Coronavirus drückt deutschen Außenhandel mit China

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die deutschen Exporteure spüren erste Einbrüche wegen der Coronavirus-Krise bisher vor allem im Geschäft mit China.

So fielen im Februar die Ausfuhren in die Volksrepublik binnen Jahresfrist um 8,9 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, wie das Statistikamt am Donnerstag mitteilte. Die Importe aus China sanken noch stärker - und zwar um zwölf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. China, wo sich die Pandemie anfangs zuerst bemerkbar machte, ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands. "Der stotternde Exportmotor dürfte mittlerweile abgewürgt sein", sagte der Chefökonom vom Bankhaus Lampe, Alexander Krüger. "Eine kurze, aber schwere Rezession ist derzeit wahrscheinlicher als eine lang anhaltende."

Die Forscher des Münchner Ifo-Instituts erwarten, dass auch die gesamte Euro-Zone in den kommenden Monaten in eine Rezession rutscht. Die Wirtschaftsleistung dürfte im ersten Quartal um 2,3 Prozent geschrumpft sein und werde im Frühjahr voraussichtlich um 10,5 Prozent einbrechen, erläuterte Ifo in einer gemeinsamen Prognose mit der Konjunkturforschungsstelle KOF in Zürich. Demnach dürfte es nach dem Abklingen der Viruskrise aber wieder rasch bergauf gehen. Für das dritte Quartal sehen die Experten ein Wachstum von 8,7 Prozent. "Die Corona-Pandemie ist ein beispielloser Schock für die Weltwirtschaft."

Insgesamt exportierten die deutschen Unternehmen im Februar Waren im Wert von 109,3 Milliarden Euro in die Welt. Das ist ein leichter Rückgang von 0,4 Prozent zum Vorjahresmonat. Kalender- und saisonbereinigt kletterten die Ausfuhren zum Vormonat um 1,3 Prozent, während die Importe um 1,6 Prozent fielen. Nach den ersten zwei Monaten steht für die erfolgsverwöhnten Exporteure ein Minus bei den Ausfuhren von 0,8 Prozent zu Buche. Die Coronavirus-Krise dürfte bei der exportlastigen Wirtschaft im März und im April für einen massiven Einbruch gesorgt haben.

Die gesamte Wirtschaft steht 2020 vor einer tiefen Rezession. Das Ifo und weitere Forschungsinstitute sagen in ihrer Prognose für die Bundesregierung einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr um 4,2 Prozent voraus. 2021 soll es um 5,8 Prozent zulegen. Das am Frühjahrsgutachten beteiligte Berliner DIW sieht im Gegensatz zu den anderen Instituten Bedarf für ein Konjunkturprogramm zur Stärkung der Nachfrage. Mit umfangreichen Krediten, Garantien und mit der Kurzarbeit seien zwar bereits wichtige Weichen für das Überleben von Unternehmen und für den Erhalt von Arbeitsplätzen gestellt worden, sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen: "Neben den Sofortmaßnahmen wäre ein Konjunkturprogramm aber ein wichtiger Impuls, um zügig aus der Krise zu kommen und eine Erholung einzuleiten."

Bundesweit haben inzwischen rund 650.000 Betriebe Kurzarbeit wegen des Coronavirus angekündigt. Die Anzeigen kommen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) aus nahezu allen Branchen. Schwerpunkte seien der Einzelhandel und das Gastgewerbe.

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