Commerzbank: Strategie soll geschärft werden – Keine Gespräche mit der ING

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Die Commerzbank sucht nach dem Platzen des Fusionstraums nach Antworten auf Ertragsschwäche und Zinstief. Die Ende April beendeten Gespräche mit der Deutschen Bank über einen möglichen Zusammenschluss hätten „auch gezeigt, wo wir möglicherweise unsere Strategie nachschärfen sollten“, sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke am Mittwoch bei der Hauptversammlung des MDax -Konzerns in Wiesbaden. „Im Herbst können wir Ihnen hierzu mehr sagen.“

Traditionell treffen sich Vorstand und Aufsichtsrat der Bank Mitte September, um den weiteren Kurs des Frankfurter Instituts, dessen größter Anteilseigner der Bund ist, zu erörtern. Mit Ergebnissen der diesjährigen Strategiedebatte wird ab Anfang Oktober gerechnet. Eine Sondersitzung des Kontrollgremiums am Tag vor der Hauptversammlung brachte dem Vernehmen keine entscheidenden neuen Erkenntnisse.

Zielke will mehr

Mit ihrer Konzentration auf Privatkunden sowie Firmenkunden und Mittelstand sieht sich die Commerzbank grundsätzlich gut aufgestellt. Das knapp sechswöchige Ausloten einer Fusion mit der Deutschen Bank hat nach Ansicht Zielkes gezeigt, „dass wir bereits sehr vieles richtig machen“. Dennoch sei auch der Vorstand mit der erreichten Profitabilität „nicht zufrieden“, räumte der Konzernchef ein. „Hier können und müssen wir mehr erreichen.“

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In den ersten drei Monaten 2019 waren die Erträge – also die gesamten Einnahmen der Bank – gesunken. Zugleich war die Steuerlast höher als ein Jahr zuvor. Die Folge: ein Gewinneinbruch. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 120 Millionen Euro und damit weniger als halb so viel wie im Vorjahresquartal (262 Millionen Euro). Für das Gesamtjahr 2019 peilt der Vorstand dennoch unter dem Strich etwas mehr Gewinn an als die 865 Millionen Euro im Jahr 2018.

Geschäftsumfeld bleibt anspruchvoll

Bei Privatkunden und Mittelstand herrscht harter Preiskampf. Die von der Branche herbeigesehnte Wende zu höheren Zinsen lässt auf sich warten, die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Zinstief bis mindestens Ende 2019 zementiert. Teure Regulierung belastet Banken zudem. Auf dem deutschen Markt seien „international wettbewerbsfähige Renditen derzeit nicht zu erzielen“, hatte Zielke im Februar gesagt.

Hat die Commerzbank ohne Partner eine Zukunft? Das fragen sich daher auch Aktionärsvertreter wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Mit kräftiger Werbung um Neukunden sei es der Commerzbank letztlich nur gelungen, „eine noch stärkere Erosion der Ertragsbasis“ zu verhindern, stellte Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) fest.

Der DSW-Vertreter Nieding sagte an Zielke gerichtet: „Man kann ja fast den Eindruck bekommen, dass Sie von einem Wachstumspotenzial „stand alone“ nicht mehr überzeugt sind und an das eigene Haus nicht mehr glauben.“ Schließlich sei Zielke als einer der Treiber einer Fusion mit Deutschen Bank dargestellt worden.

Gespräche mit Deutscher Bank „richtig und wichtig“Zielke verteidigte die im März/April geführten Sondierungsgespräche, die bei der Commerzbank sechs Millionen Euro an Beraterkosten verschlangen, als „richtig und wichtig“: „Wir müssen alle Optionen prüfen, um die Commerzbank einfacher, besser und schneller zu machen.“ Letztlich waren die Vorstände beider Häuser zu dem Schluss gekommen, dass Risiken und Kosten einer Fusion zu groß gewesen wären.

Keine Gespräche mit der ING

Commerzbank-Chef Martin Zielke hat Gerüchte über angebliche Fusionsgespräche mit der niederländischen Großbank ING ins Reich der Märchen verwiesen. Es habe von der ING keine konkreten Angebote zu Verhandlungen über einen Zusammenschluss gegeben, sagte Zielke am Mittwoch bei der Hauptversammlung des Frankfurter Instituts in Wiesbaden. Zwar habe er ING-Chef Ralph Hamers in den vergangenen zwölf Monaten zweimal getroffen. Allerdings treffe er regelmäßig viele Bankchefs bei Konferenzen und anderen Veranstaltungen.

Dividende bleibt stabil

Kleiner Trost für die gebeutelten Commerzbank-Aktionäre: Für das Geschäftsjahr 2018 gibt es die zweite Gewinnausschüttung seit der Rettung des Instituts in der Finanzkrise 2008/2009, wenn auch nur magere 20 Cent je Anteilsschein. Für das Geschäftsjahr 2019 dürfen die Aktionäre auf eine Ausschüttung in vergleichbarer Höhe hoffen.

onvista/dpa-AFX

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Foto: volzformat/shutterstock.com

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