Dax auf Erholungskurs – Siemens und BASF sonnen sich im Analystenlob, Evotec mit vielversprechender Übernahme – Ceconomy legt überraschend starke Zahlen vor

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Entspannungssignale im Handelsstreit haben dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag zu einer Erholung verholfen. Der Dax machte einen Teil seiner kräftigen Vortagesverluste wieder wett und rückte bis zur Mittagszeit um 0,74 Prozent auf 12129,97 Punkte vor. Der MDax gewann 0,43 Prozent auf 25591,36 Zähler.

Tags zuvor hatten angekündigte US-Sanktionen gegen den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei vor allem die Chipbranche deutlich unter Druck gebracht. Auch wegen des Iran-Konflikts und der dadurch weiter steigenden Ölpreise hatten die Anleger mehrheitlich Vorsicht walten lassen.

Inzwischen lockerten die USA in der Causa Huawei ihre Verfügungen etwas. „So richtig trauen die Investoren dem Braten allerdings nicht“, kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank unter Verweis auf die nur „zaghafte Erholung“. Zu groß sind seines Erachtens die Sorgen, dass der Handelsstreit zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China doch weiter eskaliert. Zudem hängt der deutsche Aktienmarkt laut Händler Sven Kleinhans stark am US-Markt, der daher wegweisend sein dürfte für die weitere Entwicklung im Dax.

Siemens – Kaufempfehlung der Credit Suisse stützt die Aktie

Unternehmensseitig standen im deutschen Leitindex vor allem die Papiere von Siemens im Blick, die um 1,7 Prozent stiegen. Eine Kaufempfehlung der Credit Suisse gab Auftrieb. Die Portfolio-Verschlankung und das Bekenntnis zur Verbesserung der Barmittel-Entwicklung überlagerten die kurzfristigen zyklischen Risiken, schrieben die Analysten der Schweizer Bank, hoben die Aktie auf „Outperform“ und das Kursziel von 115 auf 143 Euro.

Wirecard überwindet 200-Tage-Linie

Auch wieder ganz oben mitspielen konnten die Aktien von Wirecard. Die Papiere der Online-Bank sind heute mit einem Plus von knapp 3 Prozent über die 200-Tage-Linie zurückgekehrt. Der Auftakt der jüngsten Vorwurfswelle der „Financial Times“ hatte die Papiere des Zahlungsabwicklers Ende Januar unter die als Indikator für den längerfristigen Trend geltende Durchschnittslinie zurückgeworfen. Fast die Hälfte an Wert hatten die Papiere bei ihrem Jahrestief von 86 Euro zwischenzeitlich verloren. Nun sind sie drauf und dran, die Scharte komplett wieder auszuwetzen.

BASF erhält Rückendeckung vom Bankhaus Metzler

Die Papiere des Chemieriesen BASF wurden von einer Kaufempfehlung des Bankhauses Metzler gestützt und stiegen um marktkonforme 0,7 Prozent. Nach der erfreulichen Geschäftsentwicklung im ersten Quartal gebe es Anlass zur Hoffnung, dass sich BASF im schwieriger werdenden Umfeld wacker schlagen werde, hieß es.

Evotec begeistert mit vielversprechender Übernahme

Die Anteile des Biotechnologieunternehmens Evotec profitierten von der Ankündigung einer Übernahme und gewannen im MDax 3,3 Prozent. Die Hamburger wollen für bis zu 90 Millionen Dollar (rund 81 Mio Euro) in bar den US-Biologika-Experten Just Biotherapeutics vollständig übernehmen. Der MDax-Konzern verspricht sich davon erhebliche neue Geschäftsmöglichkeiten. Der Evotec-Vorstand deutete daher auch eine Überarbeitung seiner Prognosen an. Die Investoren zeigten sich erfreut: Kurz nach dem Handelsstart am Dienstagmorgen legte die Aktie zeitweise sogar um fast vier Prozent zu.

Der deutsche Wirkstoffforscher sieht in der Übernahme eine vielversprechende Ergänzung seiner bisherigen Produktpalette, die sich bisher auf Moleküle von geringer Masse konzentriert habe. Mit der Übernahme von Just Bio weite Evotec sein Angebot um eine umfangreiche Bandbreite biopharmazeutisch hergestellter Wirkstoffe „auf höchstem Niveau“ aus, teilte das Hamburger Unternehmen am späten Montagabend mit. Diese Wirkstoffe zielten auf Therapiebereiche wie Infektions- und Entzündungskrankheiten, Krebs, Stoffwechselerkrankungen sowie die Schmerzbehandlung.

Evotec rechnet mit einem Abschluss der Übernahme bis Ende Juni. Verkäufer ist ein Konsortium, zu dem der US-Pharmakonzern Merck & Co , die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda sowie Finanzinvestoren gehören. In einer ersten Tranche sollen 60 Millionen Dollar fließen.

Ceconomy überrascht mit starken Zahlen

Ceconomy gewannen im SDax zugleich 4,7 Prozent und profitierten von besser als erwartet ausgefallenen Ergebniskennziffern im zweiten Geschäftsquartal des Unterhaltungselektronik-Händlers. Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März gelang der Mutter der Handelsketten Media Markt und Saturn unter dem Strich die Rückkehr in die schwarzen Zahlen – nach einem Verlust im vergangenen Jahr. Im Tagesgeschäft musste die frühere Metro-Tochter wegen des laufenden Konzernumbaus aber noch Rückgänge verkraften, wie sie am Dienstag in Düsseldorf mitteilte.

Der Elektronik-Händler habe dank einer besseren Kontrolle seiner Betriebskosten besser abgeschnitten als erwartet, schrieb Analyst Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion.

Der Handelsriese hatte zuletzt aufgrund der Online-Konkurrenz mit sinkenden Umsätzen und wegbrechenden Gewinnen zu kämpfen. Der Aktienkurs von Ceconomy war seit der Trennung vom einstigen Mutterkonzern Metro im Sommer 2017 drastisch gefallen. Die neue Führungsspitze um den seit März amtierenden Ceconomy-Chef Jörn Werner und den Media-Saturn-Chef Ferran Reverter versucht nun, den Konzern mit harter Hand wieder auf Erfolgskurs bringen. So hatte Reverter erst im April angekündigt, Hunderte Stellen in der Verwaltung des Elektronikriesen abzubauen. Auch anderswo wird der Rotstift angesetzt, und die Ceconomy-Spitze schrumpft zum 1. Juni auf zwei Vorstände.

(onvista/dpa-AFX)

(Anzeige)

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel