Coronavirus: Opec senkt Prognose für Ölnachfrage deutlich – Deutsche Bank sieht Rezessionsgefahr für Deutschland – Konjunktur ist „sehr zerbrechlich“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Coronavirus hat in China innerhalb eines Tages erneut fast 100 weitere Todesopfer gefordert. Wie die Nationale Gesundheitskommission am Mittwoch in Peking mitteilte, kamen landesweit 97 Todesfälle hinzu. Die Zahl der Ansteckungen stieg um 2015 Fälle. Sowohl der Anstieg der Todesfälle als auch der neu bestätigten Infektionen fiel den offiziellen Angaben zufolge etwas niedriger aus: Am Vortag waren noch 108 Todesfälle und 2478 neue Infektionen offiziell gemeldet worden. Auf dem chinesischen Festland sind jetzt insgesamt 1113 Tote zu beklagen. Bei mehr als 44.000 Menschen ist eine Infektion mit dem Virus bestätigt, das inzwischen den Namen Sars-CoV-2 erhielt. Die von ihm verursachte Krankheit heißt nun Covid-19 (abgeleitet von: Corona VIrus Disease).

Hohe Dunkelziffer vermutet

Die Zahlen aus China sind allerdings wenig aussagekräftig, generell wird von Experten eine sehr hohe Dunkelziffer vermutet. So sind die Möglichkeiten begrenzt, auf das neue Virus zu testen. Verschiedene Verfahren werden dabei angewandt, wobei häufig auch falsche negative Ergebnisse vorkommen, wie vielfach beklagt wird. Ferner erscheint das sich wandelnde Berichterstattungssystem Chinas mit unterschiedlichen Definitionen der einzelnen Fälle besonders für lokale Stellen kompliziert. Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu melden, als dass sie das wirkliche Ausmaß der Epidemie darstellen.

Mit Blick auf die Lungenkrankheit warnte der für den westlichen Pazifik zuständige Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Takeshi Kasai, „vor Häufungen ohne erkennbare Verbindungen nach China“. Er verwies besonders auf lokale Ansteckungen. Alle Länder sollten sich „auf die Möglichkeit breiterer Übertragungen vorbereiten“. So hat Singapur 47 Fälle, die Hälfte durch örtliche Ansteckungen, während Malaysia 18 Infektionen zählt. Weltweit sind außerhalb des chinesischen Festlands mittlerweile mehr als 500 Infektionen bestätigt, davon 16 in Deutschland.

Rohölmarkt im Sog des Virus

Das Ölkartell Opec hat seine Prognose für die weltweite Nachfrage nach Rohöl kräftig gesenkt. Im ersten Quartal dürfte die Nachfrage um durchschnittlich 440.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag niedriger ausfallen als bisher prognostiziert, wie aus dem Monatsbericht der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hervorgeht, der am Mittwoch in Wien veröffentlicht wurde. In dem Bericht wird ausdrücklich auf die Folgen der Virus-Krise verwiesen. Der Ausbruch des Virus werde sich auf die Nachfrage in Asien auswirken, hieß es.

Laut der aktuellen Prognose rechnet das Ölkartell in den Monaten Januar bis März mit einer weltweiten Nachfrage von 99,51 Millionen Barrel pro Tag, nach bisher 99,95 Millionen Barrel. Das volle Ausmaß der Auswirkungen der Viruskrise dürfte erst in den kommenden Monaten deutlich werden, hieß es weiter. In den vergangenen Wochen hatte die Corona-Krise die Ölpreise stark belastet. Am Montag war der Preis für Rohöl aus der Nordsee noch bis auf 53,11 Dollar je Barrel gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit etwa einem Jahr.

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, haben die Opec-Staaten im Januar im Schnitt 28,86 Millionen Barrel Rohöl pro Tag gefördert. Wegen der niedrigeren Prognose für die Nachfrage geht das Ölkartell davon aus, dass auf dem Weltmarkt im zweiten Quartal ein Überangebot von 570.000 Barrel pro Tag herrschen werde. In der vergangenen Woche hatte eine Expertengruppe der Opec+ eine weitere Reduzierung der Fördermenge um 600.000 Barrel pro Tag empfohlen, um die Ölpreise nach der jüngsten Talfahrt im Januar zu stützen. In der Opec+ sind die Mitgliedsstaaten des Kartells und verbündete Ölstaaten wie Russland zusammengefasst.

Nachdem sich das führende Opec-Land Saudi-Arabien zustimmend zur Empfehlung geäußert hatte, zeigte sich Russland bisher zögerlich. Zuletzt hatte der russische Energieminister Alexander Nowak gesagt, dass die Regierung in Moskau den jüngsten Ratschlag einer Expertengruppe der Opec+ „studieren“ werde.

Rezessionsgefahr für Deutschland kehrt zurück

Die Coronavirus-Krise könnte Deutschland nach Einschätzung der Deutschen Bank in eine Rezession führen. „Wenn unsere Annahme zutrifft, dass das Auftreten des Coronavirus das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um rund 0,2 Prozentpunkte dämpfen könnte, könnte es doch zu einer technischen Rezession in Deutschland kommen“, schreibt Stefan Schneider, Chefökonom für Deutschland, in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Dieses Szenario wertet Schneider als „zunehmend wahrscheinlich“.

Wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinander folgenden Quartalen schrumpft, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft nur knapp an einer solchen Rezession vorbeigeschrammt, nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal geschrumpft war, im dritten Quartal aber leicht zulegen konnte.

Noch vor wenigen Wochen waren Fachleute von einer Erholung der Weltwirtschaft ausgegangen. Ein wesentlicher Grund war die Teileinigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Von dieser Entwicklung sollte auch die deutsche Exportwirtschaft profitieren. Das Coronavirus berge aber „beträchtliche Risiken“ für diese Prognose, warnte der Deutschen Bank-Experte. Dies gelte insbesondere für Deutschland, dessen Exporte nicht zuletzt aufgrund der schwachen Nachfrage aus China gelitten haben.

Nach Einschätzung des Experten Schneider wird das Virus wohl zu negativen Auswirkungen im ersten Halbjahr führen. Selbst ein nur vorübergehender Rückschlag bei der Entwicklung der Unternehmensgewinne in China dürfte dazu führen, dass die Firmen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt „noch vorsichtiger“ werden, schrieb Schneider. Möglicherweise könnte sich daher ein Anstieg der Nachfrage der Chinesen nach deutschen Exportgütern in den späteren Jahresverlauf 2020 verschieben.

Generell beschreibt Experte Schneider die deutsche Konjunktur als „sehr zerbrechlich“. Nachdem schwache Daten zur Industrieproduktion, zum Auftragseingang und zu den Umsätzen im Einzelhandel auf einen leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal hindeuten, könnte die Wirtschaft auch im ersten Quartal schrumpfen. „Eine technische Rezession im Winterhalbjahr erscheint durchaus möglich“, schrieb der Deutsche Bank-Experte.

Aktienmärkte weiter im Bullenmodus - Autowerte profitieren besonders

An der Börse ist jedoch weiterhin keine Spur von Nervosität zu erkennen. Der Dax hat sich weit über die Marke von 13.700 Punkten hinweggesetzt und macht vorerst keine Anstalten wieder umzudrehen. Auch die US-Börsen sind weiter auf Rekordjagd. Besonders Aktien aus der Autoindustrie haben heute stark von der marktbreiten Hoffnung auf letztlich nur glimpfliche Folgen des Coronavirus profitiert. VW, BMW, Daimler und auch Zulieferer wie Continental konnten alle über 3 Prozent Zuwachs verzeichnen.

Autowerte waren am Mittwoch gemessen an ihrem Branchenindex Stoxx Europe 600 Autos & Parts europaweit führend, er stieg um 3 Prozent. Investoren setzen darauf, dass die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus dank der Maßnahmen in China beherrschbar bleiben. Sowohl die Zahl der neuen Opfer als auch die der neu erkrankten Patienten gingen den offiziellen Angaben zufolge am Mittwoch etwas zurück. China gilt als der wohl wichtigste Wachstumsmarkt der Branche.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Naeblys / Shutterstock.com

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