Dax bleibt bullisch – Biden kommt dem Sieg näher – Commerzbank abgestraft, Linde nach Zahlen gefragt, Munich Re mit düsteren Aussichten und Bitcoin über 15.000 Dollar
In der Hoffnung auf eine Fortsetzung des wirtschaftspolitischen Status Quo in den USA decken sich weitere Anleger mit Aktien ein.
„Mit einem Biden-Sieg und einer republikanischen Mehrheit im Senat wird die neue Regierung Schwierigkeiten haben, viele ihrer geplanten Programme zu verabschieden“, sagte Rich Weiss, Chef-Anleger beim Vermögensverwalter American Century. „Dies ist aus Sicht des Marktes das ‚beste‘ Ergebnis, da es die größte Stabilität verleiht.“ Der Dax legte am Donnerstag rund 1,9 Prozent auf 12.568 Punkte zu. Der EuroStoxx50 stieg um 1,7 Prozent auf 3213 Stellen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann ähnlich stark.
Demokraten dürften es schwer haben
Joe Biden, dem Herausforderer von US-Präsident Donald Trump, fehlen im Wahlgremium nur noch wenige Stimmen für den Einzug ins Weiße Haus. Seine Demokraten verfehlten jedoch ihr Ziel, neben dem Repräsentantenhaus auch im Senat die Mehrheit zu erringen. Damit seien Vorhaben wie eine strengere Regulierung oder Steuererhöhungen vom Tisch, sagte Fondsmanager Michele Pedroni vom Vermögensverwalter Decalia. Allerdings würden die erhofften zusätzlichen Hilfen zur Abfederung der Coronavirus-Folgen geringer ausfallen als gedacht.
Hier werde aber die US-Notenbank in die Bresche springen, betonte Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses IG. „Die Fed wird ihre Wertpapierkäufe wohl mit einem matten Seufzer ausweiten müssen, um die Zeit zu überbrücken, bis ein Hilfspaket der Regierung verabschiedet ist.“ Die Notenbank werde am Donnerstag aber noch nicht aktiv werden, prognostizierte Dirk Steffen, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) werde sie die Tür für neue Geldspritzen im Dezember aufstoßen.
Dollar auf Talfahrt – Gold im Aufwind
Dies setzte der Weltleitwährung erneut zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um ein knappes Prozent. Im Gegenzug gewann der Euro 0,8 Prozent auf 1,1817 Dollar. Gleichzeitig deckten sich Anleger mit Gold ein, das sich um gut zwei Prozent auf 1945 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte. Das Edelmetall dient häufig als Absicherung gegen Inflation.
„Wir stehen am Rande eines Bürgerkrieges“
Einige Börsianer warnten aber davor, angesichts des knappen US-Wahlausgangs auf eine reibungslose Machtübergabe zu vertrauen. Trump werde sich verbissen an die Macht klammern, prophezeite Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. „Wir stehen am Rande eines Bürgerkrieges und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Trump die Pforten hierfür öffnet.“
In mehreren US-Städten zogen sowohl Trump- als auch Biden-Anhänger auf die Straßen, einige von ihnen mit Waffen. Gleichzeitig brachte Trump seine Anwälte in Stellung, um die laufende Auszählung in einigen Bundesstaaten zu stoppen oder um eine Neuauszählung durchzusetzen.
Bitcoin durchbricht die Marke von 15.000 Dollar
Die Hängepartie bei der US-Wahl treibe einige Investoren in alternative Anlageklassen wie Bitcoin, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Außerdem profitiere die älteste und wichtigste Cyber-Devise weiterhin von den Plänen des Zahlungsdienstleisters PayPal, Cyber-Devisen als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Der Bitcoin-Kurs stieg um mehr als neun Prozent und war mit 15.316 Dollar so hoch wie zuletzt während des Hypes zum Jahreswechsel 2017/2018.
Linde nach Zahlen gefragt
Am deutschen Aktienmarkt gehörte Linde mit einem Kursplus von fast sechs Prozent zu den Favoriten. Der Industriegase-Hersteller habe im dritten Quartal besser abgeschnitten als gedacht und als die Konkurrenz, kommentierte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Auf Basis der angehobenen Gesamtjahresziele würden sicher auch die Analystenprognosen steigen.
Delivery Hero an der Dax-Spitze
An der Dax-Spitze setzten die Titel des Krisengewinners und Essenslieferanten Delivery Hero ihren Siegeszug mit erneuten Kursrekorden fort. Mit einem Plus von 8,1 Prozent gingen sie letztlich aus dem Tag. Im Jahresverlauf ist Delivery der mit Abstand am besten gelaufene Wert im Leitindex mit einem Kursgewinn von fast 63 Prozent, während beim Dax ein Verlust von rund 5 Prozent zu Buche steht. Dabei hat das Unternehmen bisher noch nicht in die schwarzen Zahlen gefunden und das wird ihm auch in diesem Jahr nicht gelingen.
Wilder Ritt bei HeidelbergCement
Die Zahlen von HeidelbergCement sorgen für eine Berg- und Talfahrt der Aktien. Bei Analysten kam das Zahlenwerk einerseits sehr gut an. Andererseits sorgen sie sich um die Nachhaltigkeit der starken Geschäftsentwicklung. Die Aktien gewannen letztlich 1,3 Prozent.
Munich Re mit düsteren Aussichten
Die Titel von Munich Re sanken am Dax-Ende nach Quartalszahlen dagegen um 3,3 Prozent. Der Rückversicherers will nach wie vor keine Gewinnprognose für 2020 geben. Das machte Linde anders: Der Industriegaskonzern kam bisher besser als erwartet durch die Corona-Pandemie und hob nun seine Jahresziele an. Die Aktien legten um 5,7 Prozent zu.
Commerzbank wird abgestraft
Im MDax landeten die Commerzbank-Aktien nach vorgelegten Quartalszahlen mit minus 5,8 Prozent auf dem vorletzten Platz. Die Index-Spitze nahmen die Papiere von ProSiebenSat.1 mit plus 8,9 Prozent ein. Die Werbeerlöse des Medienkonzerns erholen sich allmählich wieder und ProSieben gelang die Rückkehr zu schwarzen Zahlen.
GM stark
An der Wall Street rückten die Papiere von General Motors (GM) zwei Prozent vor. Dank des starken Absatzes profitabler Pickups und SUV machte der Autobauer einen überraschend hohen Quartalsgewinn. Die Gewinnmarge von 15 Prozent sei beeindruckend, lobte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies.
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onvista/dpa-AFX
Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com
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