Dax beendet volatilen Handelstag im Minus – Bayer unter Druck, MTU erholt sich, Teamviewer mit deutlichen Verlusten

onvista · Uhr

Die Geschäftsberichtsaison in Europa hält Anleger in Atem. Investoren sahen sich am Dienstag hin und her gerissen zwischen Euphorie über Erholungsanzeichen und Enttäuschung über Milliardenverluste. Nach einem freundlichen Start drehte der Dax im Handelsverlauf ins Minus und schloss 0,4 Prozent tiefer bei 12.600,87 Punkten. Der EuroStoxx50 lag 0,1 Prozent höher bei 3252,17 Zählern. Händler sprachen auch von Gewinnmitnahmen nach dem kräftigen Aufschlag am Montag.

Gesprächsthema blieb die Pandemie: Nach Einschätzung des Ärzteverbandes Marburger Bund hat die zweite Corona-Welle Deutschland bereits erfasst. Börsianer fürchten vor allem, dass zur Bekämpfung des Virus erneut weitreichende Einschränkungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens eingeführt werden müssen. „Neuerliche Maßnahmen und Restriktionen könnten in der Wirtschaft einen erheblichen Schaden verursachen, mit fatalen Folgen für die Finanzmärkte“, sagte Christian Henke, Analyst beim Brokerhaus IG Markets.

Gefragt waren sichere Häfen wie deutsche Bundesanleihen, deren Rendite auf minus 0,560 Prozent fiel. Italienische Bonds rentierten mit 1,015 Prozent ebenfalls zeitweise deutlich niedriger. „Die Wirtschaft hat sich in den letzten Monaten erholt, aber es bleibt abzuwarten, ob es angesichts der geopolitischen Lage und vereinzelten, gezielten neuen Beschränkungen weiter vorangeht“, mahnte Elwin de Groot, Stratege bei der Rabobank. „Wir handeln bereits auf hohem Niveau an den Aktienmärkten, von jetzt an wird es schwieriger werden.“ Auch der Streit über ein weiteres Coronavirus-Hilfspaket in den USA belaste die Märkte. In den USA notierten die Kurse uneinheitlich.

Bayer unter Druck

Bayer-Aktien gerieten nach einem Quartalsverlust von 9,5 Milliarden Euro unter Druck. Mit einem Kursminus von 2,4 Prozent hielten die Papiere die rote Laterne im Dax. Analysten hatten im Vorfeld mit einem geringeren Verlust gerechnet. Der Milliardenverlust geht auf Rückstellungen für den Glyphosat-Vergleich in den USA zurück im Rechtsstreit wegen des angeblich krebserregenden Unkrautvernichters Roundup. Zugleich sorgte der Pharma- und Agrarchemiekonzern nun auch für Rechtsfälle im Pharmageschäft vor, vor allem im Zusammenhang mit der umstrittenen Sterilisationsspirale Essure.

Aktien des weltgrößten Spirituosenherstellers Diageo brachen um 5,4 Prozent ein, nachdem der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr stärker fiel als erwartet. Dagegen schossen die Aktien von BP trotz eines Rekordverlusts und der Halbierung der Dividende um 6,4 Prozent nach oben. Analysten der Bank Berenberg zufolge dürfte im Fokus der Investoren vor allem der Strategiewechsel zur Stärkung des Geschäfts mit Erneuerbaren Energien stehen. Die Dividendenkürzung sei dagegen nicht unerwartet und auch der Milliardenverlust im Rahmen der Prognose.

Infineon traf die Corona-Krise nicht so stark wie befürchtet. Nach einer leichten Anhebung der Jahresprognose stiegen die Aktien um 2,5 Prozent. Dem Halbleiterkonzern zufolge deuten alle Anzeichen darauf hin, dass die Autobranche, die zu seinen wichtigsten Kunden zählt, das Schlimmste hinter sich habe.

Die Papiere von MTU stiegen nach ihrem Vortagsrutsch und positiveren Analystenstimmen als Dax-Spitzenreiter um 5,7 Prozent. Auch im weiter festen Autosektor profitierten die Daimler-Aktien von einem Analystenkommentar und gewannen 2,8 Prozent. Das Bankhaus Metzler stufte sie gleich um zwei Stufen auf „Buy“ hoch.

Im MDax gab es am Dienstag auch diverse Resultate zu verarbeiten. Bei Evonik haben robuste Geschäfte mit Desinfektionsmitteln sowie mit der Pharma- und Lebensmittelbranche die Folgen der Autokrise gemildert. Das operative Ergebnis fiel besser aus als von Analysten erwartet, die Aktien rückten um rund 2 Prozent vor.

Metro wurden ebenfalls nach Zahlen 3,8 Prozent höher gehandelt. Laut Analyst James Grzinic von Jefferies Research ist der Umsatz am Heimatmarkt weniger deutlich zurückgegangen als befürchtet. Außerdem blickt der Handelskonzern wieder positiver in die Zukunft. Der Umsatz im Juli sei nach schlechten Monaten in der Corona-Krise wieder auf Vorjahresniveau gewesen.

Die Aktien von Teamviewer dagegen sackten als MDax-Schlusslicht um 8 Prozent ab, obwohl der Hersteller von Softwarelösungen für Fernwartungen im zweiten Quartal weiter von der Pandemie profitiert hatte. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen. Seit Mitte März hatten sich die Anteilscheine mehr als verdoppelt.

Im SDax gehörten Sixt mit einem Plus von 2,8 Prozent zu den attraktivsten Werten, obwohl der Autovermieter seine Ausblicke auf 2020 und 2021 einkassiert hatte. Wegen der „weiterhin erheblichen Reisebeschränkungen“ im Flugverkehr könne das Unternehmen die Ziele nicht aufrechterhalten, hieß es.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: H-AB Photography / shutterstock.com

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