewiesen hat“, begründete Commerzbank-Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter in einer Mitteilung vom Samstagabend die Wahl.

Was er vom künftigen Vorstandschef erwartet, hatte Vetter, der selbst erst seit knapp zwei Monaten im Amt ist, kürzlich im Intranet der Bank deutlich gemacht: „Die Commerzbank hat viel Gutes, aber in Sachen Effizienz und Profitabilität gibt es noch Luft nach oben. Es gibt noch viele althergebrachte Strukturen, die den heutigen Anforderungen und der Größe der Bank nicht mehr angemessen sind.“

Knof (55) gilt als Spezialist für schwierige Missionen. Von 1995 an war der Jurist in unterschiedlichsten Führungspositionen im Allianz-Konzern tätig, zuletzt bis 2017 als Chef für Deutschland, die Schweiz sowie Mittel- und Osteuropa. Knof trieb bei dem Versicherungskonzern die Digitalisierung voran und trat – auch mittels Stellenstreichungen – auf die Kostenbremse.

Als ihn die Deutsche Bank im August 2019 – eine Ebene unterhalb des Vorstands – zum Leiter ihres Privatkundengeschäfts machte, erklärte Deutschlands größtes Geldhaus, Knof stehe „für Kundennähe, digitalen Aufbruch und strikte Kostendisziplin“. Bei der Deutschen Bank läuft seit Sommer 2019 ein radikaler Konzernumbau. Gerade erst hat der Dax-Konzern angekündigt, die Zahl der Filialen in Deutschland im nächsten Jahr von gut 500 auf 400 Standorte zu reduzieren.

Im noch wesentlich dichteren Filialnetz der Commerzbank werden noch drastischere Einschnitte erwartet. Von 1000 Filialen könnten gerade einmal 200 übrig bleiben, in denen Kunden sich beraten lassen können. Schon vor der Corona-Krise liefen in der Commerzbank Diskussionen über eine Verschärfung des im Herbst 2019 verkündeten Sparkurses. Die Pandemie hat der Digitalisierung einen weiteren Schub gegeben. Bei der Commerzbank könnte die Zahl der zuletzt knapp 40 000 Vollzeitstellen um bis zu ein Viertel gekappt werden.

Wegen der Folgen der Pandemie und Kosten für den Konzernumbau rechnet die Bank für das laufende Jahr mit roten Zahlen. Analysten gehen davon aus, dass die Commerzbank erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird.

Zufall oder nicht: Knofs Berufung fällt genau auf den Jahrestag der Verkündung der Strategie „Commerzbank 5.0“. Die Ungeduld der Investoren hat zugenommen, nachdem die vor einem Jahr von Zielke vorgestellten Schritte nicht wirklich überzeugten: Etwas weniger Personal, etwas weniger Filialen, Eingliederung der Online-Tochter Comdirect. Den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der polnischen mBank blies der Commerzbank-Vorstand ab, weil sich die Preisvorstellung in Corona-Zeiten nicht durchsetzen ließ.

In diesem Frühjahr zeigte der „Höllenhund“ Cerberus Zähne: Die Commerzbank-Führung habe „über Jahre eklatant versagt“, urteilte der Großaktionär und kritisierte „die unausgereiften und schlecht umgesetzten Bemühungen der Geschäftsführung, den Niedergang der Commerzbank zu verhindern“. Cerberus, der auch an der Deutschen Bank beteiligt ist, ist mit gut fünf Prozent zweitgrößter Aktionär der Commerzbank – nach dem deutschen Staat, der infolge der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise heute 15,6 Prozent hält.

Die harsche Kritik zeigte Wirkung: Zielke räumte ein, dass die im Herbst 2019 beschlossenen Maßnahmen nicht durchschlagend genug waren, um das Institut im Zinstief profitabler zu machen – und kündigte seinen Rücktritt als Konzernchef spätestens zum Jahresende an. Der damalige Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann warf gleich mit hin.

Mit der Berufung Knofs hat der neue Chefkontrolleur Vetter die Nachfolge von Zielke überraschend schnell geregelt. Und: Statt einer internen Lösung mit Finanzvorständin Bettina Orlopp oder Firmenkundenvorstand Roland Boekhout hat Vetter sogar einen externen Kandidaten für die nicht einfache Aufgabe gewonnen – vorausgesetzt, die Aufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) stimmen noch zu.

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Dax: Leitindex einen Tag mit 31 Werten und gute drauf!

Zum Start in die neue Woche gibt es in der höchsten deutschen Börsenliga eine dieser seltenen Kuriositäten, dass der Dax 31 Titel enthält. Mit läuten der Börsenglocke ist für einen Tag Siemens Energy im Leitindex gelistet. Der erste Preis für die neuen Papiere liegt leicht über 22 Euro. Die Aktie kommt allerdings ein Stück zurück.

# Siemens: Energy-Sparte ab heute eigenständig! - Dax einen Tag mit 31 Titeln

Nach den deutlichen Verlusten der Vorwoche ist der deutsche Aktienmarkt merklich fester in die neue Woche gestartet. Positive Impulse kamen von den US-Börsen, die am Freitag – angetrieben von den großen Technologieaktien – im späten Handel kräftig zugelegt hatten. Die weiter steigenden Corona-Infektionszahlen dürften Börsianern zufolge aber die Kauflust der Anleger in Grenzen halten.

Der Dax stieg in den ersten Handelsminuten um 1,66 Prozent auf 12 675,66 Punkte. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex fast fünf Prozent eingebüßt und war zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit Ende Juli gefallen. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel gewann am Montag kurz nach Handelsstart 1,34 Prozent auf 26 807,08 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um rund 1,4 Prozent vor.

BMW: „Gute Balance an den Märkten“

Im globalen Einbruch des Autogeschäfts durch die Corona-Krise ist der chinesische Markt ein Lichtblick für BMW. „Ich sehe bis Jahresende sehr starkes Wachstum“, sagte BMW-China-Chef Jochen Goller am Samstag zum Auftakt der internationalen Automesse in Peking der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Rückgang des Absatzes in China durch den Ausbruch des Coronavirus früher im Jahr zielt Goller somit für das Gesamtjahr „auf ein einstelliges Wachstum“.

Ungeachtet aller Unsicherheiten durch die Pandemie und die Entwicklung der Weltwirtschaft wird sich das Wachstum in China nach seiner Einschätzung auch im nächsten Jahr fortsetzen. „Unser Ziel ist immer, schneller als der Premiummarkt zu wachsen“, sagte Goller. Mit dem Zuwachs in China steigt auch der Anteil des chinesischen Marktes am weltweiten Absatz des Münchner Autobauers auf knapp 30 Prozent.

Warnungen über eine zu große Abhängigkeit vom weltgrößten Automarkt in China wies Goller zurück: „Es ist keine Option, in China nicht zu wachsen.“ Zudem sei BMW in der Welt breit aufgestellt, produziere auch in den USA. Der Markt in Europa sei für BMW zudem „weit größer“ als der in China. „Wir haben eine gute Balance.“

Auf der „Auto China 2020“ in Peking stellte BMW erstmals die neuen Modelle M3 Sedan und M4 Coupé vor. Auch wurde das elektrische Konzeptauto i4 sowie der Stadtgeländewagen iX3 präsentiert, der seit diesem Monat in China produziert wird.

Hinter dem starken Wachstum der E-Mobilität in China sieht Goller die starke Unterstützung durch die Regierung, die Anreize für Kunden wie einfachere Zulassungen und Ausnahmen von Fahrverboten in Metropolen sowie das breite Netz von Ladestationen und die große Offenheit der chinesischen Kunden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein E-Auto kaufen, ist viel größer.“

Kurz & knapp:

Diageo: Der Schnaps- und Bierkonzern ist dank einer Erholung des US-Geschäfts gut in das laufende Geschäftsjahr gestartet. Die Aussichten auf das bis Ende Dezember laufende erste Halbjahr haben sich verbessert, wie der Hersteller von Johnnie-Walker-Whisky, Smirnoff-Wodka, Tanqueray-Gin und Guiness-Bier am Montag in London mitteilte. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 (Ende Juni) dürften sich der Umsatz und der operative Gewinn verbessert haben. Wegen der Folgen der Corona-Krise dürften in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres jedoch beide Größen unter dem Vorjahresniveau liegen. Die im Europa-Auswahlindex Stoxx Europe 50 notierte Aktie legte in den ersten Handelsminuten knapp fünf Prozent zu.

Tui: Trotz Reisewarnung der Bundesregierung will der weltgrößte Reiseanbieter ab dem 3. Oktober wieder Reisen auf die Kanaren anbieten. Urlauber sollten für Pauschalreisen auf die kanarischen Inseln selbst entscheiden können, ob sie ihren Urlaub trotz des Infektionsrisikos und möglicher Quarantäne bei der Rückkehr nach Deutschland antreten, sagte der Deutschlandchef des Tourismuskonzerns, Marek Andryszak, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). „Wir gehen fest davon aus, dass viele Kunden dies genau abwägen werden.“ Er glaube, dass durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden. Seit der Reisewarnung für ganz Spanien habe Tui die Flüge auf die kanarischen Inseln stark reduziert. „In der Zwischenzeit haben wir Vorbereitungen getroffen, so dass wir Reisen auf die Kanaren ab dem 3. Oktober wieder aufnehmen können – trotz Reisewarnung“, sagte Andryszak. Damit stelle sich der Reisekonzern nicht gegen die Bundesregierung – bei den Reisewarnungen handele es sich nicht um ein Reiseverbot, sondern um eine Empfehlung, vorsichtig zu sein. „Und genau dieser Empfehlung folgen wir“, sagte er.

Compleo: Der Ladesäulenanbieter will noch vor Jahresende an die Börse gehen. Das geplante Angebot für eine Notierung im regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Börse bestehe mehrheitlich aus neu geschaffenen Aktien, daneben sollen jedoch auch Papiere von derzeitigen Aktionären platziert werden, teilte das Unternehmen am Montag in Dortmund mit. Mit den Einnahmen soll die Wachstumsstrategie finanziert werden. Auch eine Mehrzuteilungsoption, bei der bestehende Aktionäre weitere Stammaktien anbieten, sei geplant. Compleo will den Nettoemissionserlös verwenden, um in der EU weiter zu expandieren, Forschung und Entwicklung zu stärken und die Produktionskapazitäten auszubauen. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen seinen Umsatz laut der Mitteilung bereits um knapp 13 Prozent auf 15,2 Millionen Euro steigern. Mit einer annähernden Umsatzverdopplung im ersten Halbjahr 2020 hat sich die Entwicklung – trotz der Corona-Krise – sogar noch merklich beschleunigt. Der Vorstand erwartet zudem, dass dieser Trend im zweiten Halbjahr anhalten wird.

Redaktion onvista / dpa- AFX

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