Dax berappelt sich halbwegs – Grenke macht an Boden gut, auch United Internet und 1&1 Drillisch setzen zur Erholung an

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem Ausverkauf zum Wochenanfang nutzen Anleger die Gelegenheit zum Wiedereinstieg. Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstag jeweils ein gutes halbes Prozent auf 12.633 und 3179 Punkte zu, nachdem sie am Montag etwa vier Prozent abgerutscht waren. „Der Markt macht vielleicht eine Verschnaufpause“, sagte Elwin de Groot, Chef-Anlagestratege der Rabobank. Er wäre aber überrascht, wenn die Talfahrt damit beendet wäre.

Sorgen bereiten Börsianern vor allem die weltweit steigenden Corona-Infektionszahlen. Besonderes Augenmerk gilt hier Großbritannien, wo Premierminister Boris Johnson für England verschärfte Pandemie-Beschränkungen verkündet hat. „Es besteht die Sorge, dass weitere Länder dem Beispiel folgen werden und die Wirtschaft erneut zum Stillstand kommt“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Pfund auf Berg- und Talfahrt

Vor diesem Hintergrund ging das Pfund Sterling auf Achterbahnfahrt. Es kostete am frühen Nachmittag 1,2796 Dollar und 1,0899 Euro. Für den europäischen Touristik-Index ging es knapp zwei Prozent bergab. Die Branche leidet unter den Reise-Beschränkungen. Die Aktien der British Airways-Mutter IAG setzten ihre Talfahrt fort und waren mit 92,44 Pence zeitweise so billig wie zuletzt vor acht Jahren.

Die Titel britischer Kneipenketten, die am Montag teilweise zweistellige prozentuale Kursverluste verbucht hatten, legten dagegen deutlich zu. Investoren seien erleichtert, dass Johnson nur eine auf 22.00 Uhr vorgezogene Sperrstunde erlassen habe, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. „Offenbar werden die Beschränkungen nicht so strikt wie zunächst befürchtet.“ Die Papiere von Marstons und Mitchells & Butlers gewannen bis zu 7,4 Prozent.

Ölpreis stabilisiert – Italienische Anleihen gefragt

Auch am Rohölmarkt ließ der Verkaufsdruck nach. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 41,52 Dollar je Barrel (159 Liter). „Der Weg in die neue Normalität wird zwar hindernisreicher“, sagte Norbert Rücker, Chef-Analyst der Bank Julius Bär. „Die Nachfrage wird das Angebot aber weiterhin übertreffen und der Überschuss langsam schwinden.“

Parallel dazu griffen Anleger auch bei italienischen Staatsanleihen zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Siebeneinhalb-Monats-Tief von 0,869 Prozent. Bei den Regionalwahlen gewann das Rechtsbündnis um die Lega des ehemaligen Innenministers Matteo Salvini die Mehrheit in weniger Regionen als erwartet. Das dämpfe die Furcht vor einem Bruch der Staatsregierung aus Sozialdemokraten und Fünf-Sterne-Bewegung in Rom, sagten Börsianer.

Am deutschen Aktienmarkt stachen die Titel von Grenke mit einem Kursplus von sieben Prozent heraus. Die Finanzaufsicht BaFin will die Leasingfirma genau unter die Lupe nehmen. Ein britischer Finanzinvestor hatte Grenke vergangene Woche Geldwäsche und Täuschung vorgeworfen – und gleichzeitig auf einen Kurssturz der Aktie gewettet. Trotz der aktuellen Erholung notieren Grenke-Papiere immer noch rund 40 Prozent unter dem Niveau vor Beginn der Affäre.

Bei den Aktien von United Internet und 1&1 Drillisch war ein Erholungsversuch angesagt. Für die United-Papiere ging es im MDax um 6,7 Prozent aufwärts und für jene der Mobilfunktochter 1&1 im Nebenwerteindex SDax um 4,2 Prozent. Am Montag waren beide Papiere wegen eines Streits mit Telefonica Deutschland um den Zugang zu deren O2-Netz um bis zu 28 Prozent eingebrochen.

Inmitten des Konflikts legt der Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch nun Hoffnung in die Bundesnetzagentur. Die United-Tochter will die anderen deutschen Netzbetreiber Deutsche Telekom und Vodafone offenbar mithilfe der Regulierungsbehörden zu neuen Verhandlungen rund um die Mitnutzung von deren Netzen bewegen. Am Tag nach dem Kursrutsch blickten ferner einige Analysten auf dem deutlich niedrigeren Kursniveau optimistischer auf United Internet.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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