Daimler, VW und BMW: PKW-Neuzulassungen in der EU brechen im Juni ein ++ Dialog Semiconductor: Zahlen überraschen ++ Metro: Soll Sonderdividende Übernahme verhindern?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es könnte langsam eng werden an den Märkten. Obwohl Jerome Powell am Dienstag in Paris erneut auf eine mögliche Zinssenkung der amerikanischen Notenbank hingewiesen hat, haben die US-Indizes sich kaum von der Stelle bewegt. Die Nasdaq hat sogar 0,5 Prozent eingebüßt.

Jerome Powell hat sagte erneut die Notenbank werde die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft „genau beobachten“ und falls nötig „angemessen handeln.“ Die Unsicherheiten hätten zugenommen. Er verwies auf Handelskonflikte und das schwächere Weltwirtschaftswachstum. Damit dürfte Donald Trump endlich seinen Willen bekommen und die amerikanische Notenbank einen Schwenk in ihrer Zinspolitik vollziehen.

Da allerdings fast niemand mehr an dieser Entscheidung Zweifel, ist das Szenario schon im US-Markt eingepreist. Zudem konnten die Banken mit ihren Zahlen nicht vollends überzeugen. Trotz einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr, wurde immer ein Haar in der Suppe gefunden. Entweder waren es Einmal-Effekte, die für eine Steigerung sorgten oder das schwächelnde Investment-Geschäft, das an andere Stelle kompensiert wurde.

Auch die Zukunft der US-Finanzinstitute wird mittlerweile leicht problematisch gesehen. Senkt die Fed die Zinsen, dann belastet das die US-Banken zusätzlich. Zum Beispiel hat J.P. Morgan in seinem Ausblick für das zweite Halbjahr die Erwartungen an die Zinseinnahmen um 500 Millionen gesenkt. In dieser Prognose rechnet die US-Bank allerdings mit drei Zinssenkungen durch die Fed im zweiten Halbjahr. Daher ist noch ein Bisschen Luft nach oben, da Zurzeit die Markterwartungen bei zwei Zinssenkungen durch die Fed liegen.

Daher dürfte heute der Ausblick der Bank of Amerika sehr interessant werden. Unter den US-Banken gilt das Finanzinstitut als der größte Profiteur von der bisherigen Zinspolitik der amerikanischen Notenbank. Die Zahlen werden gegen 12:45 sicherlich mit Spannung erwartet.

Zudem werden heute nach Börsenschluss noch Netflix, IBM, E-Bay und Alcoa ihre Bilanz für das zweite Quartal präsentieren. Nachdem die Nasdaq schon am Dienstag um 0,5 Prozent nachgegeben hat, dürften besonders Netflix und IBM die weiter Richtung der Technologie-Börse vorgeben.

Dax hat weiterhin keine Lust

Wenn der deutsche Leitindex sich schon nicht wirklich von der Rekordjagd der Wall Street anstecken lässt, dann kommt er erst recht nicht aus dem Quark, wenn die US-Börsen stagnieren bis schwächeln. Die guten Nachrichten aus dem Chip-Sektor von Dialog Semicondutor und ASML könnten heute zumindest die Aktie von Infineon etwas anschieben. Allerdings waren die Technologie-Werte in den US am Dienstag nicht sehr gefragt. Es gibt also immer einen Grund vorsichtig zu sein. So startet der Dax heute mit 12.430,85 Punkten fast unverändert in den Tag.

Deutsche Autobauer verzeichnen deutliche Rückgänge im europäischen Markt

Der europäische Automarkt hat im Juni wieder einen deutlichen Rückschlag erlitten. In der EU wurden 1,45 Millionen Pkw neu zugelassen, das waren 7,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Zum großen Teil sei das Minus auf einen Kalendereffekt zurückzuführen, hieß es vom Verband. Im Juni habe es durchschnittlich nur 19 Verkaufstage gegeben, vergangenes Jahr waren es demnach zwei Tage mehr. Aber auch im bisherigen Jahresverlauf steht nach dem ersten Halbjahr ein Minus von 3,1 Prozent zu Buche.

Seit der Einführung des neuen Abgas- und Verbrauchsprüfverfahrens WLTP vergangenen September gehen die Werte zurück, nur im Mai stagnierten die Zulassungen. Mehrere große Hersteller, vor allem Volkswagen, hatten seit der Umstellung viele Modelle wegen fehlender Zertifizierungen nicht liefern können. Produktionsausfälle belasten die Konjunktur der Branche in Europa seitdem deutlich.

Im Juni gab es den Angaben zufolge in Deutschland 4,7 Prozent weniger Zulassungen, auch in den weiteren großen Märkten Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien sanken die Zahlen. Bei den Herstellern verzeichnete der VW-Konzern mit all seinen Fahrzeugmarken ein Minus von 9,5 Prozent, ähnlich sah es bei BMW aus. Daimler lag um 7,6 Prozent unter dem Vorjahr.

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Dialog Semiconductor: Eigene Prognose übertroffen

Der Chiphersteller hat im zweiten Quartal seine eigenen Prognosen leicht übertroffen. Der Umsatz kletterte im Vorjahresvergleich vor allem dank eines einmaligen Lizenzgeschäfts mit dem Großkunden Apple um rund 63 Prozent auf 482 Millionen US-Dollar, wie der im MDax notierte Konzern am Mittwoch in London mitteilte. Damit erzielte das Unternehmen mehr Erlös als zuvor im Bereich von 438 bis 478 Millionen Dollar angepeilt.

Der um Einmaleffekte bereinigte Umsatz stieg demnach um knapp 14 Prozent. Das operative Ergebnis lag bei 216 Millionen Dollar nach 26,2 Millionen vor einem Jahr. Um Einmal- und Sondereffekte bereinigt verdiente der Zulieferer von Smartphone-Herstellern 82 Millionen Dollar und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Zwischen April und Ende Juni habe man dank guter Umsatzentwicklung profitabler abgeschnitten als zuvor gedacht, hieß es.

Der starke Unterschied bei den bilanzierten Kennziffern und den bereinigten Werten geht zum Teil auf den Verkauf einer Sparte an den Großkunden Apple zurück. Anfang April hatte Dialog sein Zuliefergeschäft mit Stromsteuerungschips in weiten Teilen an den US-Konzern verkauft. Das Unternehmen will sich unabhängiger von dem iPhone-Hersteller machen, von dem im vergangenen Jahr rund drei Viertel aller Erlöse stammten.

Die am Mittwoch vorgelegten Eckdaten basieren auf vorläufigen Berechnungen – am 30. Juli will Dialog das detaillierte Zahlenwerk vorlegen.

Kurz & knapp:

Metro: Der Handelskonzern erwägt eine Sonderdividende, um die drohende Übernahme durch den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky zu verhindern. Gezahlt werden könnte diese aus den Erlösen aus dem geplanten Verkauf der Supermarktkette Real sowie des China-Geschäfts, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Eine endgültige Entscheidung gebe es noch nicht.

Metro erhofft sich 500 Millionen Euro aus dem Verkauf von Real an das Immobilienunternehmen Redos. Die chinesischen Aktivitäten könnten mit zwei Milliarden US-Dollar bewertet werden. Um die Aktionäre davon abzuhalten, das Angebot von Kretinsky anzunehmen, könnte Metro nun einen Teil der Erlöse für eine Sonderzahlung verwenden. Anteilseigner, die ihre Papiere andienten, würden leer ausgehen.

BVB: Borussia Dortmund steht offenbar kurz vor einer lukrativen Verlängerung seines Vertrages mit Ausrüster Puma. „Wir befinden uns mit Puma in guten und zielführenden Gesprächen, in denen wir uns zuletzt deutlich angenähert haben“, sagte BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer der „Sport Bild“. „Borussia Dortmund wird einen deutlich werthaltigeren Vertrag abschließen als bisher.“

Zu konkreten Zahlen machte Cramer keine Angaben. Nach Informationen des Magazins soll der Zehnjahresvertrag dem Vizemeister mehr als 300 Millionen Euro einbringen. Es handele sich um eine vorzeitige Verlängerung des noch bis 2022 laufenden Ausrüster-Vertrages mit dem deutschen Sportartikel-Hersteller.

ASML: Der Chipindustrieausrüster ASML sieht eine anhaltende Schwäche bei der Produktion von Speicherchips. Diese dürfte jedoch durch das Wachstum in der Logiksparte mehr als ausgeglichen werden. Aus diesem Grund bestätigte das zu den wertvollsten Unternehmen der Eurozone gehörende Unternehmen seinen Ausblick auf das laufende Jahr. Demnach soll der Umsatz trotz der jüngsten Probleme in der Branche steigen.

Im zweiten Quartal setzte ASML knapp 2,57 Milliarden Euro um und damit etwas weniger als vor einem Jahr, aber deutlich mehr als zum schwachen Jahresauftakt. Der Gewinn stieg im Vergleich zum Vorquartal um rund ein Drittel auf 476 Millionen Euro. Die Bruttomarge habe 43 Prozent nach 41,6 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres betragen. Bei der von Analysten viel beachteten Größe rechnet ASML im dritten Quartal mit einem Wert zwischen 43 und 44 Prozent.

Die Aktie startet mit einem Plus von fast einem Prozent in den heutigen Handelstag.

Villeroy & Boch: Beim Keramikhersteller laufen die Geschäfte schlechter als erwartet. Das Unternehmen hat seine Prognose für den Umsatz sowie den Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) deshalb gesenkt. Grund dafür sei ein Umsatzrückgang um 6,3 Prozent in den ersten sechs Monaten, wie das Unternehmen am späten Dienstagabend in Mettlach mitteilte.

Villeroy & Boch erwartet nun für 2019 einen leichten Rückgang des Konzernumsatzes auf 825 bis 850 Millionen Euro nach 853 Millionen im Jahr zuvor. Das Ebit soll 48 bis 52 Millionen Euro betragen, im Vorjahr waren es 54 Millionen Euro. Zuvor hatte das Unternehmen eine Umsatz- und Ergebnissteigerung von jeweils 3 bis 5 Prozent in Aussicht gestellt.

Von Markus Weingran

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Foto: rvlsoft / Shutterstock.com

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