Commerzbank: Gewinnsprung und Dividendenankündigung sorgen für Kursanstieg – Keine Äußerung zu Fusionsgerüchten

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Jahr 2018 war für die Commerzbank endlich wieder ein Erfolg. Nach zwei mageren Jahren hat das Geldhaus wieder deutlich mehr Geld verdient. Unter dem Strich standen 865 Millionen Euro Gewinn. Das waren fast sieben Mal so viel wie ein Jahr zuvor (128 Mio Euro), als sich das Institut nur durch den Verkauf seiner Konzernzentrale in den schwarzen Zahlen gehalten hatte. Und es ist deutlich mehr als die Deutsche Bank, die als möglicher Partner für eine große Banken-Hochzeit gehandelt wird.

Konzernchef Zielke will Umbau weiter beschleunigen

Im Angesicht dieses kräftigen Gewinnsprungs will die Bank ihren Konzernumbau noch einmal beschleunigen. „Unsere Strategie ist richtig und funktioniert. Wir wachsen bei Kunden, im Kreditvolumen und bei bereinigten Erträgen. Wir kommen voran und sind wieder dividendenfähig“, bilanzierte Konzernchef Martin Zielke am Donnerstag in Frankfurt. Die erste Halbzeit der im Herbst 2016 ausgerufenen Ziele zeige aber auch, „dass wir angesichts des herausfordernden Umfelds noch schneller werden müssen“. In der Frankfurter Zentrale sollen gemeinsame Teams von IT- und Produktexperten neue Angebote schneller an den Markt bringen.

Der Aufwärtstrend soll sich auch für die Aktionäre des im Herbst in den MDax abgestiegenen Instituts auszahlen: Der Vorstand schlägt für das Geschäftsjahr 2018 eine Gewinnausschüttung von 20 Cent je Anteilsschein vor. Es wäre das zweite Mal seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise vor zehn Jahren, dass die teilverstaatlichte Commerzbank eine Dividende zahlt. Für das Geschäftsjahr 2019 plant die Bank mit einem Dividendenniveau in ähnlicher Höhe wie für 2018.

Verwaltungsaufwand soll durch Stellenabbau gesenkt werden

Das Kostenziel hat der Vorstand unterdessen noch nicht erreicht. Im vergangenen Jahr lagen die Verwaltungsaufwendungen mit rund 6,88 Milliarden Euro etwas über dem Vorjahreswert von 6,83 Milliarden Euro. Die Bank erklärte den Anstieg mit Investitionen in Digitalisierung sowie steigenden Ausgaben für Regulierung. Finanzvorstand Stephan Engels bekräftigte das Ziel, die Kosten bis 2020 auf 6,5 Milliarden Euro zu drücken.

Erreicht werden soll das auch durch eine schlankere Aufstellung. Die Zahl der Vollzeitkräfte ist in den vergangenen Jahren bereits von 43.300 auf 41.500 Ende vergangenen Jahres gesunken. Nach jüngster Planung sollen es nun bis 2020 etwa 38.000 sein. Ursprünglich sollte der Stellenabbau noch drastischer ausfallen: Geplant war ein Schrumpfen der Belegschaft auf 36.000 Vollzeitkräfte. Die gut 800 Millionen Euro Aufwand für den Konzernumbau hatte die Bank bereits komplett im Jahr 2017 verbucht. Für den Großteil der nun noch abzubauenden Stellen sind Maßnahmen wie Altersteilzeit bereits vereinbart.

Finanzvorstand schraubt Erwartungen für 2020 etwas zurück

Ein Zwischenziel hat die Bank beim Kundenwachstum erreicht: Bis Ende 2018 wurden wie vom Vorstand vorgegeben eine Million zusätzliche Kunden gewonnen. Eine weitere Million soll bis zum Jahr 2020 hinzukommen. Mit mehr Kunden will die Commerzbank auf Dauer mehr verdienen. Aktuell strebt der Vorstand ein jährliches Ertragswachstum von durchschnittlich drei Prozent an.

Finanzvorstand Stephan Engels hat jedoch die Erwartungen für die nächste Zeit bereits etwas gedämpft. Das Institut werde die für das Jahr 2020 geplante Netto-Eigenkapitalrendite (RoTE) von mehr als sechs Prozent voraussichtlich nicht erreichen, sagte Engels im Gespräch mit Analysten zur Jahresbilanz in Frankfurt: „Es ist ziemlich offensichtlich, dass wir das Ziel einer Eigenkapitalrendite (ROTE) von sechs Prozent nicht erreichen werden, da wir das Ertragsziel reduzieren mussten und das Kostenziel beibehalten haben.“ Bereits im November hatte er das Ertragsziel gekippt und stellt nun für 2020 Erträge von 9,2 Milliarden in Aussicht, nachdem die Commerzbank ursprünglich mindestens 9,8 Milliarden vorhergesagt hatte. Im abgelaufenen Jahr hatte die Bank trotz des deutlich gestiegenen Gewinns lediglich eine Eigenkapitalrendite von 3,4 Prozent geschafft.

Die Aktionäre zeigten sich am Donnerstag erfreut über die Entwicklung der Bank. Der Kurs konnte zu Handelsbeginn stark nach oben schießen und steht nach einem Rücksetzer immer noch solide mit 3,41 Prozent im Plus, bei einem derzeitigen Wert von 6,43 Euro.

Commerzbank 5-Tageschart (Xetra)

Seit Anfang des Jahres konnte sich das Wertpapier ein wenig aus dem Abwärtstrend des letzten Jahres befreien.

Geschäftsführung äußert sich nicht zu Fusions-Gerüchten mit der Deutschen Bank

Zu den anhaltenden Spekulationen über eine Fusion mit der Deutschen Bank hält sich Commerzbank-Chef Martin Zielke bedeckt. „Das Umfeld mit Negativzinsen und Preisdruck setzt der Profitabilität von Banken in Deutschland enge Grenzen“, sagte Zielke auf der Jahrespressekonferenz. „Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Spekulationen verständlich, aber Sie verstehen sicher auch, dass ich mich daran nicht beteiligen werde.“

Seit Monaten reißen die Gerüchte über eine Fusion der Deutschen Bank und der Commerzbank nicht ab. Finanzminister Olaf Scholz hat mehrfach die Bedeutung einer starken deutschen Großbank betont und kritisiert, dass es in den vergangenen Jahren in Deutschland keine Industriepolitik in der Finanzbranche gegeben habe.

(Onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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